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Nachfolgendes aus einem Brief.
Um unnötiges Hickehacke zu vermeiden sei der fördernde Staat als X bezeichnet und der geförderte Künstler als Y. Sind ja sowieso Variable, da solches in unseren fortschrittlichen Zeiten überall und fast jedem passieren könnte.
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Mit der Finanzierung besagten Films ging das wie folgt:
Eine X-ische staatliche Organisation hatte ein Programm, in dessen Rahmen sie einige kleinere Projekte förderte; darunter auch den Film von Y. Die Fördersumme für diesen Film betrug 10.000 Euro; die paar weiteren Projekte – die ich im Einzelnen nicht kenne – bewegten sich alle summenmäßig in Etwa auf dieser Ebene. An Fördermitteln dürften für alle Projekte zusammen so maximal 100.000 Euro geflossen sein.
Das Gesamtbudget dieses Programms betrug nun Zwei Millionen. Die restlichen ca. 1.900.000 Euro wurden ausgegeben für Gehälter, Spesen, Auslandszuschüsse, Hotelaufenthalte, Reisen usw… der Mitarbeiter jener X-ischen Organisation.
[...] Leute also, die, wenn sie so hoch finanziert werden, offenbar sehr viel können. - Nach dem, was ich mitbekommen habe, handelt es sich dabei tatsächlich um Leute, die über das Können verfügten, an Jobs heranzukommen, in denen es sich ohne besonderes sonstiges Können gut leben läßt.
Inhaltlich mischten sie sich in die Arbeit am Film nicht ein; Y mußte nur über jeden ausgegebenen Cent genau Rechenschaft ablegen.
Und nun, da der Film fertig ist, haben sie die volle Kontrolle darüber; für jeden Schritt, der über das private Angucken hinausgeht, muß Y in mühsamen bürokratischen Prozeduren die Erlaubnis einholen.
Was man ja noch halbwegs verstehen könnte, wenn diese wackeren X-er sich nun selber um „Promotion“ kümmern würden. – Tun sie aber nicht; sie beschränken sich darauf, zu kontrollieren, daß niemand anders sich darum kümmert. Um das selbst zu tun bräuchten sie vermutlich weitere zwei oder mehr Millionen, damit sie kompetente Mitarbeiter, mit dem Film in den Aktenkoffern, weltweit erster Klasse reisend und in teuersten Hotels übernachtend herumschicken können; und diese Millionen scheinen nicht vorhanden.
Nachbemerkung
Diesen Text findet man auch in einer Zusammenstellung, die den Titel trägt "Wegmarken auf dem Weg in die Katastrophe" und die man unter https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/KL_Wegmarken.pdf anschauen und/oder herunterladen kann.
Aus dem Vorspann:
"Bewußt bin ich mir, daß zu dem Zeitpunkt, da ich diese Vorbemerkung in den Computer tippe (Ende April 2013), viele Zeitgenossen nicht recht verstehen werden, von welcher Katastrophe hier die Rede sein könnte.
Und im Herbst 2008, als die erste der hier veröffentlichten Notizen zustandekam, waren es zweifellos noch viel mehr.
Doch die Zeiten ändern sich; immer mehr von jenen, die von keiner herannahenden Katastrophe etwas merkten oder merken wollten, werden von deren sich ausweitenden und sich Platz bahnenden Fluten erfaßt oder direkt damit konfrontiert, oder entdecken aus sonstwelchen Gründen, daß irgendwas nicht stimmt."
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