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Autor:
Raymond Zoller
Obigen Screenshot entdeckte ich auf Facebook bei den "Hooligans gegen Satzbau".
Zu diesen "Hooligans" hab ich mich hier schon mal geäußert; benutz auch gelegentlich ihre Sammlung als Inspirationsquelle für poetische Werke.
Selbige "Hooligans" korrigieren also in selbstaufopferndem Bemühen in fehlerhaftem Deutsch verfaßte schriftliche Äußerungen der verschiedensten – meist stramm deutschnational eingestellten – Persönlichkeiten, um selbigen bei der Aneignung der Sprache des von ihnen so wacker verteidigten Volkes hilfreich zur Seite zu stehen, und vielleicht auch, um auf die lamentable Bildungssituation aufmerksam zu machen.
Ein durch und durch löbliches Unterfangen.
Nur manchmal schießen sie übers Ziel hinaus. Nicht schlimm; kann jedem passieren; aber, eben: manchmal schießen sie übers Ziel hinaus.
Neben den eigentlichen – aus mangelndem Vertrautsein mit der Sprache resultierenden – Fehlern gibt es nämlich auch noch offensichtliche Flüchtigkeitsfehler. Flüchtigkeitsfehler, wenn sie sich in Grenzen halten, sind in sozialen Netzwerken bei schnell mal dahingetippten Beiträgen legitim; die passieren jedem. Und nicht jeder ist mit der Tastatur genügend vertraut, um tippfehlerfrei seine Gedanken auf den Schirm zu bringen. Hat alles nix mit mangelnden Sprachkenntnissen zu tun, sondern eher mit der Tücke des Objekts. Und wenn man nun, nur weil man mit dem Inhalt nicht einverstanden ist, solche Flüchtigkeitsfehler oder Tippfehler zu sprachlichen Fehlern hochstilisiert, so ist das, schlicht und einfach, unfair.
Sprachlicher Murx hat in diesem Kontext nur dann mit dem Inhalt zu tun, wenn stramm deutschnational gemeinte Beiträge offensichtlich ohne rechte Kenntnis der deutschen Sprache und ohne Sinn für logischen Zusammenhang verfaßt wurden. Dies ist das Revier für die "Hooligans gegen Satzbau"; und hier gibt es genug zu tun.
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Nach diesem langen Vorspann zu obigem Zitat von einem Herrn "Bond":
Das Gemeinte ist in diesem Fall verständlich und nachvollziehbar, und die Fehler – machen eher den Eindruck von Flüchtigkeitsfehlern – halten sich in Grenzen.
Gemeint sind offensichtlich die hochgelahrten sich hinter ihren akademischen Graden versteckenden Intellektuellen (das 'a' in 'hochgelahrten' ist weder Fehler noch Flüchtigkeitsfehler, sondern ganz bewußt getippet). – Es gibt nun mal solch gelahrtes Volk, das, weder sich noch die Welt verstehend, auf seinen akademischen Graden ausruht; und eben diese Leute machen sich mitunter sehr lautstark bemerkbar; und weil sie so laut sind, identifiziert man sie mit dem – akademisch betitelten wie unbetitelten – denkenden Volks.
Mit 'Doktoren' sind sicher keine Mediziner gemeint, sondern eher "alle die Laffen, Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen" (um auch mal ein Faust-Zitat zur Anwendung zu bringen).
Das "kleine Volk" fühlt sich von seinen Intellektuellen nicht verstanden und allein gelassen. Aus völlig verständlichen Gründen.
Das "kleine Volk" – besonders in den europäischen Breiten – ist autoritäts- und titelhörig; doch hinter diesen Titeln – egal ob gekauft, erschwindelt oder durch Berücksichtigung des gesetzlich vorgesehenen Rituals erworben – verstecken sich zunehmend offensichtliche Nullen, die weder sich noch die Welt verstehen. (Erst vor kurzem hab ich ein solches Professorenindividuum unter die Lupe genommen: http://klamurkosophisch-sprachliches.blogspot.com/2015/05/von-einem-professorenindividuum.html; nur als Beispiel, um zu zeigen, wie ernst die Lage ist)
Aber irgendwie braucht man ja Hilfestellung von geistig stärker entwickelten Persönlichkeiten; nicht im Sinne von Nachplappern, sondern im Sinne von Anregungen, um selbst was zu kapieren. Solche Persönlichkeiten gibt es; aber meist ohne akademische Titel (oder vorhandene Titel versteckend); und deshalb werden sie von dem autoritätshörigen "kleinen Volk" nicht so recht ernstgenommen.
Zum Beispiel gibt es in Deutschland sehr intelligente sehr gut durchblickende Kabarettisten. Doch das sind nun mal Kabarettisten. Hofnarren gewissermaßen. Es gibt auch fähige und verantwortungsvolle Journalisten. Doch die werden von den Machthabern diffamiert, beiseitegedrängt, da sie stören.
Es gibt durchaus "authentisches" intelligentes durchblickendes Volks; aber das wird aus den verschiedensten Gründen nicht zur Kenntnis genommen.
Bleiben nur die "Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen". Deren Unzulänglichkeit zunehmend durchschaut wird.
Hier haben wir es mit einem ganz realen, das kulturelle und soziale Geschehen beeinflussenden Problem zu tun, auf welches jener "Bond" auf seine Weise und nicht einmal ungeschickt aufmerksam macht.
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Obiges ist ein überarbeiteter Kommentar, den ich auf Facebook veröffentlicht hatte.
Zu diesem Kommentar gab es eine Antwort, die da, knapp zusammengefaßt, lautete: daß das "kleine Volk" nicht versteht, wie schwierig es ist, sich in der Politik zurechtzufinden, und daß es allemal besser ist, wenn Menschen mit entsprechender Vorbereitung 'ans Ruder' kommen.
Worauf ich antwortete:
Daß das "einfache Volk" sich die Sache einfacher vorstellt, als sie ist, ist das eine; daß es sich von seinen "Intellektuellen" alleinegelassen fühlt - das andere. Was da mitunter für "Intellektuelle" sich zu Universitätsprofessoren mausern können, sieht man ja am Beispiel dieses Genderisten; man könnte auch andere Beispiele anführen. Was das "Intelligentsein" der Politiker betrifft, so hat man weltweit, von Ausnahmen abgesehen, den Eindruck einer "Auswahl der Schlechtesten". Die soziale Gestaltung ist in der Tat nicht einfach; ein paar Wenige haben den Überblick, um irgendwie damit umgehen zu können; und die meisten blicken, wie man meinen möchte, nicht viel besser durch als das "einfache Volk"; oder verfolgen irgendwelche eigene Ziele, die nicht unbedingt mit dem Wohle des Volkes vereinbar sind; wobei sie, sei es ihre Unfähigkeit, sei es die eigenen Ziele hinter irgendwelchen leeren Phrasen verstecken.
Daß es bei solcher Konstellation das "einfache Volk", wenn es den Betrug merkt oder spürt, entweder zu totaler Anarchie oder zu einem totalitären System unter einem aus dem Volke kommenden "Starken Mann" drängt - ist schlecht, aber verständlich.
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Noch eine weitere Antwort gab es, die ich der Einfachheit halber unverändert hereinkopiere:
Man könnte noch einen Schritt zurücktreten. Und sich fragen, wie es kommt, dass Menschen sich freiwillig so sehr erniedrigen und entwürdigen, dass sie sich als »das kleine Volk« oder »der kleine Mann« oder »wir hier unten« bezeichnen. Jemand, der so wenig Selbstachtung besitzt, darf sich nicht wundern, wenn ihm auch von Dritten keine entgegengebracht wird. Mich widern Menschen ohne jeden Selbstrespekt an, denn sie haben zwangsläufig auch keinen Respekt vor anderen. Vorschlag: Aufstehen. Rücken grade machen. Aufhören mit diesen würdelosen Selbstabwertungen.
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Worauf ich antwortete:
Ja und nein.
Das Kastendenken "Ihr da oben, wir hier unten" hat sich in der europäischen Kultur, in der europäischen Gesinnung trotz besserer Ansätze festgefressen; man wird, wenn man in jenen Breiten geboren wird und aufwächst, ganz automatisch da hineinerzogen. Manche passen ihrer Natur nach nicht rein, schütteln es ab. Mir ist das meiner innersten Natur nach fremd; dir offenbar auch; deshalb konnte es uns nicht einfangen. Und eben deshalb haben wir leicht reden.
Der "kleine Mann" ist insofern real "kleiner Mann", als er nicht die Kraft und nicht die Möglichkeit hat, sich aus den Spinnennetzen seiner Erziehung herauszubefreien. Deshalb findet er nicht zu seiner Würde und fühlt sich als "kleiner Mann" gegenüber irgendwelchem Gesindel.
Der "kleine Mann" braucht seine Götter. Und ernennt irgendwelches Gesindel zu Göttern, zu denen er aufblickt. Und gegen die er, wenn er anfängt aufzumerken, unbestimmt rebelliert. Gegen seine eigenen Schöpfungen. Denn es sind seine eigenen Schöpfungen; der "kleine Mann" schafft sich seine Götter nach seinem eigenen Ebenbild.
Real starke, authentische Persönlichkeiten sind ihm suspekt.
Wenn man sich det so anguckt: es ist ärgerlich, komisch, übelkeitserregend. Aber, bei Lichte betrachtet: die Leute können nix dafür; sie haben nicht die Kraft, sich aufzurichten, den ganzen Plunder von sich abzusprengen.
Und es wird immer schlimmer. Und bewegt sich auf eine kaum noch abzuwendende soziale Katastrophe hin.
Wir haben nicht das Recht, den real "kleinen Mann" zu verachten; er kann nix dafür, daß er keine Aufrichtekraft in sich findet.
Aber auch dies ist leicht gesagt. Das Gefühl der Verachtung ist auch mir nicht fremd.
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Müßte man alles noch deutlicher herausarbeiten; aber als Skizze schon ganz nett; nich?
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Erläuternde & weiterführende Literatur:
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So isses.
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