Dienstag, Juli 26, 2011

Biographisches

[nix frisch geschriebenes; nur Auszug aus einem vor ein paar Wochen geschriebenen Brief]

In Russland – hauptsächlich Moskau – lebte ich in den neunziger Jahren; seit kurzem hab ich meinen festen Wohnsitz in Montenegro. Dazwischen – mit kurzen Unterbrechungen – in Georgien. Geboren bin ich in Luxemburg.

In Russland ist es nicht besser; nur schlimm auf andere Weise. Anfang der neunziger Jahre war es tatsächlich um einiges besser; da herrschte ein großes Chaos, welches eine Menge Chancen bot, die aber allesamt nicht genutzt wurden. Im Laufe der Zeit wurde mir eine ganz fatale Gesetzmäßigkeit deutlich: dass nämlich im Westen veranlagter Unfug, nach Russland exportiert, erst richtig zum Aufblühen kommt.

Die Vorzüge des Ortswechsels bestanden nicht darin, dass ich aus der Hölle ins Paradies übergewechselt wäre; solches war nicht der Fall; es ging einfach darum, dass ich die Problemlage wechselte und die vertraute westliche Problematik aus der Perspektive der postsowjetischen Problematik betrachten konnte. Der Blickwechsel ging ziemlich zügig, da meiner ganzen „Seelenkonfiguration“ nach die russische Mentalität mir näher ist als die westliche; vielleicht ist es dieser Stereoeffekt, der es mit erlaubte, die Sache letztendlich so gründlich zu durchschauen, dass von den reinen Wessis kaum ein Schwein versteht, was ich eigentlich meine.

Dass diese ganze Festgefahrenheit einen in die Verzweiflung treiben kann – weiß ich; versteh manchmal selbst nicht, wie ich es schaffte, mich zu halten. Aber ich hielt mich.

So isses

Samstag, Juli 02, 2011

Lösungssuche

Wenn man sich gemeinsam ernsthaft Gedanken macht über die Bewältigung einer Situation, so ergibt das unweigerlich immer Resultate. Geht gar nicht anders.

Zwar werden ausgedachte Lösungsmöglichkeiten in der Form, wie man sie ausdachte hat, so gut wie nie realisiert; was dann leicht mal als Scheitern fehlinterpretiert wird.

Ausgedachte Lösungsmöglichkeiten sind nämlich in Wirklichkeit nur Orientierungspunkte, welche die ungefähre Richtung angeben; die faktischen Lösungen ergeben sich – mal in allmählicher Entwicklung, mal als unerwartet hereinbrechende Ereignisse – erst im Verlaufe des gemeinsam eingeschlagenen Wegs.

Und allein schon die Zunahme an innerer Sicherheit und Beweglichkeit bei den Einzelnen, die in in solche locker freilassende gemeinsame Lösungssuche involviert sind, ist ein meist übersehenes, aber nicht zu unterschätzendes Resultat.

Was bei solch ehrlichem gemeinsamem Bemühen auf alle Fälle zustandekommt ist die Entwicklung eines komplexen Geflechts aus griffigen wieauch - meist übersehenen - sublimen Veränderungsprozessen.

Um Mißverständnissen vorzubeugen sei aber noch angemerkt, daß bei reinen Zweckgemeinschaften, wo unverrückbar ein vorstellungsmäßig vorweggenommenes Resultat im Vordergrund steht, und auch bei eher theorieverhafteten Vereinigungen, wo man sich als Menschen gegenseitig weniger wahrnimmt und weniger interessiert, oben angedeutetes meist nicht so sehr der Fall ist.

So isses.