Vor kurzem korrespondierte ich mit einem Freund, der mir davon berichtete, daß jemand ihn zu Facebook eingeladen hat. Er schrieb, daß er die Einladung angenommen hat und daß er keine Ahnung hat, was er da soll. - Ich selbst bin schon lange bei Facebook; auch deshalb, weil jemand mit eingeladen hatte; und was ich da soll, wußte ich auch nicht.
Unsere Korrespondenz machte mich neugierig; und ich begann, dieses Facebook mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Unter anderem probierte ich aus, wie man dortselbst eine Gruppe gründet. Das ging ganz leicht; und seitdem existiert bei Facebook die Gruppe „Anonyme Kanalisationsbewohner“.
Womit wir, nach dieser kurzen Einleitung, beim eigentlichen Thema dieses Eintrags angelangt wären.
Ein Tätigkeitsbereich für diese neugegründete Gruppe war schnell gefunden und ausformuliert; und zwar lautet das nun:
“Unser Ziel ist die Entwicklung ehrlicher, aufrechter Dämlichkeit, wie sie sich in unseren schwierigen Zeiten ins Kraut schießender maskierter Dummheit nur in der Unterwelt entfalten kann.”
Unvorhergesehenerweise kam es in dieser Gruppe dann sogar zu einer gewissen Aktivität; und im Weiteren entstand der Eindruck, daß ich manches Volks, das mich früher noch halbwegs ernst nahm, durch selbige Gründung leicht verunsichert hatte.
In einem Forumbeitrag versuchte ich etwas später, das Gruppenziel in ernsterem bzw. in halbernstem Tonfall noch genauer zu umreißen:
“Die Welt, in der wir leben, wird immer verrückter und absurder; und das Absurdeste an der ganzen Sache besteht darin, daß nur die wenigsten die ganze Tiefe der Absurdität erfassen können und daß es sogar noch immer genügend solche gibt, die überhaupt nix merken. – Wir aber, die uns noch einen Rest an Bewußtheit bewahrt haben, wollen unser Schicksal nun selbst in die Hand nehmen, die Absurdität aus ganzem Herzen erkennend bejahen und bewußt verblöden. Denn ein Zurück zum gesunden Menschenverstand gibt’s nicht mehr; dazu ist alles bereits zu verfahren.”
Was, wie ich merkte, einige wenige, die das lasen, in tiefste Verwirrung stürzte.
Die Wurzeln jener Verwirrung seh ich natürlich; aber sie in ebenselbigem Forum aufzuzeigen wäre ein Stilbruch. Deshalb tu ich das, ganz egal für wen, hier an diesem Orte.
Bewußtes Verblöden ist nämlich, rein vom Prinzip her, gar nicht möglich. Denn in dem Moment, wo ich meine eigene Blödheit unter die Lupe nehme, hört automatisch alles Verblöden auf. Zu anderen Momenten mag ich so blöd sein wie auch immer; aber eben dort, wo ich meiner eigenen Blödheit als solcher bewußt bin und sie in ihren Verästelungen, in ihrem Sein ausmachen kann, bin ich es nicht.
So daß das Gruppenziel, wie ich es formuliert habe, ein Widerspruch in sich ist; und wer sich noch ein leises Gespür bewahrt hat für Realität und jenen Widerspruch nicht sofort schnallt, kann durch selbige Formulierung in Verwirrung geraten.
Wer seine eigene Blödheit unter Kontrolle hat, dem steht es natürlich frei, für sich und unter seinesgleichen seine gedankliche Freiheit zu genießen und nach außen hin weiter den Blödmann zu spielen; sogar, nach Lust und Laune, sich noch blöder zu geben, als er vorher war; warum nicht? – Und die Absurdität, nachdem man sie als solche erkannt hat, bejahen, bedeutet ganz einfach: darüber lachen.
Prost
Raymond
Raymond
p.s.: So langsam komm ich dazu, solche Leute wie den Eulenspiegel zu verstehen. Tiefschürfende Analysen – selbst wo sie wirklich tiefschürfend sind – bringen uns nicht mehr weiter; unsere Zeitgenossen sind im Allgemeinen zu verkopft, als daß sie noch etwas verstehen könnten. Einfach etwas umrühren; ob es wem hilft oder nicht iss egal; als Mindestes hat man selbst seinen Plausch daran.
Nochmal:
Prost
2 Kommentare:
Ja, wo ich es weiß weiß, bin ich es nicht. Aber "Ich bin blöd" (und ich bin blöd) ist eine kleine Insel. Eine sehr kleine. Was, wenn die Flut kommt?
Weiß ich auch nicht. Lassen wir sie mal kommen (sie kommt gewiss) und sehen, was sich ergibt. Sie wird uns allen sehr zu schaffen machen; darunter auch denjenigen, die sich in ihr wirres gescheites Geschwafel über Flut und Nichtflut so verheddert haben, dass sie schon nicht mehr merken, was los ist.
Prost.
Kommentar veröffentlichen