Sonntag, Juni 23, 2013

Demut und Stolz

Die Wörter "Demut" und "Stolz" haben im heutigen Sprachgebrauch Begrifflichkeiten angenommen, die sich möglicherweise von dem, was ursprünglich mit diesen Worten gemeint war, unterscheiden.

Demut steht heute für dümmliches Kriechertum, und Stolz für genau so dümmliche Überheblichkeit.

Früher bezeichnete Demut, scheint's, ein Anerkennen der Gegebenheiten, mit denen man zu tun hat, sowie die Bereitschaft, sich mit diesen Gegebenheiten und ihrem innewohnenden "Gesetz", so wie sie sind, auseinanderzusetzen.

Und Stolz bedeutete - sich, ganz normal, seiner Würde bewußt sein und aufrecht seinen Weg gehen.

Im ursprünglichen Sinne und in Reinkultur fallen Demut und Stolz mehr oder weniger zusammen und bezeichnen lediglich Ein und das Gleiche aus verschiedenen Blickwinkeln; und zwarnämlich:

Aufrecht sich mit den als Tatsachen anerkannten Gegebenheiten auseinandersetzend seinen Weg gehen.

Wann genau und bis wann die beiden Worte die geschilderte Bedeutung hatten, weiß ich nicht; und vielleicht existiert die Zeit, in der man det so verstand, sowieso nur in meiner Phantasie.

Samstag, Juni 15, 2013

Apostolisches

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Als "Apostelhaltung" sei bezeichnet eine Haltung, die sich irgendein Dogmensystem angeeignet hat, welches als "Wahrheit" bezeichnet wird und als solche anderen aufzustülpen ist.

Sowas ist lästig und bringt weder den von der Apostelhaltung befallenen weiter noch diejenigen, die er durch Überstülpen seiner "Wahrheit" bekehrt oder zu bekehren sucht.

Dann gibt es aber noch Leute mit einem gewissen oder auch stark entwickelten Durchblick. - Ihr Durchblick gestattet ihnen, zum Beispiel, zu verstehen, daß jeder auf seinen eigenen Wegen zu seiner Wahrheit durchfinden muß und daß eine übergestülpte Wahrheit nichts mit Wahrheit zu tun hat.

Ein solcher wird das, was er zu sagen hat, in möglichst freilassender Form aussprechen und, wo möglich, unter Berücksichtigung der "Fragesituation" der Angesprochenen.

Ein Mathematiklehrer zum Beispiel, der die zu vermittelnden Zusammenhänge überschaut, wird auch Wege finden, daß die Schüler, ein jeder für sich, sie selber realisieren; und unter solcher Anleitung können verschlafene Mathematikmuffel sich zu leidenschaftlichen Mathematikern wandeln.

Ein Mathematiklehrer hingegen, der die Zusammenhänge nur notdürftig überschaut, wird einfach auswendig zu büffelnde Formeln hinpfahlen.

Dies gilt für alle Bereiche, wo es um das Vermitteln oder, besser gesagt, Erwecken von Verstehen geht; bis hin zu den höchsten philosophischen oder auch esoterischen Zusammenhängen.

Als Faustregel kann man sagen: Je intensiver das Missionieren, desto geringer der Durchblick

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Eben

Mittwoch, Juni 12, 2013

Demokratie als Schlagwort und einfach so

Das allgemeine Gebrabbel über Demokratie, über diese Demokratie, jene Demokratie, find ich unappetitlich und ärgerlich. Was iss denn det – Demokratie? So, wie man es allgemein benutzt – ein Schlagwort; weiter nix.

Nimmt man es inhaltlich, so gilt zu bedenken: daß bei genauer Betrachtung das soziale Geschehen sich in verschiedene Funktionsbereiche gliedert, die, wenn alles normal läuft, nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren. Einer dieser Funktionsbereiche wäre durch das gleichberechtigte Einwirken aller mündigen Bürger zu regeln. Dies wäre, abseits aller Schlagworte, das demokratische Prinzip.

Die Frage, ob in der Ebene die Winkelsumme eines Dreiecks die Hälfte des Kreiswinkels beträgt oder nicht, läßt sich, gleich anderen und darunter auch sehr viel komplizierteren Zusammenhängen, nicht demokratisch durch Abstimmung regeln; da muß der Einzelne sich eindenken, kann sich mit anderen, die sich auch eindenken und mit denen er sich verständigen kann, darüber austauschen; und diejenigen, die sich nicht eindenken können oder wollen, haben damit nix zu tun.

Und so weiter. So gerafft vermutlich nicht ganz verständlich; nur um darauf hinzuweisen, daß das mit dem demokratischen Prinzip – selbst wo man es nicht als Schlagwort nimmt – nicht ganz so einfach ist.

Die Aufgliederung des sozialen Geschehens in Funktionsbereiche wurde gründlich untersucht, mögliche Wege wurden angedeutet, das Knäuel zu entwirren; und im Weiteren wurde das in sektiererischen Zirkeln genau so gründlich zerredet, so daß auch weiterhin kein Schwein sich zurechtfindet.

Wie dem auch sei:

Das gedankenlose Herumhantieren mit den Schlagworten "demokratisch", "Demokratie" find ich nervig.

Aber das macht nix.

Dienstag, Juni 11, 2013

Im Reiche der verfallenden Strukturen

(Wenn ich das, was ich anfügen möchte, mit einem Goethezitat einleite, so nicht, weil das von Goethe ist, sondern weil es prägnant das zusammenfaßt, was ich meine)

"Einer allein hilft nicht; es hilft, wer sich mit vielen zur rechten Stunde verbündet""

(oder so ähnlich; ist also von Goethe)

Es gibt oder gab immer wieder Situationen, Konstellationen, wo durch einfaches, elementares Zusammenwirken konkreter Menschen konkrete Entwicklungen in Gang gebracht werden konnten; als Hilfe für alle Beteiligten und ausstrahlend auf andere. Ohne Hilfe, ohne Erniedrigung von irgendwem.

Im Laufe der Jahre wurde ich Zeuge, teilweise auch Teilhaber vieler solcher entwicklungsschwangerer Konstellationen, die im Sande verliefen, weil sie verschlafen wurden. Und die, im Sande verlaufend, manche der Beteiligten mitunter in schwierige Situationen brachten. - Und verschlafen wurden sie deshalb, weil die meisten – selbst solche, die laut Lippenbekenntnis sehr fortschrittlich sind – sich bewußtlos von fertigen Strukturen tragen ließen und gar kein Auge hatten für entwicklungsschwangere Situationen außerhalb ihres gewohnten Einerlei.

Und nun, wo die tragenden Strukturen am Verfaulen und Zerbrechen sind – fehlt der Sinn für lebendiges Entwickeln. Und selbst wo der Sinn halbwegs vorhanden ist – ist die Not stellenweise schon so groß, daß es ums nackte Überleben geht.

Und so greifen diejenigen, die noch können und wollen, zu den verschiedensten Hilfsmaßnahmen, um diejenigen, die sich selbst nicht mehr halten können, notdürftig über Wasser zu halten; und all diese Hilfsmaßnahmen sind notgedrungen halbe Sachen und teilweise erniedrigend; aber das liegt nicht an der Unfähigkeit derjenigen, die versuchen zu helfen, sondern daran, daß in den letzten Jahren und Jahrzehnten Chancen zum Aufgreifen lebendiger Entwicklungsmöglichkeiten nicht genutzt wurden und wir uns in einem Ruinenfeld aus zerfallenden Verhärtungen zurechtfinden müssen.

Ich bin nicht sicher, ob das, was ich meine, in dieser gerafften Form für alle verständlich ist; bin nicht einmal sicher, ob es in weniger geraffter Form verständlich wäre; vermute aber, daß einige es verstehen können; und für die schreib ich es. Vielleicht lassen sich, wo man den Blick schärft für das, worauf es ankommt und mit den richtigen Leuten zusammenkommt, trotz allem noch kleinere "Oasen" schaffen.

Das hatte ich sagen wollen bzw. versuchen wollen zu sagen.

Freitag, Juni 07, 2013

Von den Radikalen

“In der Krise der Frankfurter Polizei nach der Blockupy-Demostration ist ihr Präsident Achim Thiel abgetaucht. Das hat System. Thiel hasst Linksradikale.”

(Frankfurter Rundschau: “Das Schweigen des Achim Thiel”)

Auch ich hasse Linksradikale; und die roten Flaggen mit den Lenin-Portraits find ich ganz arg daneben. Wieso kennen die Leute die Geschichte nicht? Kann man doch überall nachlesen, was der Kerl angerichtet hat? Aber man liest halt nur, was einem in den Kram paßt; kann man nix machen.

Zudem wird das reale Anliegen durch dieses rote Getue vernebelt und verdeckt: zur Freude derjenigen, die was zu verbergen haben.

Und die vermummten prügelnden Polizisten sind nicht minder daneben. Hat es auch alles schon mal gegeben; und auch das kann man überall nachlesen.

Iss doch egal, ob man das rechts nennt oder links - das schaukelt sich gegenseitig hoch zu altbekannten neuen Unmenschlichkeiten.

Wenn die deutsche Regierung Wert darauf legt, einen "Rechtsstaat" zu regieren, muß sie nun gegen die Organisatoren dieser Polizeiorgie hart durchgreifen; sonst glaubt denen kein Mensch mehr.

Teilweise auch zum Schutz der Polizisten; denn die sind ja alle nicht nur Polizisten, sondern auch Privatleute; und ich bin nicht sicher, ob alle damit einverstanden sind, so verheizt zu werden.

So isses