Samstag, Dezember 30, 2017

Von der Ewigkeit des bürgerlichen Jetzt

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Die wohlangepassten Bürger egal welcher Nation fühlen sich dank ihrem Getragensein durch das System und die öffentliche Meinung ganz selbstverständlich immer im Recht. 

Der Gedanke, man könne sie irgendwann für im Einklang mit dem System vollzogene Taten zur Verantwortung ziehen, kommt ihnen gar nicht; und wenn mal jemand sie darauf hinweist, daß mit ihrer Gesinnung und ihrem Tun irgendwas nicht in Ordnung ist und daß man sie unter geänderten Umständen zur Verantwortung ziehen könnte, so finden sie das verrückt und beleidigend. 

Die moralischen Qualitäten eines Menschen sind für sie bestimmt durch den Grad der Treue zu den geschriebenen Gesetzen und dem Leben im Einklang mit der öffentlichen Meinung; und da sie nicht über ihr vertrautes Jetzt hinausdenken können, ist das, was laut geschriebenem Gesetz und laut öffentlicher Meinung jetzt richtig ist, richtig von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Und so man sich voll im Einklang mit den in Ewigkeit gültigen geschriebenen Gesetzen weiß oder sie höchstens so weit mal überschreitet, daß ein guter Anwalt einem alles ins Lot bringen kann, so kann einem ja doch eigentlich gar nix passieren; oder? – Also befanden, zum Beispiel, seinerzeit auch die Hitleristen, wenn sie Volks- und Rassefeinde demütigten und umbrachten und sich an ihren Hinterlassenschaften bereicherten; und hätten sie es nicht allzu doll getrieben und nicht zudem noch einen Krieg angefangen, den sie dann verloren, so hätten die Unglücklichen, die man dann wegen ihrer gesetzestreuen Taten aufhängte, stattdessen die wohlgeordneten irdischen Paradiese viele Jahre später mit reinem Gewissen als wohlgeachtete Bürger im Kreise ihrer wohlgeachteten Familien verlassen dürfen.
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So isses