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Dialogskizze aus einem herumliegend der Ausarbeitung harrenden längeren Erzählungsentwurf.
Für literarische Verwendung muss det natürlich neu geschrieben werden; als Blogeintrag dank geraffter gedanklicher Zusammenfassung aber wohl geeignet; aus welchem Grunde, wieauch damit es nicht verlorengehe, es hier denn veröffentlicht sei.
“[…] Das durchmechanisierte Sozialgefüge nimmt mit seinen maschinenhaften Greifern und Bändern die einen in sich auf, andere stößt es zurück oder scheidet sie als unbrauchbar aus. Aufgenommen und automatisch eingebaut werden vornehmlich die Schwächsten, die am wenigsten durch eigene Gedanken, eigenes Wollen, eigene moralische Sicht die Mechanik in ihrem glatten Funktionieren stören. Nach und nach baut diese seelenlose Mechanik vollautomatisiert eine Minderheit geistig und moralisch minderwertigen Gesindels in sich ein; und diese Minderheit wird sie über den Rest der Menschheit, als ein riesiges Sklavenheer, herrschen lassen; ohne daß die Herrschenden merken, daß nicht sie die Macht haben, sondern der Mechanismus. Die Herrschenden werden ihren Vergnügungen nachgehen; und sollte sich bei wem das Gewissen regen und Ekel breitmachen, so wird er vollautomatisch ausgeschieden und durch jemand geeigneteres ersetzt.“
„Diese Tendenz ist nicht zu übersehen…“, antwortete Krüggelmeier.
„Inzwischen ist sie für einige schon sichtbar. Aber das zeichnet sich schon seit langem ab. Sogar du siehst sie. Aber du siehst sie noch nicht deutlich genug.“
„Warum meinst du, ich sehe sie noch nicht deutlich genug?“
„Daß du es nicht deutlich genug siehst merke ich unter anderem daran, daß du die Lage durch agitatorisch verbreitete Programme retten möchtest.“
„Was soll daran schlecht sein?“
„Es ist nicht schlecht, aber es nützt nichts. Um die Lage im Großen zu retten braucht es wache Zeitgenossen, die in der Lage sind, in freiem Zusammenwirken lebendige soziale Strukturen zu schaffend. Die sind nicht da, oder zumindest zu wenig zahlreich. Programme schaffen nur neue Mechanismen, die sowieso gegen die bestehenden nicht ankommen können und selbst dann, wenn sie sich an deren Stelle setzen könnten, nur den alten Unfug in anderer Form weiterführen würden. Die Menschen haben zu lange geschlafen; erst jetzt beginnen einige, sich die Augen zu reiben. Man merkt kurz auf, gründet schnell eine Partei oder einen Verein oder eine Sekte mit trefflichem pragmatischem Programm, auf dem man dann getrost weiterschlafen kann.“
„Und wie willst du die Leute wach kriegen?“
„Indem ich als erstes mich selbst wach rüttle. In mir selbst aufräume. Liebgewordene Gewohnheiten und Sichtweisen auf ihre Stichhaltigkeit überprüfe. Meine eigene Blödheit aufspüre. In mir selbst zerschlage, was mich hemmt und mich der Welt entfremdet. Wie kann ich für eine bessere Welt kämpfen, wenn ich im Grunde meiner Seele der alte Spießer bleibe? Wenn die Menschen nicht ihre eigene Spießerwelt in sich zerschlagen und in die Lage kommen, organisch sich entwickelnde Gemeinschaften zu bilden, wird man auch mit den besten Programmen nur durchmechanisierte Spießergemeinschaften schaffen mit unerträglichen Lebensbedingungen, die in unregelmäßigen Abständen in immer grandioser werdenden Untergangsszenarien zusammenbrechen werden.“
„Du meinst also, alle sollen nur herumhocken und in sich hineinbrüten?“
„Wieso herumhocken und in sich hineinbrüten? In sich aufräumen, den Mist ausfegen. Und sich mit eigenen Gedanken, eigener Einsicht in die Welt stellen und nicht mit den unhinterfragten Ergüssen des Spießertums und eigener Bequemlichkeit.“
[…]
So isses.
1 Kommentar:
Diesen Text findet man auch in einer Zusammenstellung, die den Titel trägt "Wegmarken auf dem Weg in die Katastrophe"" und die man unter https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/KL_Wegmarken.pdf anschauen und/oder herunterladen kann.
Aus dem Vorspann:
"Bewußt bin ich mir, daß zu dem Zeitpunkt, da ich diese Vorbemerkung in den Computer tippe (Ende April 2013), viele Zeitgenossen nicht recht verstehen werden, von welcher Katastrophe hier die Rede sein könnte.
Und im Herbst 2008, als die erste der hier veröffentlichten Notizen zustandekam, waren es zweifellos noch viel mehr.
Doch die Zeiten ändern sich; immer mehr von jenen, die von keiner herannahenden Katastrophe etwas merkten oder merken wollten, werden von deren sich ausweitenden und sich Platz bahnenden Fluten erfaßt oder direkt damit konfrontiert, oder entdecken aus sonstwelchen Gründen, daß irgendwas nicht stimmt."
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