Zum Selberdenken, zum Hinterfragen von Festgefahrenheiten und Vorurteilen kann man durch gezieltes Fragen anregen; oder auch, indem man – etwa in literarischer Form – die Vorurteile und Festgefahrenheiten locker und ungezwungen in ihre verschiedenen absurden und komikbehafteten Verästelungen weiterverfolgt.
Keineswegs aber kann man zum Selberdenken anregen, indem man plakativ neue Inhalte vorsetzt. Wo wirklich selber gedacht wird werden die Inhalte vom Denkenden selber geschaffen; das muß man schon ihm überlassen.
Wo solches nicht beachtet wird stolpert man, gemeinsam mit den „zu bekehrenden“, nur von einer Festgefahrenheit in die andere.
Wer agitierend bekehren will, ist selbst befangen.
Nachbemerkung 1:
Womit natürlich nix gegen das Vorstellen von Inhalten gesagt sei; ist nur die Frage, wie man das bewerkstelligt. Womit man lebt, was man selbständig von allen Seiten durchdenkt und durcharbeitet, stellt man – fast automatisch – auch so dar, daß es für andere zur Anregung und nicht zur Mausefalle wird.
Nachbemerkung 2:
Und auch die plakative Form hat für verschiedene Bereiche unseres Daseins ihre Berechtigung. Wenn in der Gebrauchsanleitung eines Geräts geschrieben steht, daß ich zum Hervorrufen einer gewünschten Funktion erst die taste A und dann die Taste B drücken muß, und daß ich auf keinen Fall zuerst die Taste B drücken darf, weil sonst alles durcheinander kommt, so werde ich sklavisch bestrebt sein, alles genau so zu tun, wie es da steht; ohne die geringste Ahnung zu haben, was zwischen dem richtigen oder falschen Drücken der Tasten und dem Erscheinen der gewünschten Funktion oder des angedrohten Durcheinander in dem Gerät für Prozesse ablaufen. Besonders in unserer elektronikgeprägten Zeit, wo man gar nicht die Möglichkeit hat, sich über jede technische Einzelheit schlau zu machen, geht das gar nicht anders; auch wenn es von manchen – wie zum Beispiel von mir – als lästig empfunden wird.
Nur bei Lebensfragen (darunter: sozialen Fragen), die nach realem unmittelbarem lebendigem Verstehen drängen, ist das nun mal nicht angebracht und funktioniert auch nicht; selbst wenn es zunächst manchmal so aussehen mag, als funktioniere es.
So isses.
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