(Zwiebelguru mit Anhängern)
Jemand bat mich, einen kurzen Text sprachlich "aufzubereiten", darin es um den "gesunden Menschenverstand" sowie um die häufig zu hörende Aufforderung ging, "sich seines gesunden Menschenverstands zu bedienen".
Die zentrale Aussage dieses aufzubereitenden Textes bestand darin, daß, wenn man streng definiert, es einen allgemeinen gesunden Menschenverstand nicht geben kann, und daß demnach jeder seinen eigenen Menschenverstand hat, der nicht allgemeinverbindlich ist.
Ich bereitete das denn auf und schickte es in aufbereiteter Form und nachfolgend wiedergegebener Anmerkung zurück.
Bevor ich diese bei Aufräumarbeiten gefundene Notiz dem Datennirvana überantworte, sei sie noch, leicht überarbeitet und erweitert, im Blog veröffentlicht:
Wenn es keinen allgemeinen "gesunden Menschenverstand" gäbe, könnten wir auch nicht allgemeingültig "streng definieren".
Wenn wir die Gültigkeit des Denkens wegdekretieren wollen, müssen wir uns hierzu des Denkens bedienen; und wenn wir dieses Wegdekretieren als verbindlich betrachten, wenigstens für diesen einen Ausnahmefall dem Denken Gültigkeit zuerkennen.
Ich schließe mich deiner Aussage nicht an, verstehe aber, was du sagen willst, und unabhängig davon, ob ich einverstanden bin oder nicht, bring deinen Text in eine angemessene sprachliche Form. Ich kann mich also denkend in Beziehung setzen zu einer Aussage, die ich ansonsten als nicht stimmig betrachte.
Mit etwas Übung kann man durchaus erkennen, wo man selbst oder jemand anders sich im "allgemeingültigen Denken" bewegt und wo nicht; und wo man sich in diesem Bereich bewegt, kann man sich auch verständigen.
Alles andere ist nicht Denken, sondern gedankenloses Zustimmen oder Ablehnen.
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Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang natürlich noch die Tatsache, daß mit der Aufforderung "sich seines gesunden Menschenverstands zu bedienen" nicht automatisch gemeint ist, der Angesprochene soll sich in das Reich vorurteilslosen Denkens erheben. Gemeint ist damit oftmals bloß die Aufforderung, sich vorbehaltlos der Meinung des Sprechenden anzuschließen.
Gut erinnere ich mich an einen von meinem Vater häufig verwendeten Ausspruch: "Überleg doch mal!"
Und schon im zarten Kindesalter war mir deutlich, daß er damit keineswegs meinte, ich soll "überlegen", sondern es war eine väterliche Aufforderung, mich in braver Sohnespflicht seinem Meinungsbrei unterzuordnen.
Doch hat das nichts mit einer Subjektivität des realen "gesunden Menschenverstands", des realen "Überlegens" oder "Denkens" zu tun, sondern bloß mit der Unfähigkeit mancher Leute, das, was sie tatsächlich meinen, klar in Worte zu fassen.
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