Samstag, Februar 02, 2013

Zwei Tyrannen

StepanStalin

Bei Nachrichten, auch bei Nachrichten aus der russischen Presse, weiss man nie so genau, was in welchem Maße stimmt und was in welchem Maße ernst gemeint ist.

Zwei Nachrichten, die am gleichen Tag, und zwarnämlich am ersten Februar 2013, auf der russischen Nachrichtenseite Smartnews.ru erschienen, über zwei nicht sehr weit auseinanderliegende Städte an der Wolga.

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Die erste betrifft die Stadt Samara.

Dort schickt man sich an, dem Stepan Rasin ein Denkmal aufzurichten.

Und zwar nicht, im üblichen Sinn, als edlem Volkshelden und Volksbeglücker, sondern als blutrünstigem Tyrannen.

Was irgendwie erleichtert und zweifellos ein Fortschritt ist. Denn Stepan Rasin war, bei allem instinktiven Suchen nach "Gerechtigkeit", ein blutrünstiger Tyrann, der, wenn man ihn hätte machen lassen, auch weiter außer sinnlosem Gemetzel nichts zustandegebracht hätte. Ihn als Volkshelden zu führen ist zumindest nicht ganz sauber, und seine Entthronung zweifellos ein Fortschritt.

Man fühlt sich, eben, erleichtert.

Vielleicht auch nicht ganz so wichtig. Denn der Stenka ist schon lange tot und lebt höchstens noch klein wenig in Legenden weiter.

Aber eine gewisse Läuterung wäre es, wenn's stimmt, trotzdem.

Und auch ein Fortschritt.

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Etwas später geht dann die Rede von einer zweiten Stadt, ein Stück weiter südlich, wolgaabwärts gelegen, die ursprünglich den Namen Zarizyn trug, heute Wolgograd genannt wird und zwischendurch auch unter dem Namen Stalingrad bekannt war.

Die möchte man zurückbenennen in Stalingrad. Erneut benennen also nach jenem stumpfsinnigen blutrünstigen Tyrannen Jossif Wissarionowitsch Dshugaschwili, der sich Stalin nannte.

" Вице-премьер Дмитрий Рогозин в пятницу заявил о своем положительном отношении к идее переименования Волгограда в Сталинград"

"Der Vize-Premierminister Dmitri Rogosin hat am Freitag erklärt, daß er den Gedanken, Wolgograd in Stalingrad umzubenennen, positiv bewertet."

Det iss nu ein Hammer.

Zwar ist auch der Jossif Wissarionowitsch schon lange tot; aber noch nicht ganz so lange, und die Früchte seiner Taten sind noch nicht verblaßt; auch wenn manche sie nicht sehen wollen.

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Problem ist, daß es für die Sowjetunion nie etwas in der Art der Nürnberger Prozesse gegeben hat. Und wenn manche der sowjetischen Massenmörder hingerichtet wurden, so geschah das im Zuge interner Machtkämpfe, und nicht aufgrund objektiver Sichtung ihrer Schuld.

Wer nicht blind ist sieht natürlich, daß in Deutschland die Nazimentalität "in verwandelter Gestalt grimmige Gewalt" übt.

Aber daß man in Deutschland eine Stadt nach Stalins Kollegen in "Hitlerstadt" umbenennt – wäre undenkbar.

So isses.

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