Freitag, November 15, 2024

Rassismusentlarvung


 

Auf Schritt und Tritt entdecken die deutschen massenmedialen Ordnungshüter rassistische Vergehen und machen sich sichtlich ein Vergnügen daraus, auch harmloseste rassismusferne Äußerungen als „rassistisch“ zu entlarven.

Und energisch fällt ihre treue Gefolgschaft in das empörte antirassistische Lamento ein. – Doch warum nicht; wenn man grad nix besseres zu tun hat und zeigen will, dass man auch noch da ist…

Zufällig erfuhr ich, dass irgendein deutscher Schlagerstar namens Helene Fischer des Rassismus beschuldigt wird, weil in einem von ihr vorgetragenen Kinderlied rassistische Elemente aufgespürt wurden. Ein Lied, welches, soweit mir bekannt, schon länger existiert und Kindern von deren Eltern vorgesungen wurde; so wie etwa „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ oder „Hänschen klein“ (aber vielleicht ließen sich mit etwas Phantasie auch hier Rassismus oder sonstige dem öffentlichen Wohle abträgliche Verirrungen entdecken; vielleicht kümmere ich mich spaßeshalber noch drum)

Und dass besagte massenmediale Ordnungshüter mitsamt Gefolgschaft „die Russen“ als Rasse behandeln und in mitunter hochdämlicher Form gegen sie wettern – ist das etwa kein Rassismus? Müsste man doch auch verfolgen; oder?

Bei „Rassenbetonung“ müsste ich mich manchmal schämen, Europäer zu sein. Nun gut; ich bin in jenen Breiten geboren und aufgewachsen; aber ich bin von jeher bemüht, einen individuellen, freien Blick auf das Weltgeschehen zu entwickeln und fühl mich verbunden mit all denjenigen, egal welcher Nationalität oder Hautfarbe, die das ähnlich treiben (vielleicht kann man mich deswegen des „Rassismus“ bezichtigen? Da ich diejenigen, die sich in abgeschlossenen Weltbildern verbarrikadieren und gehorsam Autoritäten nachplappern nicht so richtig ernstnehmen kann? – Ist mir egal)

 


 

 

Samstag, November 09, 2024

Fortschrittliche Phantasiewelten

 

Ein gewichtiges Problem unserer fortschrittlichen Zeit ist die alles beherrschende und kaum zu Bewusstsein kommende Etikettenseuche.

Worte werden befreit von ihrer ursprünglichen Begrifflichkeit; und dann werden sie – ohne dass man sich was dabei denken würde – als mit wirrer Emotionalität behaftete Etiketten herumverteilt.

Etiketten bestimmen das Geschehen; Etiketten bewahren den etikettengläubigen Bürger vor der Notwendigkeit, sich ums Verstehen zu bemühen.

Dass solches auf Dauer zu Katastrophen führen muß, ist klar.

Und die Katastrophen rücken näher und näher.

Ist nun mal so.


 





 

Montag, Juli 01, 2024

Vereinet im Glimmen der sinkenden Sonne

 

Im März 2014 niedergeschriebene Gedanken
zum aufflammenden Ukraine-Chaos

 Teilweise war es wohl mehr oder weniger berechtigte Unzufriedenheit, die zu jenem Euromaidan führte.

Doch blieb es nicht beim berechtigten Volkszorn. Nicht zu übersehen war, dass die Unzufriedenheit von unbekannten Regisseuren als Material benutzt wurde für Ziele, die mit dem Volkswohl nicht unbedingt zu tun haben. Plötzlich erschienen da irgendwelche im Westen verankerte Klitchkos und sonstige Führerpersönlichkeiten; und leicht war zu sehen, dass da irgendwas faul ist.

Wie dem auch sei: Euromaidan nannte sich diese Versammlung; und sie nannte sich so aus dem Grunde, weil man sich Rettung von der EU erhoffte und in ebenjene EU hinein wollte.

In die EU wollte man, ohne eine Ahnung zu haben, was diese EU und was dieses Europa eigentlich ist.

Nun gut; dass Europa kulturell eine Leiche ist, scheint auch den meisten Europäern nicht bewusst zu sein; aber dass in diesem Milieu geistiger, intellektueller, moralischer Verrottung zunehmend – wie es anders nicht sein kann – auch die Wirtschaft verrottet und materielles Elend sich ausbreitet – ist inzwischen sogar für zahlreiche Europäer nicht mehr zu übersehen.

Doch wenn die Europäer, im Allgemeinen, nicht wissen, was mit ihrem Europa los ist – wie soll man das in der Ukraine kapieren; besonders, wenn da – mit Epizentrum Euromaidan – ein das Denken weitgehend ausschaltender Hexenkessel entsteht mit seinen Führerpersönlichkeiten und ideologischer Fanatisierung.

Dass der Euromaidan nur das Vorspiel ist zu einem großen Chaos - sah ich sofort und ließ dann allmählich ab von dem immer mühsamer werdenden Unterfangen, inmitten dieses Marktgeschreis, des Wirrwarrs aus – bewusst oder leichtfertig verbreiteten – Lügen nach dem zu suchen, was Sache ist. Das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war: dass das ein Hexenkessel ist, in dem verschiedene Kräfte sich ihr Süppchen kochen; und dass die Sache, wenn kein Wunder geschieht, unweigerlich zu einem großen Chaos auswächst.

Doch was soll es, außer Chaos, auch anderes noch geben, da im Laufe der letzten Jahrzehnte die meisten Chancen verschlafen wurden. Dass dieser Schlaf irgendwann zu einem unsanften Erwachen führen wird – war vorauszusehen.

Unter "Erwachen" versteh ich natürlich nicht, dass man großflächig aufwachen und versuchen wird, sich besonnen um das zu kümmern, was Sache ist; zu solchem Optimismus sehe ich keinerlei Anlass. Ich meine das in dem Sinn, dass man durch die immer ungemütlicher werdende Weltlage am geruhsamen Weiterschlafen gestört wird und sich, von unerquicklichen und quälenden Alpträumen und Eindrücken geplagt, im Halbschlaf unruhig hin und her wälzt.

Und nach im Halbschlaf zu rezitierenden oder zu komsumierenden Sonntagspredigten über Geist und Welterrettung wird einem immer weniger zumute sein. Aber vielleicht versteht man dann wenigstens, mit einiger Verspätung, dass Geist nur in der lebendigen Geistesgegenwart lebt und dass man eben dies in all den verschlafenen Jahrzehnten, ob mit oder ohne Sonntagspredigten, eben, verschlafen hat.

 

Europäische Werte und Russland

Obige Notiz veröffentlichte ich 10 Jahre später, am 2. Mai 2024, auf Substack. Dort wurde sie von Irina, einer des Deutschen mächtige Moskauer Bekannten, gelesen.

Irina schickte mir per WhatsApp einen Kommentar, der zu einem kurzen, aber höchstlich interessanten Schriftwechsel führte.

Ich verfiel auf den Gedanken, die Notiz mitsamt Korrespondenz zu veröffentlichen.

Irina war einverstanden; und so übersetzte ich die Notiz ins Russische und veröffentlichte das Ganze in diesem Blog. In Russisch.

Und nun hab ich unseren kurzen, aber nicht uninteressanten Schriftwechsel ins Deutsche übersetzt und veröffentliche das Ganze auch in Deutsch:

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Фотография пользователяIrina

Sehr gut hast du da über den Euromaidan geschrieben. Das Recht, sowas zu schreiben, hat vermutlich nur ein Europäer, der Europa von außen betrachtet. Mit großem Interesse habe ich das gelesen.

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Фотография пользователяMeine Antwort:

Ja nun, all dies musste ich seinerzeit von innen her studieren. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Anfangs verstand ich fast überhaupt nix; nur so ein Gespür: dass das nichts für mich ist; dass ich dort als Fremder unter Fremden lebe… Interessant, dass ausgerechnet in dem Dorf, wo ich lebte, Sendetürme aufgerichtet wurden, mit deren Hilfe der berühmte Sender „Radio Luxemburg“ seine Fäulnis verteilte. Dass das stinkende Fäulnis ist, verstand ich bereits als Kind. Und heute verstehe ich, dass eben dieser Sender beträchtliche Hilfestellung leistete beim Zugrunderichten der mitteleuropäischen Kultur.

All diese Fäulnis studierte ich von innen her, während ich mich aus den Sümpfen herauswurschtelte…

Vielleicht schreibe ich noch ausführlicher über diese Quälereien in den Sümpfen der verfaulenden europäischen Kultur… Eben auf Russisch; hier wird das gebraucht… Auf Russisch habe ich schon einiges geschrieben; zum Beispiel vor vielen Jahren der Artikel für die Literaturnaja Gaseta «Показуха в заморской маске», den ich in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Augenwischerei auf Vornehm“ auf meiner Internetseite veröffentlicht habe… Damals merkte ich, wie diese europäische Fäulnis begann, sich auch in Russland zu verbreiten…

Vielleicht schreibe ich wirklich noch ausführlicher…

 

Ein Foto von den erwähnten Sendetürmen, mit deren Hilfe vor vielen Jahren Radio Luxemburg seine Fäulnis über Europa verspritzte. Pionierleistung im Verfaulen…
Im Schatten dieser Monster bin ich aufgewachsen.
Gewissermaßen in einem Epizentrum des Verfaulens

Dank diesem Umstand durchschaue ich heute diesen Fäulnisprozess recht gut.

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(als in Russland die „Perestroika“ in vollem Gange war, stieß ich in Deutschland in einer deutschen Zeitschrift auf einen Artikel über irgendeine russische Schlagersängerin, Alla Pugatchova, die man als Promi behandelte. Der Verfasser dieses Artikels war sichtlich begeistert, dass diese Russen sich bereits bis auf die Höhe des Promikultes hocharbeiten konnten. – Und für mich war das eine verblüffende und beunruhigende Nachricht… Befreien sich vom Joch des Bolschewismus, um in der westlichen Fäulnis zu versinken…)

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Фотография пользователяIrina

Ja, auf dem Foto sieht man, dass das mit dem Menschen nichts zu tun hat; jetzt erschreckt mich das. Und in unserer Jugend phantasierten wir über den „Westen“; das Wort „westlich“ war Synonym für „prunkvoll, nobel, stilvoll, besser“. Und nun erinnern Roman und ich uns häufig daran, mit welcher Dämlichkeit wir damals auf dieses Lametta hereinfielen; gleich Wilde auf Glasperlen…

Deine Erwähnung der Pugatchova – sehr lustig.

 

(meinen zum Thema passenden in der "Literaturnaja Gaseta" veröffentlichten Artikel findet man hier in deutscher Übersetzung)