(müßte eigentlich heißen „von Gedanken“, da, streng genommen, Gedanken, wo sie wirklich Gedanken sind, immer „neu“ sind und man in unseren denkfaulen Zeiten unter „neuen Gedanken“ in der Regel neue Dogmen versteht; doch lassen wir det mal, mit vorliegender Anmerkung versehen, so stehen.)
Die Zeiten, da man nach Amerika auswandern konnte und die Chance hatte, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen, sind längst vorbei.
Wer heute in Europa einmal Tellerwäscher war oder gar Sozialhilfeempfänger, der ist in diesen Zeiten des alles zuzementierenden Schematismus für sein Lebtag gezeichnet und hat es schwer, seiner Umgebung klarzumachen, daß er außer Teller waschen oder Sozialhilfe empfangen auch noch anderes kann oder könnte, wenn man ihn ließe.
Den sturen Schematismus haben wir Europäer praktisch mit der Muttermilch eingesogen; durch entsprechende Erziehung und Ausbildung (eigentlich eher Dressur, bei der einem genau vorgegeben wurde, wie man in bestimmten Situationen zu handeln und zu „denken“ hat) wurde er gefestigt und zementiert; und nun haben wir den Salat.
Gegen sturen Schematismus sind ausdrücklich auch nicht diejenigen gefeit, die im Rahmen aller möglichen Programme dem Fortschritt Bahn brechen, menschenwürdige soziale Strukturen schaffen, den Schematismus besiegen, das Denken befreien wollen, und was es sonst noch alles gibt. Und auch der Verfasser vorliegender Zeilen, der es schon seit Jahren vorzieht, sich von der europäischen Heimat des sturen Schematismus in sicherer Entfernung zu halten, kommt nicht umhin, in strenger Selbstkontrolle Ansätze zu selbigem immer wieder in sich aufzuspüren und unschädlich zu machen.
Zu behaupten wage ich, daß es sogar weniger der sture Schematismus bei den Gegnern vordergründig menschenfreundlicher Programme ist, der die Sache schwierig macht, sondern viel mehr noch dessen unhinterfragte Überreste bei deren Befürwortern und Aktivisten. Dies gilt, wie ich aus Erfahrung weiß, für viele weitreichende Bestrebungen, die eben aus dem Grunde zur Unfruchtbarkeit verdammt sind, weil deren Vertreter es unterlassen, auch ihre eigene - oft hinter wohlklingenden Theorien und Programmen versteckte und ungestört sich austobende – Gesinnung unter die Lupe zu nehmen.
Eine gewisse schematismusfreie Beweglichkeit kann man noch in manchen Ländern der ehemaligen Sowjetunion finden. - Im Westen hört man immer wieder die Behauptung, diese Länder müßten noch sehr viel vom Westen lernen. Nun ist in diesen Ländern, was die Makrostrukturen betrifft, sehr vieles schief gelaufen (übrigens nicht ohne die Hilfe aus dem Westen importierten Unsinns; und selbst der Kommunismus war ja im Grunde ein Westimport); ansonsten bin ich der Ansicht: daß der Westen, wenn er nicht erstarren und auseinanderkrachen will, sehr viel bei der Bevölkerung dieser Länder zu lernen hat; in erster Linie: Offenheit und geistige Beweglichkeit.
Eben dies hatte ich noch sagen wollen.
Prost
Raymond
1 Kommentar:
Moin,
neu und in alter Verbundenheit.
Paukstadt
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