„Im Bemühen, einen alles erstickenden unguten Zwischenzustand zu überwinden, müßte man, was man heute „Kultur“ nennt, erst mal richtig und in aller Gründlichkeit auf den Kopf stellen; und wenn wir das geschafft haben: endlich mal versuchen, uns zu kultivieren.“
(Wilhelm von Dorten)
Was man heute als „Kultur“ bezeichnet, ist ein wirrer Eintopf aus traditionell übernommenen Äußerlichkeiten und sonstigem Unsinn, der mit dem ursprünglichen Kulturbegriff kaum noch zu tun hat.
Im ursprünglichen Sinne ist Kultur nämlich ein mehr oder weniger bewußt durchgeführter Kultivierungsprozeß; und all die Gebäude, Bilder, literarische Werke sind bloß aus diesem Prozess heraus entstandene Wegmarken.
All die sogenannten „kulturellen Werte“ sind Resultate eines lebendigen „Kultivierungsbemühens“ und streben darnach, in Fortführung eines bewußten Prozesses sich weiterzuentwickeln oder, falls sie nicht mehr in die Zeit hineinpassen, im Laufe der weiteren Kultivierung abzutreten und sich durch passendere ersetzen zu lassen („Was gut und böse ist das weiß noch keiner; es sei denn: der Schaffende“ sagt Nietzsche ganz richtig. Wo kein bewußtes Streben, Kultivieren vorliegt, ist auch kein Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Schön und Häßlich; man lebt und 'empfindet' rein nach Vorschrift oder nach Gewohnheit)
Natürlich verbessert ein bewußtes „Sichkultivieren“ das soziale Miteinander. Wer stumpfsinnig in engsten Horizonten seinem erbärmlichen Behagen lebt und ohne Andeutung eines eigenen Gedankens seine Promis nachplappert und nachahmt – von dem ist sozial wohl nicht viel zu erwarten.
Im weiteren zwei Links zu den Arbeiten bereits verstorbene Zeugen jenes sich bereits über endlose Jahrzehnte dahinerstreckenden Degradierungsprozesses, in welchem Kultur als bewußter Kultivierungsprozeß zur Kultur als trübem Eintopf von Äußerlichkeiten verkommt:
Genealogie des Bildungsphilistertums
Und wenn nach und nach aufgrund des zunehmenden sozialen Chaos mitsamt Wirtschaftchaos die Mittel knapp werden für das Konservieren und Reproduzieren übernommener Werte, so verdanken wir selbiges ebendiesem vermurxten Kulturbegriff, der Entwicklung durch Konservieren und Reproduzieren erstetzt.
Denn zum Funktionieren des sozialen Zusammenwirkens braucht es wache sich entwickelnde Menschen.
So isses
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