Samstag, März 19, 2016

Von Lebenden und Verstorbenen

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Wie ich beim Überfliegen der Schlagzeilen sehe, ist in Deutschland ein Politiker verstorben; und nun werden, in süßlichem Schmalze aufbereitet, seine Sprüche dargereicht, die zu Lebzeiten, teils wohl zu Recht, kaum jemand ernst nahm oder höchstens mit tadelndem Hintergrund zitierte. 

Iss aber egal.

Nicht, daß ich keinen Respekt hätte vor Verstorbenen; hab ich schon. Aber Tag für Tag sterben, einfach so oder durch Gewalt, so viele Leute, daß man die gar nicht alle kennen kann. Und auch besagten verstorbenen Politiker kennt kaum jemand. 

Nun gut; man konnte ihn regelmäßig im Fernsehen sehen, konnte über ihn in der Zeitung lesen; doch dies bedeutet doch aber nicht, daß man ihn kennt? Oder? 

Zwar kann man auch jemanden kennen, kann eine gewisse Beziehung zu jemandem haben, den man nie getroffen hat, aber mit dessen Gedanken man sich auseinandergesetzt hat oder auseinandersetzt; doch sind das dann starke, ausstrahlende Persönlichkeiten.

Wasletzteres man von den meisten heutigen Politikern und sonstigen „Promis“ wohl kaum sagen kann. Blasierte Karriereleute sind das meist und keine Persönlichkeiten. Daß sie berühmt sind, daß sie im Zuge ihres Karrierestrebens an exponierte Stellen kamen, daß sie über gewisse Macht verfügten bedeutet doch nicht, daß da persönliche Kraft und Aufrechte dahintersteckt. Waren halt im richtigen Moment an den richtigen Hebeln, mit deren Hilfe sie sich in die entsprechenden Positionen bringen konnten. Mit Persönlichkeit und Aufrechte hat das nix zu tun.

Und wenn sie dann tot sind, nimmt man zur Kenntnis, daß sie berühmt waren und dadurch auch wichtige Persönlichkeiten, und wird entsprechend feierlich.

Natürlich Blödsinn.

Lassen wir ihn, den Armen, denn in Ruhe und stören ihn nicht durch irgendwelches süßliche Schmalz, im nachtodlichen Leben sich mit dem Unfug, den er in seiner Blasiertheit angerichtet hat, auseinanderzusetzen. 

Wenn man det so sagen darf.

So isses.