Aus den längst vergangenen Tagen des Warschauer Ghettos:
„Armbindenverkäufer gab es auch von Tag zu Tag mehr. Sie zeigten eine große Vielfalt von Produkten. Da gab es billige Papierarmbinden, praktische Zelluloidarmbinden, die man waschen konnte, und Luxusbinden aus Satin, mit dem Judenstern in nachtblauer Seide darauf gestickt. Man konnte Einkommen und Status eines Menschen fast aus der Armbinde erschließen, die er trug.“
(Janina David: Ein Stück Himmel)
[selbst auf die Gefahr hin, daß jemand sich wiedererkennen sollte (doch wer soll sich schon wiedererkennen; wer gemeint ist, ist zu denkfern, als daß er was bemerken könnte): der Grundcharakter des Geschilderten ist nicht auf das längst aufgelöste Warschauer Ghetto beschränkt; genau das Gleiche findet sich unter anderem auch in heutigen, besser ausgestatteten Ghettos, die teilweise zu sehr durch Wohlstand maskiert sind, als daß man sie auf Anhieb als Ghettos erkennen möchte; wie ja, eben, auch manche Bewohner des Warschauer Ghettos in eine durch Prestigedenken geprägte Scheinwelt flüchteten, ohne den Abgrund, der sie demnächst verschlingen sollte, zu beachten]