Sonntag, August 11, 2013

Weiter Gustl Mollath

 

Ein Mensch verläßt die geschlossene Psychiatrie, in der Hand eine Topfpflanze, die er in den Jahren der Verbannung herangezüchtet hat.

Unter normalen Umständen könnte das Bild Mitleid erregen.

In diesem konkreten Fall aber wird es, umgekehrt, zu einem Symbol ungebändigter Kraft.

Es würde mich nicht wundern, wenn diese Bild sich noch über Jahrzehnte hin oder länger halten würde: als Verkörperung der Gewißheit, daß trotz Wütens menschlich-allzumenschlicher Niedrigkeiten nicht alles verloren ist.

***

So isses.

Mittwoch, August 07, 2013

Der Fall Mollath

Der seit 2006 unter höchst merkwürdigen Umständen in der Psychiatrie festgehaltene Gustl Mollath wurde gestern unerwartet auf Gerichtsbeschluß freigelassen.

Ein paar Leute freuen sich sehr über seine Freilassung, die das vor kurzem noch ganz anders sahen. Ob die durch solche Freudigkeit nun versuchen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen?

***

  • Vielleicht handelt es sich um einen hinter den Kulissen abgesprochenen taktischen Rückzug, der nötig wurde, weil man infolge der starken öffentlichen Resonanz die Unstimmigkeiten nicht mehr weiter vertuschen konnte? Um in aller Ruhe den Schaden zu begrenzen und die Kräfte neu zu gruppieren?
  • Vielleicht haben die für die Freilassung verantwortlichen Juristen ohne Absprache "eigenmächtig" im Sinne ihres Auftrags und ihres Rechtsbewußtseins gehandelt? In solchem Fall könnten selbige in absehbarer Zeit in verwandter Problemlage Leuten wie Inge Hannemann Gesellschaft leisten….

Sollte die Rechtsstaatlichkeit trotz aller Widerstände sich durchsetzen, so müßte verschiedenen Leuten, die direkt oder indirekt für die Zwangsunterbringung verantwortlich waren, nun sehr großer Ärger ins Haus stehen.

Für Herrn Mollath wäre es aber zweifellos am ungefährlichsten, die weitere Entwicklung von einem sicheren Ort außerhalb Deutschlands mitzuverfolgen.

Nur so ein allgemeiner Eindruck. Im Einzelnen hab ich das nicht mitverfolgt.

So isses

Donnerstag, August 01, 2013

Von aufgesetzter Echtheit

“Je kantiger du wirst, desto echter wirst du auch wirken. […] Zu einem wiedererkennbaren markanten Profil gehört definitiv mehr. […]"

(Aus einem "Coaching-Impuls des Tages", den ein "mastermind-coacher" bei Facebook veröffentlichte)

Nicht, daß ich dem Zitierten irgendwelchen Wert beimessen würde; ich nehm es bloß als Anlaß, ein paar leicht einsehbare, wennauch meist übersehene Zusammenhänge zur Formulierung zu bringen:

Nämlich:

Wer wirklich "echt" ist, der schert sich nicht darum, ob er echt wirkt. Gleich im ersten Satz schon eine als Echtheit maskierte Unechtheit.

Weiter:

Ein "wiedererkennbares und markantes Profil" kann sich eventuell aus "echter" aufrechter Haltung heraus ergeben.

Wem es aber um die Schaffung eines "wiedererkennbaren markanten Profils" zu tun ist – der schafft keine Echtheit, sondern Maskerade. Und desgleichen tut ein Coacher, der hier den Hebel ansetzt.

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Wenn man genau hinguckt sieht man sofort: das ganze Verfahren setzt beim Gegenteil dessen an, was man anzustreben sich einbildet; und zielt konsequent hin auf eine Verstärkung eben dieses Gegenteils.

Während man von Echtheit redet, strebt man Maskerade an.

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Man muß die Tätigkeit des Betreffenden ja nicht in Bausch und Bogen ablehnen. Vielleicht hat er auch Sinnvolles zu bieten und ist nur bei seinen Formulierungen in der zeitüblichen Augenwischerei-Sichtweise steckengeblieben. Kann ja sein.

Immerhin ist unsere ganze heutige Denk- und Ausdrucksweise – wenn man genauer hinguckt – nicht auf Sein, sondern auf Schein hin ausgerichtet; und die Formulierungen passen sich fast automatisch dem an.

Allerdings würde man von einem Coacher etwas mehr Aufmerksamkeit für solche schwerwiegende Feinheiten erwarten.

Aber vielleicht nehm ich die Coacher, indem ich solches von ihnen erwarte, bloß zu ernst?

Könnte sein. Wär möglich

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Sonntag, Juni 23, 2013

Demut und Stolz

Die Wörter "Demut" und "Stolz" haben im heutigen Sprachgebrauch Begrifflichkeiten angenommen, die sich möglicherweise von dem, was ursprünglich mit diesen Worten gemeint war, unterscheiden.

Demut steht heute für dümmliches Kriechertum, und Stolz für genau so dümmliche Überheblichkeit.

Früher bezeichnete Demut, scheint's, ein Anerkennen der Gegebenheiten, mit denen man zu tun hat, sowie die Bereitschaft, sich mit diesen Gegebenheiten und ihrem innewohnenden "Gesetz", so wie sie sind, auseinanderzusetzen.

Und Stolz bedeutete - sich, ganz normal, seiner Würde bewußt sein und aufrecht seinen Weg gehen.

Im ursprünglichen Sinne und in Reinkultur fallen Demut und Stolz mehr oder weniger zusammen und bezeichnen lediglich Ein und das Gleiche aus verschiedenen Blickwinkeln; und zwarnämlich:

Aufrecht sich mit den als Tatsachen anerkannten Gegebenheiten auseinandersetzend seinen Weg gehen.

Wann genau und bis wann die beiden Worte die geschilderte Bedeutung hatten, weiß ich nicht; und vielleicht existiert die Zeit, in der man det so verstand, sowieso nur in meiner Phantasie.

Samstag, Juni 15, 2013

Apostolisches

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Als "Apostelhaltung" sei bezeichnet eine Haltung, die sich irgendein Dogmensystem angeeignet hat, welches als "Wahrheit" bezeichnet wird und als solche anderen aufzustülpen ist.

Sowas ist lästig und bringt weder den von der Apostelhaltung befallenen weiter noch diejenigen, die er durch Überstülpen seiner "Wahrheit" bekehrt oder zu bekehren sucht.

Dann gibt es aber noch Leute mit einem gewissen oder auch stark entwickelten Durchblick. - Ihr Durchblick gestattet ihnen, zum Beispiel, zu verstehen, daß jeder auf seinen eigenen Wegen zu seiner Wahrheit durchfinden muß und daß eine übergestülpte Wahrheit nichts mit Wahrheit zu tun hat.

Ein solcher wird das, was er zu sagen hat, in möglichst freilassender Form aussprechen und, wo möglich, unter Berücksichtigung der "Fragesituation" der Angesprochenen.

Ein Mathematiklehrer zum Beispiel, der die zu vermittelnden Zusammenhänge überschaut, wird auch Wege finden, daß die Schüler, ein jeder für sich, sie selber realisieren; und unter solcher Anleitung können verschlafene Mathematikmuffel sich zu leidenschaftlichen Mathematikern wandeln.

Ein Mathematiklehrer hingegen, der die Zusammenhänge nur notdürftig überschaut, wird einfach auswendig zu büffelnde Formeln hinpfahlen.

Dies gilt für alle Bereiche, wo es um das Vermitteln oder, besser gesagt, Erwecken von Verstehen geht; bis hin zu den höchsten philosophischen oder auch esoterischen Zusammenhängen.

Als Faustregel kann man sagen: Je intensiver das Missionieren, desto geringer der Durchblick

.

Eben

Mittwoch, Juni 12, 2013

Demokratie als Schlagwort und einfach so

Das allgemeine Gebrabbel über Demokratie, über diese Demokratie, jene Demokratie, find ich unappetitlich und ärgerlich. Was iss denn det – Demokratie? So, wie man es allgemein benutzt – ein Schlagwort; weiter nix.

Nimmt man es inhaltlich, so gilt zu bedenken: daß bei genauer Betrachtung das soziale Geschehen sich in verschiedene Funktionsbereiche gliedert, die, wenn alles normal läuft, nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren. Einer dieser Funktionsbereiche wäre durch das gleichberechtigte Einwirken aller mündigen Bürger zu regeln. Dies wäre, abseits aller Schlagworte, das demokratische Prinzip.

Die Frage, ob in der Ebene die Winkelsumme eines Dreiecks die Hälfte des Kreiswinkels beträgt oder nicht, läßt sich, gleich anderen und darunter auch sehr viel komplizierteren Zusammenhängen, nicht demokratisch durch Abstimmung regeln; da muß der Einzelne sich eindenken, kann sich mit anderen, die sich auch eindenken und mit denen er sich verständigen kann, darüber austauschen; und diejenigen, die sich nicht eindenken können oder wollen, haben damit nix zu tun.

Und so weiter. So gerafft vermutlich nicht ganz verständlich; nur um darauf hinzuweisen, daß das mit dem demokratischen Prinzip – selbst wo man es nicht als Schlagwort nimmt – nicht ganz so einfach ist.

Die Aufgliederung des sozialen Geschehens in Funktionsbereiche wurde gründlich untersucht, mögliche Wege wurden angedeutet, das Knäuel zu entwirren; und im Weiteren wurde das in sektiererischen Zirkeln genau so gründlich zerredet, so daß auch weiterhin kein Schwein sich zurechtfindet.

Wie dem auch sei:

Das gedankenlose Herumhantieren mit den Schlagworten "demokratisch", "Demokratie" find ich nervig.

Aber das macht nix.

Dienstag, Juni 11, 2013

Im Reiche der verfallenden Strukturen

(Wenn ich das, was ich anfügen möchte, mit einem Goethezitat einleite, so nicht, weil das von Goethe ist, sondern weil es prägnant das zusammenfaßt, was ich meine)

"Einer allein hilft nicht; es hilft, wer sich mit vielen zur rechten Stunde verbündet""

(oder so ähnlich; ist also von Goethe)

Es gibt oder gab immer wieder Situationen, Konstellationen, wo durch einfaches, elementares Zusammenwirken konkreter Menschen konkrete Entwicklungen in Gang gebracht werden konnten; als Hilfe für alle Beteiligten und ausstrahlend auf andere. Ohne Hilfe, ohne Erniedrigung von irgendwem.

Im Laufe der Jahre wurde ich Zeuge, teilweise auch Teilhaber vieler solcher entwicklungsschwangerer Konstellationen, die im Sande verliefen, weil sie verschlafen wurden. Und die, im Sande verlaufend, manche der Beteiligten mitunter in schwierige Situationen brachten. - Und verschlafen wurden sie deshalb, weil die meisten – selbst solche, die laut Lippenbekenntnis sehr fortschrittlich sind – sich bewußtlos von fertigen Strukturen tragen ließen und gar kein Auge hatten für entwicklungsschwangere Situationen außerhalb ihres gewohnten Einerlei.

Und nun, wo die tragenden Strukturen am Verfaulen und Zerbrechen sind – fehlt der Sinn für lebendiges Entwickeln. Und selbst wo der Sinn halbwegs vorhanden ist – ist die Not stellenweise schon so groß, daß es ums nackte Überleben geht.

Und so greifen diejenigen, die noch können und wollen, zu den verschiedensten Hilfsmaßnahmen, um diejenigen, die sich selbst nicht mehr halten können, notdürftig über Wasser zu halten; und all diese Hilfsmaßnahmen sind notgedrungen halbe Sachen und teilweise erniedrigend; aber das liegt nicht an der Unfähigkeit derjenigen, die versuchen zu helfen, sondern daran, daß in den letzten Jahren und Jahrzehnten Chancen zum Aufgreifen lebendiger Entwicklungsmöglichkeiten nicht genutzt wurden und wir uns in einem Ruinenfeld aus zerfallenden Verhärtungen zurechtfinden müssen.

Ich bin nicht sicher, ob das, was ich meine, in dieser gerafften Form für alle verständlich ist; bin nicht einmal sicher, ob es in weniger geraffter Form verständlich wäre; vermute aber, daß einige es verstehen können; und für die schreib ich es. Vielleicht lassen sich, wo man den Blick schärft für das, worauf es ankommt und mit den richtigen Leuten zusammenkommt, trotz allem noch kleinere "Oasen" schaffen.

Das hatte ich sagen wollen bzw. versuchen wollen zu sagen.

Freitag, Juni 07, 2013

Von den Radikalen

“In der Krise der Frankfurter Polizei nach der Blockupy-Demostration ist ihr Präsident Achim Thiel abgetaucht. Das hat System. Thiel hasst Linksradikale.”

(Frankfurter Rundschau: “Das Schweigen des Achim Thiel”)

Auch ich hasse Linksradikale; und die roten Flaggen mit den Lenin-Portraits find ich ganz arg daneben. Wieso kennen die Leute die Geschichte nicht? Kann man doch überall nachlesen, was der Kerl angerichtet hat? Aber man liest halt nur, was einem in den Kram paßt; kann man nix machen.

Zudem wird das reale Anliegen durch dieses rote Getue vernebelt und verdeckt: zur Freude derjenigen, die was zu verbergen haben.

Und die vermummten prügelnden Polizisten sind nicht minder daneben. Hat es auch alles schon mal gegeben; und auch das kann man überall nachlesen.

Iss doch egal, ob man das rechts nennt oder links - das schaukelt sich gegenseitig hoch zu altbekannten neuen Unmenschlichkeiten.

Wenn die deutsche Regierung Wert darauf legt, einen "Rechtsstaat" zu regieren, muß sie nun gegen die Organisatoren dieser Polizeiorgie hart durchgreifen; sonst glaubt denen kein Mensch mehr.

Teilweise auch zum Schutz der Polizisten; denn die sind ja alle nicht nur Polizisten, sondern auch Privatleute; und ich bin nicht sicher, ob alle damit einverstanden sind, so verheizt zu werden.

So isses

Montag, Mai 27, 2013

Von den Schriftgelehrten und Pharisäern

Wer in der Gesinnung des schon in der Bibel erwähnten Schriftgelehrten- und Pharisäertums befangen ist, der läßt, in seinem Kopfe eingeschlossen, auch das freilassendste und entwicklungsträchtigste Gedankengut zu einem toten dogmatischen Systeme gerinnen, welches er, ohne sich selbst sonderlich zu wandeln und unabhängig davon, ob und wieviel Jenseits in seiner jeweiligen Lehre vorhanden ist, zu seinem irdisch-allzuirdischen privaten Behagen und privaten Vorteile zu nutzen weiß.

Solche Schriftgelehrte und Pharisäer sind über alle Sparten hin verteilt; bei den Religiösen wüten sie, bei den Esoterikern, bei den Politikastern, Vortragenden, Schreibenden, Lehrenden, einfachen Spießbürgern, und was es sonst alles noch gibt.

Und so wir den Schriftgelehrten und Pharisäer in uns und um uns nicht lernen zu erkennen und die von seiner Gesinnung geschaffene Realitätsferne zu überwinden, so werden wir unser Leben zunehmend zu einen Schrottplatze wandeln, darauf wir jämmerlich verkommen.

(Wilhelm von Dorten)

So isses.

 

Montag, April 29, 2013

Von scheinendem Unsinn und von seiendem Unsinn

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Entdeckt auf der Facebook-Seite “Amazing Photos

Die Vermutung liegt nah, daß der Bagger per Photoshop an jenen hochgelegenen Ort transportiert wurde.

***

Doch nicht minder nah liegt die Vermutung, daß das Bild echt ist, und daß besagter Bagger - vielleicht in Einzelteile zerlegt - mit Hilfe eines Spezialhubschraubers oder eines Spezialkrans seinen luftigen Arbeitsplatz erreichte.

Denn selbst eine flüchtige und oberflächliche absurdologische Analyse der Zeitumstände macht deutlich, daß auf den verschiedensten Ebenen in den verschiedensten Bereichen mit noch viel größerem Aufwand noch viel größerer Unsinn produziert wird.

***

Nichts gegen Photoshop; aber es geht auch ohne.

Samstag, April 27, 2013

Absurdologische Etikettenanalyse

 

VORUM

Nicht darum geht es, mit welchen abgegriffenen Etiketten man sein Tun oder Scheintun beklebt, sondern darum, was man tatsächlich tut.

Die üblichen abgegriffenen Etiketten vernebeln – nicht nur für die Umgebung, sondern meist auch für einen selbst – das reale dynamische Sein.

Ich selbst, zum Beispiel, bin von Beruf Absurdologe. Dieses Etikett ist noch nicht im Gebrauch, fast niemand kann etwas damit anfangen oder glaubt, etwas damit anfangen zu können; und deshalb darf ich es getrost benutzen.

So isses.

Anmerkung

Das Etikettenfoto hatte ich in meiner Absurditätensammlung und fügte es aus einer Laune heraus als Titelbild hinzu.

Borjom bzw. Borjomi ist ein wohlschmeckendes georgisches Mineralwasser, benannt nach einem gleichnamigen Kurort.

Die georgische Aufschrift kam, wie ich vermute, wie folgt zustande:

Jemand hatte das original georgische Etikett mit der Aufschrift vor sich sowie einen georgischen Zeichensatz. Aus dem Zeichensatz wählte er nach Augenmaß Zeichen aus, die irgendwie zu passen schienen: ვორუმ. Drei Zeichen hat er richtig getroffen; aber insgesamt liest die von ihm geschaffene Aufschrift sich nicht wie "Borjom", sondern wie "Worum".

Hätte er ბორჯომ, oder, noch besser, ბორჯომი geschrieben, so wäre es richtig.

Da aber auf solch lustige Weise beim Etikett geschludert wurde, muß man vermuten, daß man es auch mit dem Inhalt nicht so genau nahm.

 

Dienstag, März 19, 2013

Der Fall Katja Riemann

Zufällig stieß ich beim Überfliegen deutscher Schlagzeilen auf die Probleme einer Schauspielerin namens Katja Riemann, die sich in einem Interview nicht ganz so verhielt, wie ihr Publikum das wollte, und dadurch einen Vorgang auslöste, welchen man in heutigem Deutsch "Shitstrom" nennt.

Die weiter unten erwähnte gestutzte Aufzeichnung der Sendung hab ich mir bei Focus Online angeschaut. Da direktes Verlinken im fernen Deutschland mit Problemen behaftet sein kann, will ich trotz sicherer Entfernung kein Risiko eingehen und schiebe die Verantwortung auf das bekannterweise tolerante Yasni; wer will findet dortselbst unter dieser Adresse eine Linksammlung zu besagtem Thema; darunter auch das Link zu jenem Zusammenschnitt.

Also:

Die Sendung hab ich mir nicht angeschaut (schau mir sowas sonst überhaupt nicht an; wüßte nicht, wozu ich sollte); nur neugierdehalber die gestutzte Aufzeichnung. Die Frau verfügt unübersehbar über intellektuelles Potential, und die Dummheit und Banalität der Fragen irritierte sie.

Aber da sie beruflich mit Fernsehen und Umfeld zu tun hat, hätte sie doch wissen müssen, was auf sie zukommt? Nun, vielleicht wußte sie es auch, sah sich bloß aus beruflichen Gründen genötigt, es auf sich zu nehmen und wollte, sich doof stellend, die Sache irgendwie hinter sich bringen.

Und wurde dann während des Interviews von einem Anfall nicht zu überwindender Klarheit und Sachlichkeit heimgesucht.

Könnte sein. Wär möglich.

Daß die Fragen dumm und banal waren lag nicht am Interviewenden, sondern liegt, wie mir scheint, in der Natur der Sache. Solche Interviews und Talk-Shows wirken auf mich wie reine Zeitauffüllung, die weder die Beteiligten noch das Publikum weiterbringt und auch nicht darauf angelegt ist, jemanden weiterzubringen.

Was könnte man in einer solchen Situation für Fragen stellen, die real interessant sind und sich knapp und intelligent beantworten lassen?

Geht einfach nicht.

Die Ehrlichkeit, mit der sie gegen die Banalität abblockte, hätte das Publikum doch, mitsamt Interviewer, im Gegenteil als einen Lichtblick empfinden müssen: als ein Durchbrechen des mechanisierten unsinnigen Trotts?

Aber offenbar hat man sich so sehr an den Trott gewöhnt, daß man sein Durchbrechen in Richtung auf eine gesunde Normalität als Ärgernis empfindet.

Eben.

Montag, März 11, 2013

Von strandenden und gestrandeten Schiffen

 

Beim Sichten meiner Notizen stieß ich auf einen der Ausarbeitung harrenden Text aus Zeiten sich konzentrierender Guttenbergiaden und Wulffiaden, den ich nun, da er mir interessant scheint, unbearbeitet hier veröffentlichen möchte, aufdaß er nicht verlorengehe. Vielleicht arbeite ich das noch aus; oder auch nicht (wozu sollte ich eigentlich)?

Also:

Die schon länger zurückliegende Sache mit diesem unglückseligen Kapitän Francesco Schettino von der unglückseligen auf einem Felsen gestrandeten "Costa Concordia" ist in gewisser Hinsicht eine interessante Ergänzung zu Wulffiade und Guttenbergiade, wieauch zu der Situation verschiedener weiterer als Steuerleute auftretender Persönlichkeiten auf den strandenden und gestrandeten Schiffen unsere Weltgeschehens.

In Sachen Repräsentation nämlich.

So ein Riesenschiff ist ja ein technisch und logistisch perfekt durchorganisiertes Ganzes; so perfekt, daß manches von selbst zu laufen scheint und teilweise wie ein gut programmiertes Computerprogramm tatsächlich teilweise von selbst läuft.

Laut Medienberichten war jener Francesco Schettino, bevor er Kapitän wurde, auf ebenjenem Schiff jahrelang als Sicherheitsoffizier tätig. Doch was soll es auf einem solch perfekt eingerichteten Organismus schon für Sicherheitsprobleme geben; nich? Es reicht, durch seine Präsenz in seiner Sicherheitsoffiziersuniform die Sicherheit des Schiffes zu repräsentieren und sein Gehalt zu kassieren; alles andere läuft von selbst.

Und später stolzierte er dann in seiner Kapitänsuniform herum und repräsentierte dieses ohne ihn funktionierende Schiff als Ganzes.

Und so gut funktionierte dieses von anderen organisierte Ganze, daß er völlig vergaß: daß er reale Befehlsgewalt hat und reale Verantwortung trägt. Man hat den Eindruck, daß er sich rein als Repräsentant fühlte: wie ein Politiker halt, der herumreist und seine Reden hält und die andern machen läßt; und kann ihn verstehen: daß er das so erlebte.

Und wie er denn so eines Tages das Steuer selbst in die Hand nahm und aus irgendwelchen Gründen vom vorgeschriebenen Kurs abwich – und was soll er nicht vom Kurs abweichen; er, der aufgrund jahrelanger Erfahrung von der Gewißheit durchdrungen ist: daß sowieso nix passieren kann – setzte er sein Schiff prompt auf einen Felsen; und weil nun plötzlich alles so furchtbar kompliziert wurde und er sich nicht mehr zurechtfand – beschloß er, den Ort des Geschehens zu verlassen.

Einer, dem jahrelange Erfahrung die Gewißheit eingepflanzt hatte: daß er bloß repräsentiert und daß die andern det schon machen, und der eben in diesem repräsentierenden Untätigsein seine Arbeit sieht; und der dann in einem kritischen Moment plötzlich merkt: daß er Verantwortung trägt und handeln muß.

Und keine Ahnung hat, wie das geht und was er nun tun soll.

So isses

Montag, März 04, 2013

Von den kulturellen Werten

„Im Bemühen, einen alles erstickenden unguten Zwischenzustand zu überwinden, müßte man, was man heute „Kultur“ nennt, erst mal richtig und in aller Gründlichkeit auf den Kopf stellen; und wenn wir das geschafft haben: endlich mal versuchen, uns zu kultivieren.“

(Wilhelm von Dorten)

Was man heute als „Kultur“ bezeichnet, ist ein wirrer Eintopf aus traditionell übernommenen Äußerlichkeiten und sonstigem Unsinn, der mit dem ursprünglichen Kulturbegriff kaum noch zu tun hat.

Im ursprünglichen Sinne ist Kultur nämlich ein mehr oder weniger bewußt durchgeführter Kultivierungsprozeß; und all die Gebäude, Bilder, literarische Werke sind bloß aus diesem Prozess heraus entstandene Wegmarken.

All die sogenannten „kulturellen Werte“ sind Resultate eines lebendigen „Kultivierungsbemühens“ und streben darnach, in Fortführung eines bewußten Prozesses sich weiterzuentwickeln oder, falls sie nicht mehr in die Zeit hineinpassen, im Laufe der weiteren Kultivierung abzutreten und sich durch passendere ersetzen zu lassen („Was gut und böse ist das weiß noch keiner; es sei denn: der Schaffende“ sagt Nietzsche ganz richtig. Wo kein bewußtes Streben, Kultivieren vorliegt, ist auch kein Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Schön und Häßlich; man lebt und 'empfindet' rein nach Vorschrift oder nach Gewohnheit)

Natürlich verbessert ein bewußtes „Sichkultivieren“ das soziale Miteinander. Wer stumpfsinnig in engsten Horizonten seinem erbärmlichen Behagen lebt und ohne Andeutung eines eigenen Gedankens seine Promis nachplappert und nachahmt – von dem ist sozial wohl nicht viel zu erwarten.

Im weiteren zwei Links zu den Arbeiten bereits verstorbene Zeugen jenes sich bereits über endlose Jahrzehnte dahinerstreckenden Degradierungsprozesses, in welchem Kultur als bewußter Kultivierungsprozeß zur Kultur als trübem Eintopf von Äußerlichkeiten verkommt:

Genealogie des Bildungsphilistertums

Phrase, Konvention, Routine

Und wenn nach und nach aufgrund des zunehmenden sozialen Chaos mitsamt Wirtschaftchaos die Mittel knapp werden für das Konservieren und Reproduzieren übernommener Werte, so verdanken wir selbiges ebendiesem vermurxten Kulturbegriff, der Entwicklung durch Konservieren und Reproduzieren erstetzt.

Denn zum Funktionieren des sozialen Zusammenwirkens braucht es wache sich entwickelnde Menschen.

So isses

Freitag, März 01, 2013

Vom Rechthaben

Wer, in ein eingeengtes Weltbild eingeschlossen, alles, was in dieses Weltbild nicht reinpaßt, als schrullig, idiotisch oder verrückt abtut, der tut solches im Sinne seiner Sichtweise mit voller Berechtigung; und da seine Enge ihm nicht gestattet, den Realitätsbezug selbiger Sichtweise zu hinterfragen, hat er auf seine Weise natürlich vollkommen Recht.

So isses

Sonntag, Februar 17, 2013

Von den letzten Zuckungen der Großen Sattheit

Bei dem Finanzchaos ist ein Jeder, der den schrumpfenden Kreisen der noch halbwegs "Etablierten" angehört, dauernd direkt oder um ein paar Ecken herum an der Ausbeutung völlig Wehrloser beteiligt. Man kann nicht alles boykottieren; kann sich höchstens mit dem Gedanken trösten, daß man zu jedem Moment auch selbst aus seiner relativen Bewegungsfreiheit zu den völlig Wehrlosen rübergeschoben werden kann.

Um überleben zu können, müssen die Firmen knapp kalkulieren; und dadurch kommt es automatisch zu katastrophalem Mißbrauch (von dem nur vereinzelte Spritzer ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gelangen)

Extreme Ausbeutung gab es auch während der "satten Jahre"; nur nicht ganz im heutigen Umfang und nicht ganz so sehr vor der eigenen Haustür.

Auch die Fluggesellschaften, zum Beispiel, müssen, um überleben zu können, knapp kalkulieren, da sonst die Zahl derjenigen, die ihre Dienste noch nutzen können, katastrophal abnimmt.

Der Durchschnittspassagier merkt vielleicht manchmal, daß bei der Versorgung an Bord nicht immer alles so ist, wie er es wünscht. Daß bei der knappen Kalkulation wo immer möglich Abstriche an der Wartung der Flugzeuge gemacht werden müssen und daß, da das Einstellen weiterer Piloten zu teuer käme, die vorhandenen bis zur Übermüdung im Einsatz sind – merkt man weniger.

Fliegen wird immer gefährlicher; und selbst wer das weiß – fliegt trotzdem. Weil wir unter den heutigen Bedingungen auf Mobilität angewiesen sind.

So lang halt, bis gar nix mehr oder fast gar nix mehr läuft.

Zu lang ließen wir uns durch die Sattheit einlullen und schlummerten stillvergnügt vor uns hin. Und nun haben wir den Salat.

Schwierig.