Mittwoch, Dezember 29, 2010

Technische Zwischenbemerkung

Antworten auf Beiträge, die, ohne erkennbaren Bezug zum betreffenden Beitrag, nur Links enthalten, muss ich leider löschen. Die Links klicke ich aus Gründen der eigenen Sicherheit nicht an; und zur Vermeidung unnötiger Gefahren für die Besucher veröffentliche ich sie auch nicht.

Zur Sache beitragende Antworten und Kommentare sind natürlich jederzeit willkommen.

Sonntag, Dezember 26, 2010

Zwischenbemerkung über meine Schreiberei: wie ich det so mache

 

Ich schaff es nicht, auf einen Gedanken, den ich bequem in drei Sätzen umreißen kann, dreißig Seiten zu verschwenden.

Wozu sollte ich auch...

Wo ich gerafft darstellen kann, tu ich das.

Und wo es gerafft nicht geht – da schweif ich herum.

Dann fiel mir noch auf:

Von irgendeiner Seite her stoß ich knapp und energisch in ein Gedankenfeld, in einen Problembereich hinein, pack was und zieh mich wieder zurück. Um etwas später – manchmal für mich selbst überraschend – von einer ganz andern Seite her auf Neue reinzustoßen. So ergibt sich, aus vereinzelten knappen Zugriffen, nach und nach ein gewisser Überblick.

Das scheint so meine Art (kenn mich noch zu wenig). Vielleicht iss für andere anderes richtig; weiß nicht.

Das meiste schreib ich für mich selbst; und anschließend überarbeite und veröffentliche ich es, aufdaß es – vermutlich nur ein paar wenigen – anderen, denen es von Nutzen sein könnte, von Nutzen sei.

So isses.

Mittwoch, Dezember 22, 2010

Fragwürdiges Kopieren verhärteter traditioneller Strukturen

Ein deutscher Politiker namens Kauder hat laut ZDF-Nachrichten die fortschrittliche Welt in empörte Aufruhr versetzt, weil er Homosexuellenpaaren das Recht streitig machen will, Kinder zu adoptieren.

"Die Bedürfnisse homosexueller Paare müssten in diesem Punkt hinter dem Kindeswohl zurückstehen" meint er.

Ich muß gestehen, dass ich das auch so sehe. Und ich verstehe nicht, warum dieses Volks - das sich doch sonst so fortschrittlich gibt – mit solch sklavischer Nachahmungswut die traditionelle Familie kopieren will.

Wobei auch die Adoption in einer „normalen“ Familie natürlich nicht vor Katastrophen schützt.

Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Denn ich bin in einer solchen normalen Familie aufgewachsen, sogar einer sehr normalen, mit sehr glänzender äußerer Fassade, die hinter dieser glänzenden Fassade, wie so viele richtige Familien in unseren fortschrittlichen Zeiten, durch und durch verfault war. Jahre brauchte ich, um mich von solcher Kindheit zu erholen, mich aus dem ganzen Mief herauszuarbeiten. Und ich weiß, daß es vielen so geht.

Und trotzdem: wenn ich versuche mir vorzustellen, wie es ist, statt in traditioneller Gutbürgerlichkeit in der nicht-traditionellen Gutbürgerlichkeit einer Homosexuellenehe aufzuwachsen – wird mir schlecht.

Denn, gottverdammtnochmal, wir sind doch unserer grundlegenden Anlage nach alle Heterosexuell; oder? Wäre es anders, so wäre die Menschheit längst ausgestorben. Mann und Frau sind nicht nur körperlich voneinander verschieden, sondern auch seelisch; und das Zusammenspiel zwischen männlicher und weiblicher Psyche müsste, denk ich, eine ganz andere Atmosphäre schaffen als ein männliches Einerlei (bei Lesbenpaaren – wo es nicht ideologisiert fanatisch wird – könnte es etwas weniger unerquicklich sein; weiß nicht). So oder so entsteht, wie mir scheint, fast zwangsläufig eine widernatürliche Atmosphäre, die der kindlichen Entwicklung normalerweise nicht sehr bekömmlich sein dürfte.

Warum leben diese Homosexuellenpaare nicht einfach zusammen? Niemand stört sie dabei. Warum versuchen sie krampfhaft, aus der Heterosexualität heraus entstandene eheliche Gemeinschaften nachzuahmen? Und warum fordern sie mit solcher Selbstverständlichkeit, daß man ihrer Nachahmungswut unschuldige Kinder opfert?

Muss doch nicht sein.

Der Tendenz nach werden die Menschen heutzutage immer individueller, und entsprechend wird auch das menschliche Miteinander immer vielgestaltiger. Die traditionellen Formen von Familie, von Mann-Frau Beziehung überhaupt, und selbst die üblichen Vereine, Vereinigungen können diesem sich seine eigenen Formen suchenden Miteinander schon nicht mehr gerecht werden; und wo man es hineinzupressen sucht – geht’s leicht mal schief; es kommt zu Zersetzungserscheinungen.

Am besten, man hört auf, traditionelle Formen sklavisch zu kopieren und versucht, bewusst aus dem konkreten Miteinander jeweils die entsprechenden Formen herauszugestalten. Nach außen hin mögen solche bewußt gestaltete Formen dann mitunter Ähnlichkeit haben mit den überlieferten traditionellen; aber es ist doch ein Unterschied, ob das Leben sich seine Form schafft, oder ob es in eine bestehende Form hineingepresst wird.

Entsprechende Versuche gibt es ja schon seit langem; spätestens seit den 68-ern die Kommunenbewegung – die aber ihre Vorläufer hat – stellte die überkommenen Formen in Frage. Das war aber alles stark ideologiedurchsetzt, und die verschiedenen Ideologien und Unterideologien waren und sind nicht minder gewalttätig als die Traditionen; aber es wurde immerhin mal was in Frage gestellt. Heute gibt es dafür Sachen wie die Swingerbewegung und alle möglichen chaotischen Anarcho-Richtungen; schon mit weniger Ideologie bzw. mit fast überhaupt keiner, dafür sehr spontan, lustbetont und chaotisch.

Alles nicht das, aus dem heraus sich sinnvolle Formen für menschliches Miteinander entwickeln könnten, aber deutliche Symptome für diffuses Suchen nach Auswegen aus einer Sackgasse.

Entwickeln können sich solche Formen aus einer Art „diszipliniertem Anarchismus“, der sich fernhält von der Versklavung durch Tradition, Ideologie und Biologie, und dafür aus aktivem Verstehen des konkreten Miteinander nach Formen sucht.

Und auch Homosexuelle könnten, statt die traditionellen Familienformen zu kopieren, ihre eigenen Formen des Zusammenlebens entwickeln. Niemand hindert sie daran.

Nur – Finger weg von heranwachsenden Menschen, die sich nicht wehren können!

So isses

Dienstag, Dezember 14, 2010

Über Randgruppen

Die Verwendung des Begriffs „Randgruppe“ hängt vom Gesichtspunkt ab. Betrachtet man, zum Beispiel, die heutige soziale Situation vom Gesichtspunkt der geistigen Beweglichkeit und der bewussten Verarbeitung von Lebenserfahrung, so erscheinen die braven Bürgersleut mitsamt ihren Promis als Randgruppe.

Betrachtet man es hingegen aus der Perspektive der gutbürgerlichen fixen Vorstellungen, so sieht det natürlich wieder ganz anders aus; aber mir scheint, dass es nicht schlecht wäre, wenn wir uns aus dem Verheddertsein in fixen Vorstellungen so nach und nach zu einer lebendigen Begrifflichkeit herausarbeiten würden, weilnämlich sonst die Sache gründlich schiefgehen könnte.

Eben.

Prost.

Sonntag, Dezember 12, 2010

Elitäres

Marsian child with two marsian pets after excessive lightroom treatment

Was versteht man heutzutage unter geistiger Elite?

Man versteht darunter eine Ansammlung von Menschen, die durch staatliche Diplome amtlich beglaubigt als Angehörige der geistigen Elite ausgewiesen werden, wieauch solcher, die durch gesteuerte soziale Mechanismen, wie sie Hans Christian Andersen in seiner Arbeit „Des Kaisers neue Kleider“ aufgezeigt hat, zu sogenannten Prominenten oder Promis avancierten.

Nun ist es aber so, daß der Geist weht, wo er will (steht sogar in der Bibel) und sich entsprechend weder durch amtliche Maßnahmen noch durch soziale Verwirrmechanismen gängeln läßt.

Doch was ist denn nun mit diesen heutigen geistigen Eliten? Was kann man von ihnen erwarten?

Erwarten? Doch wohl nichts; oder?

Und ob wir wohl deswegen, weil wir alles auf solche Eliten abschoben und abschieben, nunmehr dort stehen, wo wir, eben, stehen?

Am Abgrund stehen?

Kann sein. Ist möglich.

Schimpanse

Obige Anmerkung findet man,
zusammen mit verschiedenen thematisch verwandten sonstigen Texten,
in der Sammlung

Der politische Diskurs

Schimpanse

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Montag, Dezember 06, 2010

Wort und Inhalt

Manchen Ideen tut man Unrecht, wenn man sie mit knappen einzelnen Worten bezeichnet. Denn viele Bezeichnungen, die früher vielleicht gesättigt waren mit dem betreffenden Inhalt, sind inzwischen zu Worthülsen erstarrt oder haben ganz andere Inhalte angenommen; mitunter sogar solche, die dem ursprünglich Gemeinten diametral entgegengesetzt sind.

Wem es ernst ist was zu sagen und wer Mißverständnisse vermeiden will, der soll, redend, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, die Sache umschreiben; oder, notfalls: schweigen.

Freitag, Dezember 03, 2010

Deutsches

Dieser Blog ist, mitsamt sonstigen von mir betriebenen Netzpräsenzen, zu einem großen Teil in deutscher Sprache.

Vor dem Hintergrund einiger merkwürdiger Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland sei sicherheitshalber angemerkt, daß diese deutsche Sprache außer in besagter Bundesrepublik auch noch gesprochen wird in Ländern wie Österreich, Schweiz, Luxemburg sowie gebietsweise auch noch anderswo in dieser unserer Welt; daß die deutsche Sprache somit nicht Eigentum ist der kontrollwütigen bundesdeutschen Machthaber und daß deren Machtbefugnisse, wie auch die Machtbefugnisse ihrer abmahnwütigen Trittbrettfahrer, sich keineswegs auf sämtliche deutschsprachige Publikationen erstrecken.

Ich selbst bin luxemburgischer Staatsbürger und lebe in Montenegro.

Понятно?

Ansonsten sei angemerkt, daß ich die deutsche Sprache sehr schätze und daß ich allen Widrigkeiten zum Trotz die Absicht habe, mich auch weiterhin in ihr auszudrücken.

So isses

Donnerstag, November 25, 2010

Vom Riskieren

Wenn man den Horizont auf vertrautes Altgewohntes einschränkt, um ja nichts zu riskieren mit ungewohntem Neuem, so fällt man dabei garantiert auf die Schnauze.

Denn das Altgewohnte ist mit Fallstricken übersät, die man in seiner schlafseligen Ergebenheit sowieso erst bemerkt, wenn man hingefallen ist.

Wer aber mit wachen Sinnen nach neuen Wegen sucht, der wird auch eher die Gefahren rechtzeitig erkennen.

So isses.

Sonntag, November 07, 2010

Überwinden der Sprachlosigkeit

„Ich muß zurück ins Rattenloch“

So lautet der Titel eines Sammelbands, Zwischenergebnis eines soziokulturellen Kunstprojektes, das der Autor Reimund Neufeld mit inhaftierten Frauen und Schülergruppen betreibt.

Untertitel: „Unerhörte Geschichten aus dem Frauenknast“

Der etwas reißerische Untertitel wird, wie mir scheint, dem menschlichen und literarischen Niveau, das in diesem Sammelband von Reimund Neufeld und verschiedenen Autorinnen erreicht wird, nicht ganz gerecht. Und das ist das einzige, das ich persönlich an diesem Buch auszusetzen habe.

Durch kulturelle Aufbauarbeit wird Menschen, die durch ungünstige Umstände in Randgruppen abgedrängt wurden, beim Überwinden ihrer Sprachlosigkeit, Finden ihrer Aufrechten geholfen. Kultur im eigentlichen, ursprünglichen Sinne.

Jenes Buch zählt man zur Außenseiterliteratur. Randgruppen halt. Kann man so sehen; natürlich. Für mich persönlich sind Außenseiter all die Ehrgeizlinge, die sich behäbig plätschernd vom Mainstream tragen lassen, während die hier empfohlenen Sachen eher in die Nähe dessen kommen, was ich unter echter Literatur verstehe.

Näheres siehe hier

Im Weiteren werde ich an dieser Stelle die Arbeiten einzelner Autorinnen besprechen.

So weit mal, knapp und skizzenhaft.

Bis später

Raymond

Donnerstag, November 04, 2010

Entwicklung als Störfaktor beim Reproduzieren

 ♦♦♦
Manches Volks mißt den Grad des Menschheitsfortschritts an der Zahl derer, die sie zu ihren Vorträgen und Kongressen, in ihre Vereine und Sekten locken können.
Sollen sie messen….
Doch der Geist weht, wo er will; und am wenigsten wohl in solchen Vorträgen und Kongressen, Vereinen und Sekten.
Prost.
Doppelnas
Er, der Geist, kann da gar nicht wehen, da die Programme und Dogmen ihn nicht lassen. Reproduzieren tut man dort vorhandenes Ausgedachtes; lebendiger Geist und Entwicklung würde nur als störend empfunden, da sie Neues bringen. - Dies gilt auch und sogar ganz besonders für Zusammenhänge, wo viel über Geist und Entwicklung geredet wird. Denn der Geist lebt nicht im Reden über Geist; da kann er gar nicht leben; der Geist lebt in der lebendigen Geistesgegenwart.
Ein paar Beispiele aus meinem privaten Erfahrungsbereich:
Doppelnas
Doppelnas
Nachbemerkung Oktober 2012:


In Gedanken versunken, ergriff ich so nebenbei, halb reflexhaft, ein Buch, schlug es auf. Ein Satz zog meinen Blick, wie magisch, an:
♦ „Der Einzelne kann für sich kein Schicksal haben; Schicksal ist die stärkste soziale Macht.“
Genau das, an dem ich herumkaute.

 Mich beschäftigte nämlich das merkwürdige Faktum: daß offensichtlich so manche, sinnvolle soziale Entwicklung erstickend, „Schicksal“ durch sektiererische Zirkel und Tagungen ersetzen.
 
Doppelnas

So isses.

Donnerstag, Oktober 21, 2010

Metamorphosen der Ernsthaftigkeit

 

Eine Aufgabe, welche mit wahrem Lebensernste ausgestattete Menschen zu bewältigen haben, besteht darin:

in lockerem Ernste eine flexible Ernsthaftigkeit zu entwickeln, die sich den Dingen anpaßt und sie genau in dem Maße und in der Form ernst nimmt, wie sie es verdienen. Eine solche flexible Ernsthaftigkeit erscheint dann manchmal in der Form des Höheren Blödsinns. Denn auch der Höhere Blödsinn ist bloß eine Metamorphose einer sich selbst recht verstehenden Ernsthaftigkeit.

Freitag, Oktober 01, 2010

Leben im Ghetto

Aus den längst vergangenen Tagen des Warschauer Ghettos:

„Armbindenverkäufer gab es auch von Tag zu Tag mehr. Sie zeigten eine große Vielfalt von Produkten. Da gab es billige Papierarmbinden, praktische Zelluloidarmbinden, die man waschen konnte, und Luxusbinden aus Satin, mit dem Judenstern in nachtblauer Seide darauf gestickt. Man konnte Einkommen und Status eines Menschen fast aus der Armbinde erschließen, die er trug.“

(Janina David: Ein Stück Himmel)

[selbst auf die Gefahr hin, daß jemand sich wiedererkennen sollte (doch wer soll sich schon wiedererkennen; wer gemeint ist, ist zu denkfern, als daß er was bemerken könnte): der Grundcharakter des Geschilderten ist nicht auf das längst aufgelöste Warschauer Ghetto beschränkt; genau das Gleiche findet sich unter anderem auch in heutigen, besser ausgestatteten Ghettos, die teilweise zu sehr durch Wohlstand maskiert sind, als daß man sie auf Anhieb als Ghettos erkennen möchte; wie ja, eben, auch manche Bewohner des Warschauer Ghettos in eine durch Prestigedenken geprägte Scheinwelt flüchteten, ohne den Abgrund, der sie demnächst verschlingen sollte, zu beachten]

 

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Mittwoch, September 22, 2010

Zum Albtraum verkehrter Traum

Seit Jahrzehnten ist Arbeitslosigkeit das große Ideal: Eine lichte Zukunft, in welcher alle Arbeit von Maschinen verrichtet wird, und der Mensch darf herumhocken und konsumieren.

Vor lauter Lust am Konsum äußerer Güter kam man leider nicht dazu, aufmerksamer in sich hineinzuschauen. Sonst hätte man nämlich merken müssen, daß der eingeborenen, anerzogenen, eingefleischten Gesinnung nach nur derjenige als vollwertiger Mensch betrachtet wird, der gegen Geld irgendeine wie auch immer geartete Tätigkeit verrichtet oder gegen Bezahlung zumindest so tut, als verrichte er eine Tätigkeit.

Die faktische Annäherung an das eingangs erwähnte Ideal, die Arbeitlosigkeit also, wird nun mit abwertendem Beigeschmack als Krisensituation betrachtet;  und die immer zahlreicher werdenden Zeitgenossen, die sich keine bezahlte Tätigkeit oder kein bezahltes Vortäuschen von Tätigkeit verschaffen können, werden entsprechend zu „Arbeitslosen“ und in der öffentlichen Meinung zu Menschen zweiter oder noch niederer Sorte.

Laut herrschender Sichtweise ist also als ernstzunehmende Arbeit nur eine solche Tätigkeit oder ein solches Vortäuschen von Tätigkeit zu betrachten, für das man bezahlt wird oder das man auf Befehl tut; alles andere ist Hobby, ehrenamtliches Tun oder sonstwas unseriöses.

Wer kein Einkommen bekommt über solcherart definierte Arbeit und auch über sonst keine Mittel verfügt, der bekommt vom Staat Unterstützung.

Solche Einrichtung schafft Unmengen neuer bezahlter Arbeitsplätze, die mit der Verteilung dieser Unterstützung zu tun haben und, vor Allem, mit der Kontrolle und dem Gängeln der Unterstützten. Die einen kontrollieren, ob sie, die Arbeitslosen, nicht doch heimlich arbeiten; andere sind damit beschäftigt, ihnen subalterne Tätigkeiten zu vermitteln und zu kontrollieren, ob sie auch alles tun, was man ihnen sagt; und was es an Kontroll- und Zwangsfunktionen sonst noch gibt.

Die herrschende Mentalität verkehrt also in der Annäherung an die Erfüllung des erträumten Ideals das Ideal in einen Albtraum, schafft dafür aber ein Heer gutbezahlter Beamter, denen wir natürlich von Herzen ihren Wohlstand gönnen.

(ob ernstzunehmende Arbeit tatsächlich untrennbar mit Einkommen gekoppelt sein muß und ob solche Koppelung bloß ein bei näherer Untersuchung in sich zusammenfallendes Vorurteil ist, und ob, falls das bloß ein Vorurteil ist, es nicht sinnvoller wäre, das kostspielige kontrollintensive Unterstützungssystem durch ein sogenanntes „bedingungsloses Grundeinkommen“ zu ersetzen, wollen wir hier nicht weiter untersuchen, da wir dadurch die Existenzgrundlage jener entstehenden Beamtenheere antasten würden)

Eben.

 

Samstag, September 18, 2010

Negative Rückkoppelung

Gedanke während des Bemühens, gegen lautstarke dämliche Radioberieselung anzudenken:

Die Intelligenz einer Anzahl von Menschen hat einen Strom technischer Entwicklung ins Leben gerufen. Die Unfähigkeit einer viel größeren Anzahl Menschen, mit den technischen Errungenschaften umzugehen, führt ab einem bestimmten Moment einsetzender Sättigung zu einer zunehmenden Eindämmung der Intelligenz und somit zu einem Stillstand der technischen und kulturellen Entwicklung; mit Tendenz zum Absacken unter ein früher bereits erreichtes Niveau. Vielleicht landet die Menschheit auf solche Weise irgendwann wieder in der Steinzeit; bloß ohne die in der früheren Steinzeit noch wirkenden Instinkte. Oder einfach: als kosmischer Müll auf dem Schrottplatz….

Montag, September 06, 2010

Überführen der Notwendigkeit in die Zufälligkeit

Ein Satz, der mir bei ernsthafter Lektüre aufstieß und sofort meine Phantasie in weniger ernsthafte Gefilde abschweifen ließ:

„So bringt der Geist die Notwendigkeit in die Zufälligkeit.“

Aus dem Kontext war zwar klar, was gemeint ist: daß nämlich der Geist in einem wirren Chaos zufälliger wahrnehmlicher Gegebenheit Zusammenhänge, Gesetzmäßigkeit, Notwendigkeit zur Erscheinung bringt.

Klar war aber auch, daß außerhalb des Kontextes und bei entsprechender Intonation (bei Verlegen der logischen Betonung auf „Zufälligkeit“) der Satz genau das Gegenteil des hier gemeinten ausdrücken kann: daß der Geist nämlich, umgekehrt, gewohnte Gesetzmäßigkeit in die Zufälligkeit, ins Chaos überführt.

Das kann er ja tatsächlich; und eben das macht ihn, den Geist, so lustig.

Prost.

Freitag, August 20, 2010

Kulturelle Wurzeln und bedingungsloses Grundeinkommen

(Beitrag von mir in einem Forum zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“, in das ich mich mal eingeklinkt hatte und kurz darauf wieder ausklinkte; Eingehen auf einen Beitrag, darin die Forderung aufgeführt wurde, man müsse sich auf die „kulturellen Wurzeln“ besinnen. Wider Erwarten wurde mein Beitrag nicht verstanden (damals lebte ich noch in dem Vorurteil, klar Formuliertes könne auch klar verstanden werden; inzwischen habe ich solche Erwartungen über Bord geworfen und leb seitdem viel ruhiger)

Doppelnas

Wenn man unter „Kultur“ das versteht, was ursprünglich darunter verstanden wurde, ist es zweifellos so, daß wir ohne Wiedergewinnung unserer „kulturellen Wurzeln“ nichts erreichen können und weiter frischfrommfröhlichfrei dem Abgrund entgegenschlittern werden.

Wenn man aber unter „Kultur“ das versteht, was man heute gemeinhin mit solchem Worte meint, wird das Beschwören solcher „Wurzeln“ uns auch nicht weiterhelfen.

Kultur im ursprünglichen Sinne ist ja nicht das, was wir in Büchern lesen, im Theater auf der Bühne sehen oder im Museum uns angucken. Kultur im eigentlichen Sinne ist die Entwicklung unseres lebendigen Verstehens unser selbst und unserer Umgebung sowie das durch solches lebendige Verstehen getragene äußere Geschehen. Bei solcher Entwicklung können diese und jene Bücher – so man sie richtig liest – eine Hilfe sein; für sich genommen hat das Lesen von Büchern – und selbst von solchen, die im Rufe stehen, ganz besonders gescheite Bücher zu sein – nix zu tun mit eigentlicher Kultur.

Zum Beispiel scheint mir, daß mit der Problematik um das „bedingungslose Grundeinkommen“ eng verknüpft ist die Problematik der Motivation zum Tätigsein; und eben im Bereich der Motivation kommt es durch die gewohnte Koppelung von Arbeit und Einkommen bei mehr zum Aufwachen neigenden Zeitgenossen zu ganz fatalen Knoten und Wirrnissen; hier, zum Beispiel, gäbe es sehr viel zu tun; nicht vermittels Konstruieren gescheiter Theorien natürlich, sondern vermittels verstehenden Beobachtens und Aufdröselns. Ganz im Sinne übrigens der eigentlichen „kulturellen“ Wurzeln. Und vieles andere mehr; und ohne bewußte Auseinandersetzung mit der Bewußtseinsproblematik, mit der „kulturellen“ Problematik bleiben auch die Bestrebungen zum „bedingungslosen Grundeinkommen“ einfach bloß ein politisches Programm neben anderen politischen Programmen; zudem ohne große Chancen auf Realisierung; während bei stärkerer Berücksichtigung der zugrundeliegenden „kulturellen“ Komponenten selbst bei Nichterreichen des gesteckten Ziels ein „Scheitern“ gar nicht möglich wäre, da der Gewinn an geistiger Beweglichkeit, an „Bewußtsein“ in verschiedenster Weise und in verschiedensten Richtungen immer sozial fruchtbar wird: „Der Geist weht, wo er will.“

Das Abdriften der Kultur ins Nachahmen der Kultur, in dem wir heute – meist ohne es zu merken – mitten drin stecken, wurde als Tendenz ja schon recht früh bemerkt und geschildert; und mir scheint, daß es nötig wäre, diese Driftbewegung bis zu ihrem fatalen Endpunkt retrospektiv nachzuverfolgen, damit wir besser verstehen, wo wir jetzt sind.

In diesem Sinne: Unter http://klamurke.com/filistr.htm findet man einen in diesem Zusammenhang relevanten Zusammenschnitt bezeichnender Aussagen aus einer Arbeit von Nietzsche (ich meine damit nicht Nietzsche als im Panoptikum der „Gebildeten“ herumstehende Wachsfigur, sondern als unter jenem Abdriften leidenden und es beobachtenden lebendigen Menschen)

Und ein unter dem Titel „Phrase, Konvention, Routine“ veröffentlichter Auszug aus einem Vortrag zu diesem Thema, der irgendwann um 1920 gehalten wurde: http://klamurke.com/phrase.htm

So viel, möglichst kurz und doch zu lang, über kulturelle Wurzeln sowie deren Nachahmen im Hinblick auf deren Bedeutung für die Problematik des Bedingungslosen Grundeinkommens.

So isses

Samstag, August 14, 2010

Gemeinsames und nicht gemeinsames

Gemeinsames ergibt sich nicht so sehr aus ähnlichen Lebensumständen, sondern viel mehr aus der inneren Haltung, von der aus man mit diesen Lebensumständen operiert.

Wenn jemand die sozialen Möglichkeiten, welche in unseren diplomgläubigen Zeiten durch, eben, ein Diplom gegeben sind, dazu nutzt, um sich nach bestem Wissen und Gewissen nützlich zu machen und seinen eigenen Weg zu schlagen, so ist er dadurch stärker mit solchen verwandt, die ohne Diplom und sonstige Absicherungen in sozialer Verantwortung eigene Wege gehen, als mit solchen, die mit einem oder gar mehreren Diplomen versorgt sind und sich bloß darauf ausruhen, vielleicht auch gedankenlos irgendwelchen gutbezahlten, eventuell sogar sozial schädigenden Berufen nachgehen.

Wenn ich, durch innere Not und wirre Lebensumstände getrieben, heute in Odessa, morgen in Tiflis, übermorgen weiß der Teufel wo bin, und dabei bemüht bin, einiges zu kapieren und andere an diesem Kapieren teilhaben zu lassen sowie mich sonstwie sinnvoll sozial einzubringen – so bin ich in dieser Unstetigkeit stärker mit solchen verwandt, die in relativ stabilen Lebensumständen, aber unabhängig vom „Mainstream“ sich ernsthaft um sinnvolle eigene Wege bemühen, denn mit solchen, die, vielleicht mit gutem Finanzpolster versehen, heute hier, morgen dort sind, sich keine Sorgen machen und einfach bloß das Leben genießen.

In diesem Zusammenhang sei auch noch das „alternativen Spießertum“ erwähnt; eine Sackgasse, in welcher Menschen, ohne sich innerlich zu wandeln, aus „Wandlungsbemühen“ heraus entstandene Lebensformen nachahmen oder irgendwelche Jargons übernehmen; und diese alternativen Spießer sind mitunter überheblicher und dogmatischer als der in anerkannten Lebensformen sich verbarrikadiert haltenden „Ur-Spießer“. Der zur Eigenbewegung neigende läßt sich in den Anfängen seiner Bemühungen durch das Seelenverwandtschaft vorgaukelnde Vokabular leicht mal in solche Sackgassen hineinlocken, aus denen er sich dann, von hochklingenden leeren Worten betäubt und verwirrt, sich selbst und andern fremd, mühsam wieder herauswurschteln muß. Vorgegaukeltes Gemeinsames hat nämlich die heimtückische Eigenart an sich, daß es das Leben noch viel schlimmer verkompliziert als die Einsamkeit durch ehrliches Fehlen von Gemeinsamkeit.

So isses.

Freitag, August 13, 2010

Freitag der dreizehnte

Die 13 ist eine Zahl, die, wie man sagt, einen gewissen Abschluß, ein Ende von irgendwas bedeutet oder beinhaltet. Nun gibt es Volks, für welches nur das existiert und existieren kann, was sie gewohnt sind; und um dieses Gewohnte herum sehen sie nur gähnende Leere, ein beängstigendes Nichts.

Solches Volks hat nun, so es diese Zahlenmagie ernst nimmt, furchtbare Angst vor der das Gewohnte bedrohenden Zahl 13; und ganz besondere Angst hat es vor einem Freitag, dem 13, welcher, wie es heißt, die abschließende Wirkung der Zahl 13 noch verstärkt.

Wer aber über das Gewohnte hinauszusehen vermag, der versteht, daß ein jeglicher Abschluß der Übergang ist zu irgendetwas Neuem, ein Einsetzen neuer Entwicklungen, ein Aufbruch nach neuen Ufern; und entsprechend wird er, so er die Zahlenmagie ernst nimmt, die Zahl 13 als Glückszahl betrachten; und entsprechend wird ein Freitag der 13. seine ganz besondere Sympathie genießen.

So isses.

Freitag, Juni 18, 2010

Fußballsprüche

Irgendwo las ich:

"Ich lerne nicht extra französisch für Spieler, wo diese Sprache nicht mächtig sind. " (Mario Basler)

Nunmehr weiß ich, dass es einen vermutlich deutschsprachigen bzw. mehr oder weniger deutschsprachigen Promi gibt, der vermutlich mit Fußball zu tun hat und kein Französisch kann.

Wieder also durfte ich mir ein Häppchen von jenem Wissen aneignen, ohne das man heutzutage nicht mitreden kann; und wenn ich es in 5 Minuten nicht wieder vergessen habe, so weiß ich es bis nächste Woche.

Und wenn das Volks sich etwas intelligentere und markantere Persönlichkeiten zu "Promis" erwählen würde, würde dieser oder jener mir vielleicht sogar auffallen und sich mir einprägen; so daß ich nicht dazu verdammt wäre, ungebildet zu sein und außerhalb meiner Zeit zu leben.

Prost.

Samstag, Juni 05, 2010

Sparmaßnahmen

Es liegt mir fern, mich mit fremden Federn schmücken zu wollen: Die Grundidee, die künftig weltweit zu jährlichen Einsparungen in Millionen-, wenn nicht gar Milliardenhöhe führen dürfte (bin zu faul, es genau auszurechnen), stammt nicht von mir, sondern von Sandra Ravioli.

Ihre knapp formulierte bei Facebook veröffentlichte These lautet:

“Weihnachtsmann oder Mister Proper zum Bundespräsidenten und damit Geld sparen!!!!
Hatten gestern eine Diskussion wer der Nachfolger von Köhler werden könnte! Ich bin für sparen, deswegen einfach eine digitale Figur, ist kontrollierbar und kostet weniger dazu auch noch sympathischer!”

Mir selbst blieb nur, in ehrfürchtigem Staunen vor solchem die Welt veränderndem Gedankengut selbiges aus der Enge des deutschen Alltags herauszuretten und es auf das ihm gebührende Podest globaler Allgemeingültigkeit zu erheben sowie eine erste Skizze zu einer konkreten Verwirklichung zu erstellen:

Man könnte für jedes Amt, das keine intellektuellen Fähigkeiten oder Fachkenntnisse fordert und nur Geld kostet, eine Standardfigur komponieren; zur Auswahl je eine männliche und eine weibliche; die männliche, in unterschiedlichen Dosierungen, eine Mischung aus Supermann, Onkel Otto und dem, was Otto Normalerbraucher sich unter einem Intellektuellen vorstellt. Virtuelle Träger vergleichbarer Ämter würden sich von Staat zu Staat durch Sprache und Krawattenfarbe unterscheiden. Statt teurer Gehälter und Reisespesen würden die betreffenden Staaten dem Schöpfer der betreffenden Figur Tantiemen zahlen. Käme sicher billiger und brächte weniger Ärger.

Mögen denn die Dinge ihren Lauf nehmen.

Prost

Freitag, Juni 04, 2010

Sich tragen lassen statt sich bewegen


Natürlich verstehe ich, warum so manches Volks es vorzieht, sich bestehenden Strömungen und Bewegungen anzuschließen und sich von ihnen bewegen zu lassen, statt sich selber zu bewegen: Weilnämlich das Sichbewegenlassen viel einfacher und bequemer ist.

Mich selbst könnte sowas nicht befriedigen; und ich glaube auch nicht, daß durch solches Sichanschließen, Sichtragenlassen, Sichbewegenlassen sich ein Ausweg aus den bestehenden Sackgassen ergeben könnte.

Irgendwas lebensfähiges kann, wie mir scheint, nur aus dem freien Zusammenschluß bewußt sich selbst bewegender ergeben; alles andere schafft – so es überhaupt was schaffen kann – bloß neue Sackgassen (womit ich natürlich nicht einer Bewegung nominell sich selbst bewegender das Wort reden will; deren Resultat wäre Stagnation in höchster Potenz)

Aber andererseits: warum soll man nicht neue Sackgassen schaffen, wenn es einem in den alten langweilig wurde? Nich?

Prost.

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Mittwoch, Juni 02, 2010

Ein erfolgloser Mörder.

Ausnahmsweise wieder wat in ernsterem Tonfall.

Um jenen Gäfgen geht’s, der vor Jahren in Zusammenhang mit versuchter Geldbeschaffung jemanden umbrachte, in der Folge erwischt und zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Der Fall erregte damals besonderes Aufsehen, weil ihm während des Verhörs Folter angedroht wurde. Aus dieser Folter-Drohung versuchte er nun, durch einen Antrag beim Europäischen Gerichtshof juristischen Profit zu schlagen. Was aber nicht klappte:

„Teilerfolg für Gäfgen: Deutschland hat mit der Gewaltandrohung gegen den Kindermörder gegen das Folterverbot verstoßen. So hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte befunden. Das Verfahren wird aber nicht wieder aufgenommen.“

(ZDF-Heute)

Ich find diesen erfolglosen Mörder nicht besser und nicht schlimmer als die Massen seiner – eingesperrten oder, meist, frei herumlaufenden – Gesinnungskollegen, die sich gewissenlos bereichern und denen es dabei egal ist, was sie im Zuge ihrer Bereicherung direkt oder indirekt ihren Mitmenschen antun. Und ich zweifle nicht daran, daß im Erfolgsfalle, das heißt: wenn er in Straßburg mit seiner Klage durchgekommen wäre, wenn man den Prozeß hätte neu aufrollen müssen und wenn die Sache mit einem Freispruch geendet hätte – er für die Presse vom erfolglosen Mörder zum erfolgreichen Macher avanciert wäre.

Zu jenem Polizeivizepräsidenten Wolfgang Daschner, der sich der Folterdrohung schuldig machte: Die scheinheilige Hetze gegen selbigen in den Medien fand ich damals ausgesprochen ärgerlich. Die Situation war ja so, daß man zu dem Moment keine Ahnung hatte, wo sich das Opfer jenes Herrn Gäfgen befindet; man wußte nur, daß es höchste Zeit ist, diesen entführten Menschen zu finden, damit er nicht umkommt. Daß er bereits tot ist wußte man ja noch nicht. – Daß in dieser brenzligen Situation, unter Verstoß gegen elementarste Dienstvorschriften und Gesetze im Interesse des Opfers mit Folter gedroht wurde – empfand ich als einen Akt von Zivilcourage.

Ein – vielleicht etwas grobschlächtiger – Vergleich: Wenn jemand in den Fluß gefallen ist und untergeht, und ein zweiter Jemand am Ufer ist, der ihn retten will, so wird dieser Jemand im Eifer des Gefechts sich nicht lang überlegen, ob es gerechtfertigt ist, daß er bei dieser Rettungsaktion über ein Privatgrundstück hinweglaufen muß mit kategorischem „Betreten verboten“, auf dem irgendwelche vom Aussterben bedrohte Vögel nisten. Nachher wird man sich dann mit den kaputtgetretenen Gelegen beschäftigen; wobei auch niemand leugnen wird, daß es schlecht ist, daß unter verbotswidrigem Betreten eines Grudnstücks Schaden angerichtet wurde; aber man wird sich beim nachträglichen Beurteilen der Rettungsaktion doch wohl nicht ausschließlich auf die zertretenen Gelege konzentrieren. Oder vielleicht doch, da bei der heutigen Presse alles möglich ist.

Folter und auch nur Androhung von Folter haben in einem modernen Rechtsstaat nichts zu suchen; es war unumgänglich, die Sache juristisch zu verfolgen, um keinen Präzedenzfall zu schaffen. Das ist das Eine: Der Betreffende hat sich, mal unabhängig von den Umständen, eines groben Vergehens schuldig gemacht; es geht nicht anders: er muß sich dieser Verantwortung stellen. Einverstanden. Nicht einverstanden war ich mit dem übelkeitserregenden Medienrummel, der die ganze Angelegenheit in stinkige Nebelschwaden tauchte.

Ein möglicherweise prinzipiell unlösbares Dilemma, das bei fairem und sachlichem Verhalten der Massenmedien aber vermutlich etwas anders ausgeschaut hätte.

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Dienstag, Juni 01, 2010

Wirbelvereinigung

Голубь на фоне бикини

(Obiges Foto zeigt weder den Köhler noch die Lena.
Das heißt, die Frau im gelben Bikini kenn ich nicht; sollte jene Lena am 12. Juli des Jahres 2008 in Odessa in einem gelben Bikini sich am Strande aufgehalten haben, so wäre nicht auszuschließen, daß sie das ist)

♦♦♦

Es gibt zur Zeit in Deutschland unabhängig voneinander zwei starke Wirbel um zwei Personen: Zum Einen – einen Wirbel um eine in Deutschland lebende Lena, von der eine mir unbekannte Jury festgesetzt hat, daß sie gut singen kann und eine bedeutende Persönlichkeit ist. Zum Andern – einen Wirbel um einen gewissen Herrn Köhler, der von einem hohen Posten zurücktrat und die geplagten Deutschen zwingt, nach einem Nachfolger zu suchen.

– Das alles geht mich zwar nix an; aber ich frag mich doch, warum man diese beiden Wirbel nicht einfach vereinigt? Wenn jene Lena schon eine so bedeutende Persönlichkeit  ist - soll sie doch einfach jenen leerstehenden Posten einnehmen, und das Problem ist gelöst?

♦♦♦

Der Vorteil einer solchen Lösung bestünde unter anderem darin, daß die Betreffende, statt Ansprachen zu halten, die niemanden interessieren und bei denen man trotzdem leicht mal was falsch machen kann, einfach ein Liedchen trällern könnte.

Natürlich läuft man dabei Gefahr, daß plötzlich eine andere amtlich anerkannte Jury auftaucht, die verbindlich festsetzt, daß die Lena doch nicht so gut singen kann und keine so bedeutende Persönlichkeit ist wie von der ersten Jury festgestellt.

Doch damit muß man leben. Was immer man tut – Gefahren lauern überall.

♦♦♦

 

Nachbemerkung Oktober 2015

Zum Glück trat ich mit obigem Vorschlag damals nicht an die große Öffentlichkeit.

Hätte man nämlich im Sinne selbigen Vorschlags die Lena zur deutschen Bundespräsidentin gemacht, so hätte es keine Wulffiade gegeben, und die deutschen Journalisten wären dazu verdammt gewesen, sich nach sonstigen unterhaltsamen Themen umzusehen.

Doch vielleicht hätte man auch mit der Lena irgendwelchen publikumswirksamen Skandal inszenieren können; wer weiß.

♦♦♦

Wie dem auch sei: Es ist gelaufen, wie es nun mal gelaufen ist; so oder so kann man nichts mehr ändern.

Doppelnas_bew

 

Sonntag, Mai 23, 2010

Über bewußtes Verblöden

Вход в какое-то подземельное царство
 
Vor kurzem korrespondierte ich mit einem Freund, der mir davon berichtete, daß jemand ihn zu Facebook eingeladen hat. Er schrieb, daß er die Einladung angenommen hat und daß er keine Ahnung hat, was er da soll. - Ich selbst bin schon lange bei Facebook; auch deshalb, weil jemand mit eingeladen hatte; und was ich da soll, wußte ich auch nicht.
 
Unsere Korrespondenz machte mich neugierig; und ich begann, dieses Facebook mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
 
Unter anderem probierte ich aus, wie man dortselbst eine Gruppe gründet. Das ging ganz leicht; und seitdem existiert bei Facebook die Gruppe „Anonyme Kanalisationsbewohner“.
 
Doppelnas
 
 Womit wir, nach dieser kurzen Einleitung, beim eigentlichen Thema dieses Eintrags angelangt wären.
 
Ein Tätigkeitsbereich für diese neugegründete Gruppe war schnell gefunden und ausformuliert; und zwar lautet das nun:
“Unser Ziel ist die Entwicklung ehrlicher, aufrechter Dämlichkeit, wie sie sich in unseren schwierigen Zeiten ins Kraut schießender maskierter Dummheit nur in der Unterwelt entfalten kann.”
Unvorhergesehenerweise kam es in dieser Gruppe dann sogar zu einer gewissen Aktivität; und im Weiteren entstand der Eindruck, daß ich manches Volks, das mich früher noch halbwegs ernst nahm, durch selbige Gründung leicht verunsichert hatte.
 
In einem Forumbeitrag versuchte ich etwas später, das Gruppenziel in ernsterem bzw. in halbernstem Tonfall noch genauer zu umreißen:
“Die Welt, in der wir leben, wird immer verrückter und absurder; und das Absurdeste an der ganzen Sache besteht darin, daß nur die wenigsten die ganze Tiefe der Absurdität erfassen können und daß es sogar noch immer genügend solche gibt, die überhaupt nix merken. – Wir aber, die uns noch einen Rest an Bewußtheit bewahrt haben, wollen unser Schicksal nun selbst in die Hand nehmen, die Absurdität aus ganzem Herzen erkennend bejahen und bewußt verblöden. Denn ein Zurück zum gesunden Menschenverstand gibt’s nicht mehr; dazu ist alles bereits zu verfahren.”
Was, wie ich merkte, einige wenige, die das lasen, in tiefste Verwirrung stürzte.
 
Die Wurzeln jener Verwirrung seh ich natürlich; aber sie in ebenselbigem Forum aufzuzeigen wäre ein Stilbruch. Deshalb tu ich das, ganz egal für wen, hier an diesem Orte.
 
Bewußtes Verblöden ist nämlich, rein vom Prinzip her, gar nicht möglich. Denn in dem Moment, wo ich meine eigene Blödheit unter die Lupe nehme, hört automatisch alles Verblöden auf. Zu anderen Momenten mag ich so blöd sein wie auch immer; aber eben dort, wo ich meiner eigenen Blödheit als solcher bewußt bin und sie in ihren Verästelungen, in ihrem Sein ausmachen kann, bin ich es nicht.
 
So daß das Gruppenziel, wie ich es formuliert habe, ein Widerspruch in sich ist; und wer sich noch ein leises Gespür bewahrt hat für Realität und jenen Widerspruch nicht sofort schnallt, kann durch selbige Formulierung in Verwirrung geraten.
Wer seine eigene Blödheit unter Kontrolle hat, dem steht es natürlich frei, für sich und unter seinesgleichen seine gedankliche Freiheit zu genießen und nach außen hin weiter den Blödmann zu spielen; sogar, nach Lust und Laune, sich noch blöder zu geben, als er vorher war; warum nicht? – Und die Absurdität, nachdem man sie als solche erkannt hat, bejahen, bedeutet ganz einfach: darüber lachen.
 
Prost
Raymond
Doppelnas
 
p.s.: So langsam komm ich dazu, solche Leute wie den Eulenspiegel zu verstehen. Tiefschürfende Analysen – selbst wo sie wirklich tiefschürfend sind – bringen uns nicht mehr weiter; unsere Zeitgenossen sind im Allgemeinen zu verkopft, als daß sie noch etwas verstehen könnten. Einfach etwas umrühren; ob es wem hilft oder nicht iss egal; als Mindestes hat man selbst seinen Plausch daran.
Nochmal:
Prost

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Donnerstag, Mai 13, 2010

Zwei Gründe des Verstummens

[eine vor ca. einem Jahr getippte und bereits sonstwo veröffentlichte Notiz, die, damit die Sache nicht zum Stillstand kommt, nun auch hier veröffentlicht sei. – Vielleicht geht es diesem oder jenem, dieser oder jener ähnlich. So es sie gibt: Seid gegrüßt!]
***
Eigentlich bin ich sehr langsam im Verstehen; aber was ich verstehe, verstehe ich verhältnismäßig gründlich. – Dank dieser Langsamkeit ließen sich auch verschiedene gefühlsmäßige Begleiterscheinungen bei der Entwicklung von erstem unbestimmtem Ahnen bis zum plastischen begrifflichen Erfassen von Zusammenhängen beobachten.
Im Bereich des „Studiums der Phänomenologie des geistig-seelischen Erstickens“ bzw. der „chemischen Analyse des Unbehagens“ sieht das, im Allgemeinen, wie folgt aus:
Die erste unbestimmte Ahnung, daß in irgendeinem Bereich irgendwas nicht stimmt, ist begleitet von dumpfem, unbestimmtem Schmerz (wieauch eben dieser dumpfe unbestimmte Schmerz den Anlaß abgibt, die Sache näher in Augenschein zu nehmen); und zum „Ausgangsschmerz“ ob der unbestimmten Unstimmigkeit kommt der zusätzliche Schmerz ob der Unbestimmtheit: darob: daß ich nicht verstehe, was los ist; daß ich weder mir selbst noch anderen klarmachen kann: was nicht stimmt und nur weiß: daß irgendwas nicht in Ordnung ist: der Schmerz also ob meines im Nichtverstehen begründeten Stummbleibenmüssens.
Wenn ich die Sache dann plastisch habe, wird auch der Schmerz plastischer; und der von der Unbestimmtheit herrührende Zusatzschmerz wird dann nicht selten beziehungsweise in der Regel ersetzt durch den Schmerz darob, daß ich sehen muß, wie von mir plastisch als Unsinn oder Absurdität erkanntes von meinen Zeitgenossen als normal und unbedingt richtig hingenommen wird; und auch daß: obwohl ich nun in der Lage bin, in begrifflich klarer Sprache darzustellen, was genau nicht stimmt, ich mich trotzdem nicht verständlich machen kann: weil nämlich kaum jemand versteht, was ich sage; daß das Stummbleiben infolge Nichtverstehens gewissermaßen abgelöst wird durch das Stummbleiben infolge Verstehens.
***
Eben.
Diesen Text findet man in dem Sammelband

"Einblicke in Abwege"




Samstag, Mai 08, 2010

Resignation

Wenn ich mich etwas anstrengen würde, ließen sich vielleicht irgendwelche Gedanken entwickeln, ließe sich noch nicht Gesagtes zur Sprache bringen.

Doch ich will mich nicht anstrengen. Wozu? Für wen?

Wie Freund Friedrich seinerzeit ganz treffend seinem Kummer Luft machte:

„Daß ihr Bestes doch gar so klein ist! Daß ihr Bösestes doch gar so klein ist!“

Eben.

Ganz entspannt hinlegen möchte ich mich und einfach bloß zugucken, wie die Sache dem Abgrund entgegenrutscht. Wie det wohl aussehen wird, wenn der Höhepunkt der Abgrundfahrt erreicht ist?

Leicht beunruhigend bloß, daß man in diese rutschende Masse irgendwie mit eingeschlossen ist.

Doch – was kann man tun? Nix kann man tun.

Wenn man vor lauter Fortschritt nicht auch noch das Lustigsein verlernt hätte, könnte man die Abgrundfahrt wenigstens etwas lustiger gestalten. Ästhetisierung des Weltuntergangs…

Doch nicht einmal das ist möglich.

Am besten wohl schlafen….

Prost

Sonntag, April 18, 2010

Computerasche?

"Die Schließung des Luftraums erfolgte ausschließlich aufgrund der Daten einer Computersimulation beim Vulcanic Ash Advisory Centre in London" – "Es ist in Deutschland noch nicht mal ein Wetterballon aufgestiegen, um zu messen, ob und wie viel Vulkanasche sich in der Luft befindet."

So zu lesen auf der ZDF-Site unter „Kritik an der Schließung der Flughäfen“.

Wenn det stimmt, muß man davon ausgehen, daß die erfrischende Macht unverdorbener Naturgewalten wieder durch den altvertrauten Nebel menschlicher Unzulänglichkeit ersetzt wurde.

Falls es tatsächlich so ist, daß man, unbehelligt von Fakten, aufgrund irgendwelcher Vorgaben den Computer vor sich hin modellieren läßt, um dann aufgrund dessen, was er ausspuckt, weitreichende Entschlüsse zu fassen - so erinnert det gar sehr an die gute alte Zeit der Scholastik; nur, daß die ollen Scholastiker noch selber deduzierten, während man heute das Denken dem Computer überläßt.

Aber andererseits: Was soll man tun? Läßt man die Flugzeuge fliegen, und es geht was schief, so kommen sofort irgendwelche Staatsanwaltschaften und suchen nach Schuldigen. Und finden sie natürlich, da im Prinzip immer jemand schuldig sein muß. Und die Presse, die heute über das ungerechtfertigte Schließen des Luftraums schimpft, kann morgen ohne Übergang über das ungerechtfertigte Freigeben des Luftraums schimpfen.

Doch wiederum andererseits: ein bißchen um Fakten könnte man sich schon kümmern.

Eben.

Prost.
Raymond

Samstag, April 17, 2010

Nazimentalität

DE_E_Entmenschen

♦♦♦

Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein
(Goethe, Faust)

Durch künstliche Überbetonung des nationalen Moments bei der Beurteilung historischer Abläufe und aktueller sozialer Probleme entsteht nicht selten ein grob vereinfachender Schematismus, der den Blick auf die Tatsachen verfälscht und ein sachgerechtes Aufarbeiten erschwert. Ich bin kein Historiker, wage aber trotzdem zu behaupten, daß sehr vieles von der jüngeren Geschichte neu durchdacht, neu geschrieben werden müßte und daß man auch bei der Behandlung gegenwärtiger sozialer Probleme mit dem Begriff des „Nationalen“ etwas vorsichtiger sein sollte.

Noch zusätzlich verkomplizierend ist die weitverbreitete gedankenlose Gleichsetzung von Wort und Begriff. Ich bin nicht nur kein Historiker, sondern darüber hinaus auch kein Fachphilosoph, will mich denn auch hier nicht auf linguistische Spitzfindigkeiten einlassen und auch nicht auf den mehr oder weniger berühmten Universalienstreit; möchte nur, ganz banal, auf die leicht beobachtbare Tatsache hinweisen: Daß mitunter mit einem und dem gleichen Worte verschiedene Leute ganz verschiedene Dinge meinen; und daß sogar ein und derselbe Leuterich ein und das gleiche Wort zu verschiedenen Momenten mit verschiedenen Bedeutungen verwenden kann.

Bezüglich Verbrechen der Nationalsozialisten während jenes „Tausendjährigen Reichs“ etwa werden gewisse wesentliche Grundzüge teilweise verdeckt durch eine zu starre Nationalisierung der Opfer.

Da klassierte man also, als bürokratische Maßnahme, anhand einer Sammlung willkürlich konstruierter Definitionen eine große Menge Menschen als „Untermenschen“; begann, sie durch sich verstärkende entwürdigende bürokratische Schikane zu drangsalieren; und schließlich machte man sich daran, sie, gleichfalls streng bürokratisch organisiert, physisch zu vernichten.

Das waren, wohl zu einem großen Teil Leute, die ganz normal im deutschen Alltag integriert waren, ihr Leben lebten, ihrer Arbeit nachgingen und keine Ahnung hatte, daß sie „anders“ sein könnten. Deutsche halt, wie alle ringsum. Etwa – um ein extremes Beispiel zu nennen; doch ähnliche Beispiele gibt es viele – jener Viktor Klemperer, im Gegensatz zu den ihm nach dem Leben trachtenden „Herrenmenschen“ ein überzeugter und überzeugender Vertreter ursprünglicher deutscher Kultur. Die meisten dieser amtlich ins Abseits Abgedrängten wurden zu „Juden“ ernannt und ganz besonders schlimm drangsaliert. – Hier gilt es nun, eben, zu unterscheiden zwischen Wort und Begriff. Nämlich wird, wie oben bereits angedeutet, oft übersehen, daß beides nicht untrennbar zusammengehört und daß verschiedene Leute mit einem und dem gleichen Wort ganz verschiedene Begriffe verbinden. Ein Nazi oder sonstwie gefärbter Antisemit verbindet mit dem Wort „Jude“ einen ganz anderen Begriff (oder auch bloß „emotionalen Komplex“) als das Mitglied einer jüdischen Gemeinde oder auch jemand, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel, auf amtlichem Wege plötzlich erfährt, daß er aufgrund irgendwelcher Vorfahren „Jude“ ist und „Untermensch“. Und der emotional tingierte „Judenbegriff“ des Antisemiten wird schon wieder ein ganz anderer, wenn er sich in ein blutleeres bürokratisches System verkörpert. All diese amtliche Definitionen, die Klassierungen in „Jude“, „Halbjude“, mitsamt den ganzen Mischformen, „Asozialer“ und so weiter waren letztendlich völlig willkürlich gefaßt und boten den zuständigen Beamten ein weites Feld für vergnügliche Knobeleien, um zu bestimmen: in welchem Grade ihre einzelnen Opfer als Untermenschen zu betrachten sind, welchen Drangsalierungen man sie zu unterziehen hat, ob und wann und wie man sie umbringen soll (durch welchselbige vergnügliche Knobeleien man sie vermutlich auch davon abhielt, während der Arbeitszeit Kreuzworträtsel zu lösen).

Daß man diese Unmengen an Menschen, die von jenem Unrechtssystem entwürdigt, eingesperrt, ermordet wurden, nun nachträglich nach den verschiedensten Gesichtspunkten in verschiedene Gruppierungen unterteilt und dabei vor allem die besonders stark in Mitleidenschaft gezogene Kategorie der „Juden“ erwähnt, ist natürlich gerechtfertigt; bloß übersieht man bei einer Überbetonung dieser Einteilung leicht mal das Wesentliche an der Sache, und zwarnämlich:

Daß es sich um Menschen handelte, die durch Maßnahmen des Staatsapparates, nach von ihrem jeweiligen persönlichen Verhalten unabhängigen Kriterien entwürdigt, ins Abseits gedrängt, vernichtet wurden. Daß der Staatsapparat sich anmaßte, Menschen, zum Beispiel, aus bestehenden Arbeitszusammenhängen herauszureißen, um sie in jenen „Arbeit macht frei“ – Stätten zusammenzupferchen, wo sie unter der Aufsicht analphabetischer Wärter auszuführen hatten, was man offiziell als „Arbeit“ definiert hatte.

Daß jener Staatsapparat sich anmaßte, rein bürokratisch zu verwalten, wer in seinem Herrschaftsbereich das Recht auf Leben hat und wer nicht, geht sogar für streng Staatsgläubige im Nachhinein etwas zu weit. Wohlgemerkt: im Nachhinein; in der Gegenwart würden – wie ich zu vermuten wage – nicht wenige, wenn sich um sie herum ein ähnliches System mit ähnlichem Recht auf Leben oder Tod bilden würde, sich willig einfügen; vor allem natürlich diejenigen, die per Definition zu den Privilegierten gehören. Und ich wage zu behaupten: hätten die Nazis nicht versucht, durch militärische Maßnahmen die Welt zu erobern und hätten sie von einer systematischen physischen Vernichtung der als „Untermenschen“ klassierten abgesehen – so hätte man ihnen all die übrigen Verbrechen inzwischen längst verziehen, hätte det alles vielleicht von vornherein gar nicht als Verbrechen betrachtet, sondern – günstigstenfalls – als leicht problematisch.

Was nun weltweit, vor allem in den sogenannten zivilisierten Ländern und besonders griffig in ebenjenem unglückseligen Deutschland in dieser Hinsicht an Entwicklungstendenzen zu beobachten ist, ist folgendes:

Anhand eines verbogenen Arbeitsbegriffs, aus dem die Staatsmacht sich das Recht ableitet, jede in Richtung Sichnützlichmachen gehende Bewegung der in ihrem Einflußbereich lebenden zu kontrollieren und, je nachdem, zu unterbinden; sich herausnimmt, anhand immer strenger werdender sich auf Kleinigkeiten erstreckender Kontrollen die Einzelnen wie verschreckte Hasen sich ducken zu lassen, ihnen jeden Mut zu nehmen, sich noch zu rühren – werden immer größere Kreise ins materielle Elend abgedrängt und langsam, aber sicher als „Untermenschen“ abgetan.

Siehe auch einen früheren Blogeintrag, darin dieses Thema anklingt.

Eben hier äußert sich die Substanz dieses Unrechtssystems und nicht in irgendwelchen biertrinkenden und randalierenden Neonazis. Die sind zwar lästig, aber im Vergleich zum „substantiellen“ Nazitum eher harmlos.

Was soll man sonst noch dazu sagen? Sehr vieles gäbe es noch zu sagen, von diesem skizzenhaften Ansatz aus weiter zu bedenken.

Doch lassen wir det besser. Wenn man nämlich die Sache von anderen Seiten her anschaut oder, besser noch, sie überhaupt nicht erst anzuschauen versucht, so kommt man nicht umhin zu sagen, daß das Leben doch sehr schön iss und lustig. Und das iss doch allemale die Hauptsache.

Nich?

***

Prost.

♦♦♦

Nachbemerkung

Diesen Text findet man auch in einer Zusammenstellung, die den Titel trägt "Wegmarken auf dem Weg in die Katastrophe"" und die man unter https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/KL_Wegmarken.pdf anschauen und/oder herunterladen kann.

 

Aus dem Vorspann:

"Bewußt bin ich mir, daß zu dem Zeitpunkt, da ich diese Vorbemerkung in den Computer tippe (Ende April 2013), viele Zeitgenossen nicht recht verstehen werden, von welcher Katastrophe hier die Rede sein könnte.

Und im Herbst 2008, als die erste der hier veröffentlichten Notizen zustandekam, waren es zweifellos noch viel mehr.

Doch die Zeiten ändern sich; immer mehr von jenen, die von keiner herannahenden Katastrophe etwas merkten oder merken wollten, werden von deren sich ausweitenden und sich Platz bahnenden Fluten erfaßt oder direkt damit konfrontiert, oder entdecken aus sonstwelchen Gründen, daß irgendwas nicht stimmt."

Doppelnas

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