(Obiges Zitat wurde auf Facebook herumgeteilt, aufdaß man es weiter teile. Ich verteile es denn auch weiter; selbst auf die Gefahr hin, daß mein Kommentar nicht ganz im Sinne des Zitierers sein könnte)
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Nimmt man obiges Zitat absolut, so wird es selbst zur überall
Verschwörungstheorien sehenden Verschwörungstheorie.
Geht man aber mit offenen Augen durch die Welt, so merkt
man, daß es genügend Situationen gibt, mit denen der Einzelne nicht fertig
werden kann (oder höchstens in dem Sinne fertig werden kann, als es ihm mehr
oder weniger gelingt, im äussersten materiellen Elend oder im physischen
Untergang seine Würde zu wahren).
Leicht wird übersehen, daß der Mensch ein soziales Wesen
ist; das heißt: daß er in einem sozialen Zusammenhang lebt mit vielgestaltigen
gegenseitigen Abhängigkeiten. Besonders dann kann man das übersehen, wenn man
zu gut in einem sozialen Zusammenhang integriert ist, als daß man gedrängt sein
könnte, etwas zu hinterfragen.
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Ein unhinterfragtes soziales Gebilde kann, aus den
verschiedensten Gründen, degenerieren; und zwar bis zu einem solchen Grade kann
es degenerieren, daß Einzelne oder Gruppen von Einzelnen ins materielle Elend
oder gar in die physische Vernichtung abgeschoben werden.
Oftmals werden die solcherart Abgeschobenen in der
öffentlichen Meinung sachte ihres Menschenstatus beraubt; so daß denjenigen,
die nicht direkt betroffen sind, jenes Elend nicht so sehr auffällt; oder auch –
wenn es allzu doll getrieben wurde – daß sie erst später, wenn alles vorbei
ist, merken, daß irgendwas nicht so ganz stimmte.
Waren etwa die Menschen, die man während jenes
tausendjährigen Reiches im Warschauer Ghetto zusammenpferchte,
Verschwörungstheoretiker? – Natürlich; viele gingen mit ihren eigenen Gehwerkzeugen
ins Ghetto und blieben dann auch drinnen. Das ist sicher richtig. Aber
diejenigen, die mit ihren eigenen Gehwerkzeugen da reingingen, gingen rein,
weil man sie sonst hineingeprügelt oder hineingetragen hätte. Und drinnen
blieben sie, weil man sie, wenn sie hinausgegangen wären, zurückgeprügelt oder
erschossen hätte. – Nun, natürlich konnten sie wählen; ist klar.
Und auch die Leute, die während jenes tausendjährigen
Reiches in den Gaskammern vergast wurden, gingen meist mit eigenen Beinen da
rein. Nun gut; meist sagte man ihnen nicht, daß das Gaskammern sind; aber so
oder so zwang man sie, reinzugehen; und man verschwieg nur den Zweck jener
Räume, damit es zu keiner den ordnungsgemässen Ablauf störenden Panik komme. Aber
ohne äußeren Zwang hätten diese Leute jene Örtlichkeiten, unabhängig von deren
faktischen Funktion, nicht aufgesucht.
Man mag erwidern, das sei zu extrem, als daß es als Beispiel
für das Gemeinte geeignet wäre.
Natürlich isses extrem; aber da es das auch in weniger
extremen Situationen sich austobende Wesen der Sache griffig zum Ausdruck
bringt, isses als Beispiel unbedingt geeignet.
Was ist mit denjenigen, die man ins materielle Elend
abschiebt, ohne daß sie noch etwas dagegen tun könnten? Die man unsinnigen
bürokratischen Schikanen aussetzt? Die man in kritischen Situationen solcherart
im Stich läßt, daß sie rein gar nix mehr tun können?
Ob man’s glaubt oder nicht; aber sowas gibt’s tatsächlich.
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Der Mensch aber, der solcherart in einen sozialen
Zusammenhang eingebunden ist, daß er keine Not leidet und ihm die
zerstörerischen Gewalten – zumindest zunächst – nichts anhaben können und den
auch nichts drängt, die Untergründe seiner Sicherheit zu hinterfragen – nun
gut, der kann halt diejenigen nicht verstehen, die durch das ihm – zumindest zunächst
noch – wohlgesonnene Sozialgefüge zugrundegerichtet werden.
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"... doch am schlimmsten ist die satte
Sicherheit", wie jener Martin Luther in anderem Zusammenhange mal sagte.
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