Dienstag, Mai 15, 2012

Dummheit als Erscheinungsform konsequent ausgelebter Klugheit

Wer denkend dem Auftauchen von Fragen und Problemen nachforschet kommt, so er darüber nicht einschläft, zu der Entdeckung, daß Fragen und Probleme nur von des Denkens Gnaden leben und ohne selbiges gar nicht vorhanden wären.

Vermutlich liegt hier der Grund, warum so viele Zeitgenossen es vorziehen, sich des Denkens weitmöglichst zu enthalten: weil sie nämlich, klüger als wir, dieses fatale Gesetz schon früher entdeckten und für sich die Konsequenzen zogen.

Was man gemeinhin Dummheit nennt wäre somit bloß eine Erscheinungsform im rechten Sinne sich selbst verstehender Klugheit.

Именно.

Sonntag, Mai 13, 2012

Von einem König, einem Weisen und einer Königin


Ein Weiser kam zu einem König und sagte irgendetwas sehr Gescheites.
Der König verstand kein Wort, nickte verstehend und schickte den Weisen reich beschenkt wieder nach Hause.
„Vielleicht bin ich wirklich zu sehr unterentwickelt,“ sagte der König zu seiner Frau, als sie alleine waren.
„Du bist nur vergeßlich,“ antwortete die Königin. „Wenn du nicht vergeßlich wärest, würdest du dich erinnern, daß du ihn vor zwei Monaten selbst zum Weisen ernannt hast. Damals konnte er nicht bis drei zählen, und heute auch nicht; nur daß er, seit du ihn zum Weisen ernannt hast, sich etwas komplizierter ausdrückt.“
„Ach so ja, stimmt,“ antwortete der König.


So isses

Montag, Mai 07, 2012

Vom Bekehren

Zum Selberdenken, zum Hinterfragen von Festgefahrenheiten und Vorurteilen kann man durch gezieltes Fragen anregen; oder auch, indem man – etwa in literarischer Form – die Vorurteile und Festgefahrenheiten locker und ungezwungen in ihre verschiedenen absurden und komikbehafteten Verästelungen weiterverfolgt.

Keineswegs aber kann man zum Selberdenken anregen, indem man plakativ neue Inhalte vorsetzt. Wo wirklich selber gedacht wird werden die Inhalte vom Denkenden selber geschaffen; das muß man schon ihm überlassen.

Wo solches nicht beachtet wird stolpert man, gemeinsam mit den „zu bekehrenden“, nur von einer Festgefahrenheit in die andere.

Wer agitierend bekehren will, ist selbst befangen.

Nachbemerkung 1:

Womit natürlich nix gegen das Vorstellen von Inhalten gesagt sei; ist nur die Frage, wie man das bewerkstelligt. Womit man lebt, was man selbständig von allen Seiten durchdenkt und durcharbeitet, stellt man – fast automatisch – auch so dar, daß es für andere zur Anregung und nicht zur Mausefalle wird.

 

Nachbemerkung 2:

Und auch die plakative Form hat für verschiedene Bereiche unseres Daseins ihre Berechtigung. Wenn in der Gebrauchsanleitung eines Geräts geschrieben steht, daß ich zum Hervorrufen einer gewünschten Funktion erst die taste A und dann die Taste B drücken muß, und daß ich auf keinen Fall zuerst die Taste B drücken darf, weil sonst alles durcheinander kommt, so werde ich sklavisch bestrebt sein, alles genau so zu tun, wie es da steht; ohne die geringste Ahnung zu haben, was zwischen dem richtigen oder falschen Drücken der Tasten und dem Erscheinen der gewünschten Funktion oder des angedrohten Durcheinander in dem Gerät für Prozesse ablaufen. Besonders in unserer elektronikgeprägten Zeit, wo man gar nicht die Möglichkeit hat, sich über jede technische Einzelheit schlau zu machen, geht das gar nicht anders; auch wenn es von manchen – wie zum Beispiel von mir – als lästig empfunden wird.

Nur bei Lebensfragen (darunter: sozialen Fragen), die nach realem unmittelbarem lebendigem Verstehen drängen, ist das nun mal nicht angebracht und funktioniert auch nicht; selbst wenn es zunächst manchmal so aussehen mag, als funktioniere es.

So isses.

Mittwoch, Mai 02, 2012

Von den Esoterik-Supermärkten

 

Zwiebelguru

Manche laufen durch dieses ganze Esoterik-Angebot wie durch einen Supermarkt; und wenn sie sich dann für eine ihnen zusagende Ideologie entschieden haben, können sie sich in der wohligen Gewißheit wiegen: daß sie fortan jeden beliebigen Blödsinn von sich geben dürfen, der – da sie ja nun zu den Auserwählten gehören – keinesfalls Blödsinn ist, sondern allerhöchste Weisheit.

Dürfen sie ja.

Ich aber sage euch: ehe man sich ans Esoterische macht, sollte man sich erst mal um elementare Redlichkeit, elementares Unterscheidungsvermögen und elementares Verständnis für Menschenwürde kümmern; das Weitere ergibt sich dann; und zwar ganz unspektakulär und ohne jeden Hokuspokus.

Wo ich aber merke, daß ihr euch nicht mal in diesen elementaren Gebieten orientiert – kann eure ganze Esoterik mir gestohlen bleiben.

***

[und daß ich mit meinen spinnigen Ansichten den esoterikkonsumierenden und esoterikvertreibenden Herrschaften genauso gestohlen bleiben kann ist klar. In der Hinsicht versteht man sich]

[Erste Nachbemerkung:

ich meine ausdrücklich „Esoterik“ als Konsumgut. Das „Übersinnliche“ beiseite zu schieben kann mir nicht in den Sinn kommen; allein schon die Tatsache, daß ich elementares Bewußtsein habe und daß ich unterscheide zwischen „Sinnlichem“ und „Übersinnlichem“ ist übersinnlich; und bei entsprechender Redlichkeit und Unterscheidungsvermögen kommt man da fast automatisch in die verschiedensten erweiterten Bereiche hinein. Doch ist das überhaupt nicht spektakulär, nicht konsumierbar und als Machtmittel für herrschsüchtige Gurus und Päpste nicht zu gebrauchen]

[Zweite Nachbemerkung:

Das Bestreben, zwischen den verschiedenen esoterischen und religiösen Richtungen und Systemen zu vermitteln kann hilfreich sein für den Aufbau der Pose als militant toleranter und fortschrittlicher Zeitgenosse; rein von der Sache her ist es Unsinn. Esoterik lebt aus der selbständigen individuellen Entwicklung; als totes System, das man „schwarz auf weiß nach Hause tragen kann“ ist „sie“ ein Unding.

Ein „guter Mensch in seinem dunklen Drange“ (um es knapp in einer Goetheschen Formulierung auszudrücken) kann sich diese Dogmensysteme nach Lust und Laune anschauen, kann sich von diesem und jenem – und selbst von dem größten Blödsinn – für seinen weiteren Weg auf seine Weise inspirieren lassen; und die Systeme als Ganze läßt er links liegen. – Ein System aber, dem man sich unterwirft, wird in erster Linie zu einem seelischen Gefängnis, das jede Entwicklung abwürgt. Und wozu es – außer Ehrgeizbefriedigung – gut sein könnte, zwischen den verschiedenen Arten seelischer Gefängnisse zu vermitteln – mag mir nicht einleuchten.

Doch bin ich geistig sehr zurückgeblieben und beschränkt; aus welchem Grunde mir natürlich sehr vieles verschlossen bleibt]

So isses.

Eben.

Zwiebelguru

Montag, April 30, 2012

Das Argument „erst mal bei sich selbst anfangen“ als Abwehr gegen die Notwendigkeit „erst mal bei sich selbst anzufangen“

Als Ergänzung zu dem Blogeintrag „Die Andern

***

Sicher ist es richtig, daß der Mensch, so er die Welt verändern will, erst mal bei sich selbst anfangen soll.

Wenn einer das so sagt, und es tatsächlich auch so meint, geh ich mit ihm einig.

Vorausgesetzt: er meint es wirklich so.

Wenn aber jemand – was typisch ist – mit dem Argument „du suchst die Schuld immer nur bei den andern“ gedankenlos die Schilderung von Unstimmigkeiten beiseiteschiebt, weil er sich gedankenlos und unhinterfragt dem Geschilderten verbunden fühlt – der benutzt das Lippenbekenntnis vom „erst mal bei sich selbst anfangen“ bloß als Abwehr gegen die Notwendigkeit, tatsächlich „erst mal bei sich selbst anzufangen“.

***

Der Mensch ist ein soziales Wesen; „innere“ und „äußere“ Veränderungen gehen nahtlos ineinander über.

Wer seine eigenen Unstimmigkeiten geflissentlich übersieht, sie gar teilweise in Stärken uminterpretiert – dessen Eingriffe in die Welt werden die Spuren von diesen seinen Unstimmigkeiten tragen.

Auf der andern Seite haben die sozialen und kulturellen Bedingungen einen unübersehbaren Einfluß auf Leben und Entwicklung des Einzelnen (klingt komisch, das überhaupt zu erwähnen; doch noch komischer ist, daß manche das nicht zu wissen scheinen); und diese Bedingungen können mitunter von solcher Art sein, daß selbst die begabtesten, charakterstärksten, selbstkritischsten Persönlichkeiten zu Untätigkeit und Untergang verdammt sind.

***

Eben.

Sonntag, April 29, 2012

Originalität und Schrulligkeit

So du in ehrgeiziger Originalitätssucht krampfhaft bemühst bist, „anders zu sein als andere“ – so hast du gute Chancen, daß man dich mit deinem Manierismus als originell betrachtet und als fortschrittlich.

So du aber locker und unverkrampft in eigener Weise und in eigenem Stil eigene Gedanken äußerst, die sich zufällig mit keiner der offiziellen Sichtweisen decken – so ist das schrullig und fremdartig.

Da kenne sich einer aus.

Iss aber im Prinzip egal.

Donnerstag, April 26, 2012

Die “Andern”

Man soll nicht immer „den anderen“ die Schuld geben. Hört man immer wieder.

Wer brav in unhinterfragten mehr oder weniger funktionierenden Strukturen vor sich hin lebt und die „weite Welt“ nur aus Erzählungen kennt – dem bleibt mitunter unverständlich: daß es Situationen geben kann, in denen man ohne Unterstützung aufgeschmissen ist und wo auch fromme Predigten über Menschheitsfortschritt nicht weiterhelfen. Man ist ganz real auf „Andere“ angewiesen; und wenn diese „Anderen“ sich in ihrer abgeschlossenen Welt mit frommen Predigten gemütlich machen und für alles andere kein Interesse haben – dann passiert es halt, daß hoffnungsvoll Begonnenes untergeht, mitunter zusammen mit den Initiatoren. Oder auch, daß sinnvolle Ansätze gar nicht erst richtig zustandekommen und bereits „in statu nascendi“ auseinanderfließen.

Es gibt Situationen, da nützen alle Fähigkeiten, alle Charakterstärke nix: Der Mensch ist aufgeschmissen.

Was interessierte den SS-Mann, der eine Gruppe Verdammter in die Gaskammer dirigierte, ob da irgendwelche darunter sind, die irgendwelche Bücher geschrieben haben, mal zu irgendwelchen Nobelpreisen nominiert waren, oder generell vielleicht ganz andere Lebensaufgaben hätten, als nun in der Gaskammer zu verrecken? Interessierte ihn nicht; basta.

Was heißt hier: man soll nicht immer den „Anderen“ die Schuld geben? Es waren die „Anderen“, die diese Menschen in die Gaskammern dirigierten; von sich aus wären sie da nicht hineingegangen.

Und was für diese griffige extreme Situation gilt, gilt genauso für viele andere Situationen; auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen.

Was ist mit den anonymen Massen, die in Deutschland via Hartz4 in ein neues Untermenschentum abgedrängt werden? Was können die noch tun? Nix können sie tun. Vereinzelte schaffen es vielleicht; aber auch nur dann, wenn sie in ihrem Umfeld ein paar „Andere“ haben, mit denen sie sich zusammentun können.

Es geht da auch gar nicht darum, mitleidsvoll von oben herab Nächstenliebe walten zu lassen und irgendwelchen Armseligen mit Almosen auszuhelfen.

Wie Goethe richtig sagt:

„Einer allein hilft nicht; es hilft, wer sich mit vielen zur rechten Stunde verbündet“

Das ist etwas anderes als fromme Predigten. Doch dazu braucht es Wahrnehmungsfähigkeit und über die engen vier Wände hinausgehendes Interesse.

Fromm Predigen iss natürlich einfacher; da braucht man das alles nicht.

Bloß bringt es nix

Doch die Lage ist nicht aussichtslos.

Da die unhinterfragte tragende Strukturen unübersehbar am Kaputtgehen sind, werden auch viele von diesen autistischen Predigern nach und nach die Chance bekommen zu lernen: daß sie ohne „die andern“ nix machen können.

So isses

Freitag, April 13, 2012

Grassiade

“Die Wulffiade ist vorbei, die Grassiade scheint am Abflauen. Was kommt als nächstes?
Der Mensch von heute liebt den weit ausholenden Kaffeeklatsch; und sicher findet sich bald die nächste Mücke, die sich zu einem Elefanten aufpusten läßt, aufdaß sie von den realen Elefanten ablenke.”

(Wilhelm von Dorten)

Nach der Wulffiade begann die Grassiade. Mich wunderte, daß Grass – der doch aber um einiges intelligenter scheint als der Wulff – auf all diesen Schwachsinn überhaupt reagierte.

So von der Seite, aus den Augenwinkeln betrachtet wirkt det alles recht komisch: wie Journaille und Literatursnobs mitsamt Stammtischpropheten sich in Positur werfen und, Entrüstung markierend, referieren zu diesem Gedichte, das viele – wie sich herausstellte – nicht einmal gelesen haben.

Von einer Bekannten, die sich durch diesen Hokuspokus nicht einfangen ließ, hörte ich die Ansicht: das sei eine unter den Hauptinitiatoren besagter Grassiade – inklusive Grass selbst – abgesprochene Werbekampagne; der Verlag hätte genau gewußt, was er tut; und in Deutschland würde heute kein solider Verlag es wagen, ohne Absicherung irgendwas „antisemitisches“ zu veröffentlichen.

In dem ganzen Vorgehen erblickte sie gewisse Momente von „Magie“; und den „Zauberspruch“ – das Gedicht also – habe sie gar nicht gelesen.

Für das Weitere möchte ich von dieser ihrer Sichtweise ausgehen:

Ich halte es für unwahrscheinlich, daß es sich um eine gezielt aufgezogene Werbekampagne handelt; würde aber nicht zur Gänze ausschließen, daß dem doch so ist. Möglich ist alles: Gezielt ein paar untereinander verbundene „soziale Steuerpunkte“ setzen, und die analphabetische Herde aus Journaille-Fußvolk, Literatursnobs und sonstigen Schwätzern läuft, wohin man will.

Selbst hab ich jenes Gedicht noch nicht gelesen, da das Gemache drum herum mich zu sehr anekelt. Vielleicht lese ich es irgendwann, wenn das Gewusel sich gelegt hat. Oder auch nicht.

Rein theoretisch, ohne das Gedicht gelesen zu haben, würde ich nicht ausschließen, daß es keine Spur antisemitisch ist. Nämlich läßt sich – wie die Erfahrung zeigt – bei geschicktem demagogischem Vorgehen jedem beliebigen Sachverhalt jedes beliebige Etikett anhängen und damit jeden beliebigen Grad von Massenhysterie entfesseln. Bei Leuten mit etwas weiterem Horizont, die sich zu weit an die Öffentlichkeit wagen, passiert es ja leicht, daß sie mit den allerverschiedensten teilweise einander widersprechenden Etiketten bedacht werden (Solschenizyn, zum Beispiel, war gleichzeitig Judenknecht und Antisemit, russophob und russischer Nationalist, und vieles andere mehr).

So daß möglicherweise weder Grass noch der Verlag irgendwelche Absichten in Richtung werbewirksamen Skandal hatten und daß das Geplärre einfach so losging. Mir scheint das am wahrscheinlichsten; aber um wirklich zu kapieren, was gelaufen ist, müßte ich es mir natürlich näher anschauen.

Ob man jenes Gedicht als „Zauberspruch“ bezeichnen kann, weiß ich nicht da ich es – wie gesagt – nicht gelesen habe; kennen tu ich nur den „shitstrom“. Daß aber die Bewußtseinsmanipulation, welche Menschen in Herdenvieh verwandelt und solche „Shitströme“ möglich macht, ins Reich der schwarzen Magie hineinragt – würd ich auch sagen.

Wenn ich jenes Gedicht nicht lese, so nicht, weil ich Angst vor irgendwelcher magischer Wirkung hätte, sondern weil der „shitstrom“, in den es eingebettet ist, mich ganz elementar anwidert. Vielleicht taugt es sogar was; ich kann es nicht sagen. Es ist, wie wenn man in einer Kloake irgendwas erblickt, das vielleicht interessant sein könnte; aber nur deswegen, weil es vielleicht interessant sein könnte, in den Dreck greifen – muß ja nicht sein. Vielleicht lese ich es, wenn der Dreck getrocknet und abgefallen ist.

So‘n Shitstrom lebt ja aus den verschiedenartigsten in verschiedener Dosierung gleichzeitig wirkenden treibenden Kräften. Eine davon ganz sicher – Eitelkeit und reine Lust am Ausleben von Geschwätzigkeit. Was man sicher nicht findet ist gedankliches Aufarbeiten. Auslöser sind irgendwelche Schlagwörter, Reizwörter. Ein solches Reizwort ist „Antisemitismus“.

Günstigstenfalls verbindet man ja mit einem Wort irgendeinen Begriff, oder, anders ausgedrückt: man meint etwas damit. Mitunter bzw. häufig ist es auch so, daß mit einem und dem gleichen Wort – ohne daß man es durchschauen würde – ganz verschiedene Begriffe gemeint sind; dann meint halt jeder was anderes, und man redet aneinander vorbei. - Ein Wort als Schlagwort oder Reizwort hat nur ein ganz spärliches begriffliches Anhängsel; nicht mehr als es braucht, um reizausübend wirken zu können.

Wenn dem Kleinkind der Schnuller aus dem Bette fällt, beginnt es reflexhaft zu weinen. Und der kindgebliebene Erwachsene, wenn er ein Schlagwort hört, wirft sich reflexhaft in Positur und beginnt zu plärren; wobei der Inhalt seines Geplärre davon abhängt, welcher Herde er sich zugehörig fühlt.

Vor 70 Jahren wurden in Deutschland und den von Deutschland eroberten Gebieten aus unerfindlichen Gründen zahllose Menschen amtlich zu Juden erklärt, als solche entwürdigender Drangsalierung unterzogen und in großer Zahl ermordet. Manche wußten, daß sie jüdische Vorfahren hatten, manche bekannten sich zur jüdischen Religion; und nicht wenige erfuhren erst auf amtlichem Wege, daß sie „Juden sind“ und der für solche vorgesehenen Drangsalierung unterliegen. – Nun gut; die Frage, was für einen Begriff man mit dem Wort „Jude“ verband, hab ich mal in einem früheren Blogeintrag  angedeutet; das würde jetzt zu weit führen, det noch einmal aufzurollen.

Vor 70 Jahren wurden Millionen von Menschen sinnlos entwürdigender Drangsalierung unterzogen und systematisch ermordet.

Vor 70 Jahren.

Konkrete Menschen; auch wenn es so viele waren, daß die Einzelschicksale – auch die erleuchtetsten Geister, die stärksten Charaktere – in der Masse untergingen.

Ich würd sagen: wer sich heute mit dem Etikett „Jude“ schmückt, um das Elend jener Menschen vor 70 Jahren zur Erlangung irgendwelcher Vorteile oder gar als Rechtfertigung für eigenes widermenschliches Verhalten zu mißbrauchen – der macht sich nicht nur ebenjenes widermenschlichen Verhaltens schuldig, sondern auch des Verrats an denjenigen, die damals unter der Naziherrschaft litten und deren Leiden für ihn nun willkommenes Alibi ist.

Eine lesbare Auseinandersetzung mit der Grassiade fand ich hier. Für das im Mainstream mitschwimmende seriöse Volks ist das nur ein unseriöser Blogger; aber als unseriöser Blogger darf er sich dafür den Luxus leisten, sorgfältig zu recherchieren und seine Aussagen nachprüfbar zu untermauern.

So isses

Mittwoch, März 14, 2012

Am Beispiel der Wulffiade skizzierter Umriß einer der Schaffung harrenden Metapromik,

Chrino
Zufällig entdeckte ich auf meiner Festplatte einen zur Zeit der auslaufenden Wulffiade getippten Entwurf, den ich, obwohl die Wulffiade inzwischen schon der Vergangenheit angehört, trotzdem veröffentlichen möchte, weilnämlich keimhaft darin enthalten ist die Entwicklung einer Wissenschaft über die Hintergründe des Promikultes – der sogenannten Metapromik – und weil ich in unserer – auch so natürlich recht fortschrittlichen Zeit – eine solche Wissenschaft für unverzichtbar halte.
Also denn:
Man kuckt sich so an, was in der Welt vor sich geht, und mag schon gar nichts mehr dazu sagen.
 Was die Deutschen da für ein Gewulffe treiben iss, zum Beispiel, lebendige Satire.
Dieser Wulff iss einfach ein braver Durchschnittsbürger; nicht besser und gescheiter, aber auch nicht schlechter und dümmer als andere brave Durchschnittsbürger; und gleich allen anderen nutzt er zu seinem Vorteile, was sich irgendwie nutzen läßt; innerhalb der Grenzen des gesetzlich erlaubten und manchmal auch ganz leicht außerhalb (das „Recht, das mit uns geboren“ wollen wir da weiter nicht in Betracht ziehen, da von dem, wie Goethe schon richtig anmerkte, eh „nie die Frage“ ist und man gemeinhin das „Gute“ mit Beachten der geschriebenen staatlichen Gesetze gleichsetzt).
Daß das Leben ihn, diesen Wulff, in Umstände hineinführte, die mehr Nutzbares boten als die Umstände, in denen andere brave Durchschnittsbürger zu leben haben, ist nicht seine Schuld; und er nahm, was im Rahmen der Gesetze - und vielleicht auch mal leicht darüber hinausgehend - sich nehmen ließ. Genau wie auch andere, die durch das Leben in solche besser bestückte Gefilde geführt werden, dieses Mehr nutzen; und warum sollten sie - im Sinne der Moral des braven Durchschnittsbürgers – es nicht nutzen? Und so sie nicht allzusehr die durch die geschriebenen Gesetze abgesteckten Grenzen überschreiten, wird kaum jemand ihnen das zum Vorwurf machen. Und selbst wenn sie sie allzusehr überschreiten kommen sie nicht selten ungeschoren davon, da sie in diesen Gefilden meist in gutem Einvernehmen leben mit den Gesetzeswächtern.
Im Vergleich zum Verhalten mancher seiner Standesgenossen war das Verhalten dieses Herrn Wulff – wie mir scheint – eher harmlos; und unverständlich ist mir nach wie vor, warum man dann ausgerechnet um seine Person ein solches Theater veranstaltete. Zwischendurch kam mir sogar der Verdacht: ob da nicht einfach einige Presseleute ihre Macht ausprobieren wollten? – Doch wie dem auch sei und aus was für Gründen auch immer: Um die Person dieses Herrn Wulff wurde eine ganz gewaltige Massenhysterie entfacht; und herbeigeschleppt wurde alles, bis zu den geringsten und lächerlichsten Kleinigkeiten, was ihm in irgendeiner Weise zum Vorwurf gereichen konnte.
Einiges mehr oder weniger Handfeste wurde dann in diesem Wirbel doch hochgeschwemmt (daß man bei den meisten seiner ungeschoren gebliebenen Kollegen und Kolleginnen bei entsprechendem Nachforschen vermutlich ähnliches und auch gewichtigeres finden würde soll uns mal weiter nicht beunruhigen); und  schließlich mußte er von seinem Posten zurücktreten.
Und nun beginnt der zweite Teil der Satire.

Es kamen also griffige, handfeste Verfehlungen zum Vorschein.
Und – als ob nichts wäre und als ob alles seine Ordnung hätte, wurde dieser Mensch, dieser brave Durchschnittsbürger ohne besondere Charakterstärke und ohne besondere Fähigkeiten, den irgendwelche Umstände an einen Ort geschwemmt hatten, welchen der brave Durchschnittszeitgenosse als etwas Olympähnliches erlebt, von seinem Olymp zwar vorzeitig, aber doch in allen Ehren, mit großem Zapfenstreich und großem Ehrensold entlassen.
Was vor dem Hintergrund unserer zeitspezifischen Promi-Verehrung vor allem in jenem Lande, das fast schon Weltmeister ist in vorbehaltloser Promi-Verehrung, zunächst mal ein teilweise ganz normales Geschehen ist.

Denn immerhin muß man berücksichtigen:
Daß nämlich der Mensch von heute im Allgemeinen einerseits den Kontakt zum „Übernatürlichen“ verloren hat; daß er aber andererseits etwas Probleme hat, so ganz ohne Götter auszukommen.
Deshalb schaffte er sich einen neuen Olymp, den er mit sogenannten „Promis“ bevölkerte. Promis sind mit Hilfe künstlicher sozialer Rituale in den Götterstatus erhobene austauschbare Durchschnitts-oder auch Unterdurchschnittsmenschen; Göttergestalten also, die der Verehrungswütige mit Unterstützung von „Imagemakern“ und sonstigen heutigen Medizinmännern nach seinem Bilde und Gleichnis formt; und zu einem solchen Gotte guckt man dann hoch und verehrt ihn oder macht sich auch mal einen Spaß daraus, ihn von seinem Olympe herunterzuschubsen; doch selbst ein vom Olympe heruntergeschubster Promi bleibt immer noch ein Gott, wennauch ein gefallener.
So lange nun der Großteil der Bevölkerung in relativem Wohlstand dahinlebte (und die noch nicht ganz so zahlreichen Landsleute, die es nicht zu Wohlstand gebracht hatten, verächtlich als Versager, Chaoten oder Asoziale beiseiteschob) ließ dieser moderne Götzendienst sich problemlos durchziehen und lenkte das Volk – wie seinerzeit bei den ollen Römern das „panis et circenses“ – von den noch nicht ganz so massiven im Stillen heranreifenden Problemen ab.
Doch nun, da der Wohlstand am Bröckeln ist und immer mehr seine Abwesenheit zu kosten kriegen; da die Realität sich zu massiv bemerkbar macht, als daß irgendein Götzendienst sie noch zur Gänze verdrängen könnte – geht das schon nicht mehr ganz so einfach. Und große Teile der deutschen Bevölkerung fanden es nun nicht mehr so ganz richtig, daß da einer, der sich danebenbenommen hat, nun weiter die seinem Götzenstatus anstehende Förderung erhalten sollte, während sie darben.
Und nach und nach dürfte mit der wohlstandsbedingten Realitätsferne auch der Götzendienst zu bröckeln anfangen; und die einstigen nach eigenem Bilde und Gleichnis geschaffenen Götter erscheinen vor immer mehr Zeitgenossen nackt und in ihrer ganzen Erbärmlichkeit.

 In ehrlichem Hoffen, die in dieser Skizze keimhaft enthaltene Metapromik demnächst aufgreifen und ausarbeiten zu können, aufdaß der Menschheit diese für unsere Zeit so nötige neue Wissenschaft geschenkt werde:


So isses 


Nachbemerkung

Diesen Text findet man auch in einer Zusammenstellung mit dem Titel "Gesammelte Werke zur Wulffiade", die man unter https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/Wulffiade.pdf anschauen und/oder herunterladen kann.






Samstag, März 10, 2012

Vom Weltenwahnsinn

Anonym

Gestern schaute ich mir den Anfang des Videos von dem großen Wulffianischen Zapfenstreich an. Mehr als den Anfang schaffte ich nicht; mußte aufhören. Gespenstische Komik. Ob die Beteiligten das auch so empfanden?

Langsam aber sicher tritt der Wahnsinn seine offene und ungenierte Herrschaft an im allgemeinen Weltgeschehen.

Früher agierte er, der Wahnsinn, mehr maskiert; doch inzwischen hat das Volks sich zu sehr an ihn gewöhnt, als daß er noch besonders auffallen würde; und deshalb darf er sich nun ungeniert in aller Offenheit austoben.

Gelegentlich trat er auch schon früher ungebremst unmaskiert auf. In Deutschland zum Beispiel, während jener zwölf Jahre währenden tausendjährigen Periode…. Da trieb er es recht schlimm; heut ist er in seinem Toben wenigstens komisch.

Das heißt, wenn man von den blutigen Schrecken absieht war er auch damals komisch; und auch heute sind seine Auswirkungen – zum Beispiel für diejenigen, die in ebenjenem Deutschland als neues Untermenschentum ins Elend abgedrängt werden – nicht immer nur komisch.

Doch hätten wir nicht die Möglichkeit, uns auf die innewohnende Komik des Wahnsinns zu konzentrieren, so wäre es bald nicht mehr zum Aushalten.

So isses.

Donnerstag, Februar 09, 2012

Von lichter Zukunft und den Nachteilen des Tätigseins

„Salatschleuder. Lieferung ohne Salat.“

„Kettensäge. Laufende Säge nicht mit bloßen Händen anhalten.“

(Aus Manufactum: Vor Warnhinweisen wird gewarnt)

Bei dem weltweiten Dschungel an absurden Vorschriften und juristischer Wegelagerei wird jegliches Produzieren und Verkaufen, überhaupt jede über die eigenen vier Wände hinausreichende Tätigkeit zu einem Jonglieren inmitten eines Gewirrs aus Minenfeldern, Fallstricken und Fettnäpfchen.

Das ist nun mal so heutzutage; und die Produzenten und Tätigen sichern sich, so gut es halt geht, durch alle möglichen mit der Sache nichts zu tun habende irrwitzige Maßnahmen und blödsinnig klingende Warnhinweise ab; nicht, weil sie die Käufer für blöd halten würden, sondern, im Gegenteil, um sich gegen deren Spitzfindigkeit abzusichern.

Irgendwo las ich, in den Staaten, jenen vereinigten, hätte eine Dame ihren Hund nach dem Waschen zum Trocknen in den Mikrowellenherd gesteckt. Wo er, der Hund, dann, wie vorgesehen trocken wurde; doch da er jene Maßnahme nicht überlebte, war deren Resultat weder ihm noch seinem Frauchen von Nutzen. – Das Frauchen verklagte daraufhin den Hersteller des Mikrowellenherds, weil in der Gebrauchsanleitung nicht erwähnt war, daß das Gerät zum Hundetrocknen nicht geeignet ist. – Ob diese Nachricht auf Tatsachen beruht weiß ich nicht; aber da mir aufgrund gemachter Erfahrungen die Absurdität bis hin in ihre extremsten Verästelungen heutzutage ein konstituierender Bestandteil des normalen Alltags zu sein scheint, würde ich nicht ausschließen, daß es stimmt.

Der langen Rede kurzer Sinn: Statt zu arbeiten und sich damit in Gefahr zu bringen, sollte der heutige Mensch besser seine Zeit mit Nichtstun ausfüllen und, vor allem, sich jeglichen Tätigseins enthalten, das über die eigenen vier Wände hinausreicht.

Auf solchem Wege werden die eigenen vier Wände dann über kurz oder lang, wie in den fern zurückliegenden guten alten prozess- und abmahnungsfreien Zeiten, wieder Höhlenwände sein. Wasletzteres aber weiter nicht schlimm ist, da die Säbelzahntiger mitsamt sonstigem unangenehmen Viehzeugs inzwischen ausgestorben sind und somit niemanden mehr behelligen können.

Ein idyllisches Höhlenleben also ohne Säbelzahntiger, ohne absurde Vorschriften, Abmahnungen und unsinnige Gerichtsprozesse.

Solcherart gehen wir einer lichten Zukunft entgegen, auf die wir uns fürwahr freuen können.

***

So isses

Mittwoch, Januar 25, 2012

Von Literaten, Netzliteraten, Bloggern und Wunderbloggern.

Wie zu allen Zeiten, so gibt es auch heute Volks, das was zu sagen hat und in der Lage ist, solches in angemessener Weise sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Das Zumausdruckbringen geschieht mündlich oder schriftlich.

Für einen engeren Kreis bestimmtes Schriftliches wird seit langem schon in Form von Briefen verschickt. Früher in Papierform, später elektronisch; in ganz frühen Zeiten auf abenteuerlichen Wegen durch Postkutschen und Segelschiffe befördert, später im Rahmen eines ausgeklügelten Verteilersystems per Bahn und Flugzeug.

Und heute, eben, hauptsächlich elektronisch. Auf den Inhalt hat das keinen direkten Einfluß; höchstens indirekt, alsnämlich auf einen Brief, dem es beschieden war, wochen- oder monatelang zu seinem Empfänger unterwegs zu sein, mehr Sorgalt aufgewandt wurde, als heute auf eine leicht zu schreibende E-Mail, die man zwischen Tür und Angel schnell mal jemandem schickt und die in Sekundenschnelle den möglicherweise sowieso nicht sehr aufmerksam lesenden Empfänger erreicht.

***

Für weitere Kreise bestimmtes Schriftliches wird seit Gutenberg auf Papier ausgedruckt und in größerem bis großem Umfang verteilt. Seit ca. 20 Jahren gibt es dazu auch noch das Internet, das, besonders in den letzten Jahren, die verschiedensten Verteilersysteme aus sich heraussprossen ließ. Zunächst gab es die Möglichkeit, eine eigene Netzpräsenz aufzumachen; hinzu kamen die Foren; dann – als technisch vereinfachte Netzpräsenzen – die Blogs; und schließlich die sozialen Netzwerke wie Facebook.

Auf den Inhalt des an die Öffentlichkeit gebrachten Schriftlichen hat das aber – genau wie bei den Briefen – keinen direkten Einfluß; nur einen indirekten: insofern nämlich, als die Leichtigkeit des Veröffentlichens zu Schlampigkeit führt, mitunter bzw. häufig sogar zu extremer Schlampigkeit; und manches Wirrwarr landet an der Öffentlichkeit, mit dem man in früheren Tagen nicht mal sein persönliches Tagebuch behelligt hätte.

Eine wirre Vielfalt an Veröffentlichungsmöglichkeiten gibt es heute, wo man sich ungehemmt austoben kann; und bei dieser Vielfalt übersieht man leicht mal, daß das Grundkriterium über all die Jahre das gleiche geblieben ist; und zwarnämlich:

Ob einer wat zu sagen hat und ob er in der Lage ist, das zu Sagende in angemessener Form sprachlich zum Ausdruck zu bringen.

Ganz egal, welcher Veröffentlichungsmittel er sich dabei bedient.

Die Katalogisierung der Veröffentlichungsmittel lenkt von dem ab, was Sache ist. Besonders für unsere autoritätshörigen europäischen Zeitgenossen besteht die unerschütterliche Grundlage in den etablierten Verlagen und Zeitschriften; und alles andere sind hobbymässige Blogger, Netzliteraten und so weiter.

Wer sich die Sache näher anschaut, der findet: daß man in den etablierten Verlagen gelegentlich, neben den "Klassikern", auch lesbares Heutiges finden kann sowie in den etablierten Medien gelegentlich auch seriösen Journalismus.

Wer wirklich lesbares sucht, muß seinen Horizont erweitern und absehen von diesem unsinnigen Katalogisieren.

Iss doch völlig egal, ob jemand seine Gedanken auf einer Netzpräsenz äußert, in einem Blog oder ob sie in einem mehr oder etablierten Verlag erscheinen.

Als einziges Kriterium habe zu gelten:

Daß es was taugt.

So isses.

 

Dienstag, Januar 17, 2012

Zur Entstehung der Ismen

Manche den Geist in spanische Stiefel einschnürende "Ismen" haben ihren Ursprung in freier Ausformulierung frei geschöpfter Gedanken.

Doch was für den einen lockere Anregung zum freien Mitdenken und Weiterdenken ist, wird für andere zum Material, aus dem sie ihr seelisches Gefängnis zimmern.

Und sogar in den erstarrten Formulierungshüllen von einem selbst frei geschöpfter Gedanken kann man sich nachträglich verheddern.

***

Ansonsten:

Alles fließt

bzw.

Der Geist weht, wo er will

So isses

Sonntag, Januar 15, 2012

Notizen zu einem dynamischen Heimatbegriff

Ein paar verstreute Gedanken als Weiterführung einer älteren Notiz, darin ich den von irgendwem erhobenen Vorwurf, "ich hätte keine Heimat", schreibend verdaue.

***

Heimat, so wie ich es erlebe oder eigentlich mehr ahne, ist nichts statisches, also kein konsumierendes Sichbeziehen auf ein Fleckchen Erde, auf familiäre Gegebenheiten, oder auf eine fertige politische oder esoterische Ideologie, die einem Halt gibt oder Halt zu geben scheint. Ich selbst find eine solche „Heimat“ nur bedrückend und keineswegs „heimisch“, „heimelig“ und konnte mich, trotz gelegentlichen redlichen Bemühens, nie richtig mit derartigem „Gegebenem“ verbinden. Heimat, wie ich sie ahne, wäre eigentlich eher ein Prozeß, Entwicklungsprozeß, in dem man, gemeinsam mit anderen, voll präsent ist; und wo solches gemeinsame bewußte Weiterschreiten gelingt, da taucht mitunter so eine Art „Heimatgefühl“ auf. In voller Intensität habe ich solches bislang kaum erlebt; aber Anklänge hat es immer wieder mal gegeben.

***

Mit dem vielbeschworenen "Multikulti" hat das nichts zu tun. Nicht um ein wirres Durcheinander aus fertigen, abgeschlossenen "Kulturen" oder, genauer: Traditionen geht es; nicht um beziehungsloses, wennauch noch so "tolerantes" Nebeneinander traditioneller Verhärtungen, sondern um ein gemeinsames Durchstoßen dieser verhärteten Schalen zu einem gemeinsamen menschlichen Kern.

***

Die durch unterschiedliche Anlässe ausgelöste massenweise Migration bietet für alle Beteiligten einiges an Chancen, die anerzogenen Verhärtungen zu durchstoßen; und diese Chancen müssen nur erkannt werden.

(Gemeint ist natürlich nicht der Massentourismus, der in die Schneckengehäuse ihres anerzogenen Wissens "wie man zu leben hat" eingezwängte Touristen durch fremde Länder schleust wie durch zoologische Gärten; das ist einfach nur unrettbar komisch)

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Es gibt Menschen, die drängt es nach freiem selbständigem Durchfinden zu selbsterkannten Werten, zum Entwickeln eigener „Kultur“; und noch viel mehr gibt es solche, welche ohne die Führung traditionell überlieferter Richtlinien hilflos sind und sich gar nicht vorstellen können oder wollen, daß auch noch anderes möglich ist. Letztere sind nicht gemeint.

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Sollte ich es mal als sinnvoll erachten, so folgt irgendwann Ausarbeitung dieser paar Gedankenfetzen zu einem zusammenhängenden Ganzen

Erst mal:

So isses.

Freitag, Januar 13, 2012

Irreale und reale Funktionen

 

Die Wulffiade, dieses groß angelegte absurde Theater, welches man bezüglich jenes Herrn Wulff aufführt, hat zu tun mit einem künstlichen, unsinnigen Amt, welches selbiger zur Zeit bekleidet. Dass dies ein künstliches und unsinniges Amt ist ist übrigens nicht die Schuld des Herrn Wulff, wieauch nicht die Schuld derjenigen, die ihn darum beneiden.

Eine der „Aufgaben“ und wohl auch die „wichtigste“, denen sich ein Träger dieses Amtes zu widmen hat, besteht darin, etwas auf dem ersten Blick klar definiertes und bei näherem Hinsehen völlig diffuses und unbestimmtes zu „repräsentieren“.

Von sich aus schon, bei näherem Hinsehen, absurdes Theater, welches nun durch diese Mobbingkampagne nur auf die Spitze getrieben wird.

Nun haben die Umstände sich aber so entwickelt, dass dieser Herr Wulff in gewisser Hinsicht tatsächlich zum sichtbaren Repräsentanten einer weit verbreiteten ganz realen Menschengruppe wurde: Der Mobbingopfer nämlich.

Das wäre doch eine reale Aufgabe, sich ganz real hier einzusetzen!

Irgendwie hält er sich ja noch recht anständig. Vielleicht hat er sogar Charakter und wurde durch seine nicht ganz saubere Umgebung nur etwas verformt.

Soll er sich aufrichten; Sinnvolles zu tun gibt’s genug!

So isses

 

Sonntag, Januar 08, 2012

Wulffiade

Die unter Nutzung nichtiger Anknüpfungspunkte künstlich angefachte Wulff-Massenhysterie gibt Rätsel auf. Natürlich, Wulff ist eine Null; aber unter den heutigen Politikern sind die Nullen so oder so in der Überzahl; und sicher sind darunter nicht wenige, die wirklich Dreck am Stecken haben und bei denen man sich nicht so anstrengen müsste, irgendwelche Nichtigkeiten zu Vergehen aufzubauschen.

Bei dieser Künstlichkeit stellt sich die Frage: War er am Ende vielleicht nicht genügend Null, war zu wenig formbar, und dadurch irgendwem im Wege?

Keine Ahnung.

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Um das, was man ihm vordergründig vorwirft und was man als Initialzündung für diese Massenhysterie benutzt hat, geht es gar nicht, kann es gar nicht gehen. Es geht um die Frage: was bezweckt man damit?

Möglicherweise bloß eine reine Machtprobe; oder auch eine mehr zufällig ausgelöste Hysterie, die man nun, aus Spaß an der Freud oder weil man schon mal dabei ist, weiter anheizt; was weiß ich....

Vielleicht wollte jemand an einem unwichtigen Versuchsobjekt einfach mal ausprobieren, zu was die Medien bei geschicktem Vorgehen in der Lage sind; könnte auch sein.... Die vorsintflutliche Goebbels-Zeitalter haben wir längst hinter uns gelassen; wir leben nun im Fortschritt mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten; und sicher macht es Spaß, am lebendigen Sozium auszuprobieren, was sich alles machen läßt.

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Ein Mensch mit Charakterstärke und Durchblick würde von Vornherein auf Rechtfertigungsversuche wegen irgendwelchen zu Vergehen aufgebauschten Unsinns absehen und würde stattdessen das Volks bitten, Klartext zu reden und genau zu darzulegen: was ihnen nicht passt und warum man ihn fertig machen will. - Woraufhin dann - nicht sehr wahrscheinlich - man zu einer Erörterung dessen übergehen würde, was den Leuten de facto nicht passt und warum man ihn weg haben will. Oder aber das Wirrwarr, gewürzt durch Komismen a la Schausten, würde weitergehen.

Nach solchem nicht genutzten Angebot, Klartext zu sprechen, könnte er dann verkünden: Daß er sich überfordert sieht, bei einem Volk, das sich solcherart durch die Medien in Hysterien hineintreiben läßt, ein Präsidentenamt zu bekleiden, und daß er es somit vorzieht, zurückzutreten.

Ein solches Szenario wäre doch - zumindest bei einem Menschen mit Durchblick und Charakter - denkbar; oder?

Aber Menschen mit Durchblick und Charakter verirren sich heutzutage sowieso nicht in solche funktionslose Funktionen...

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Übrigens wäre dies die einzige mir sinnvoll scheinende, wennauch unwahrscheinlichste Fortsetzung. Ein Rücktritt aufgrund der an den Haaren herbeigezogenen Anschuldigungen wäre Unsinn, und im Amt bleiben ist genau so Unsinn; und beides zudem: erniedrigend.

So isses