Samstag, Februar 22, 2014

Von der Bücherweisheit

Buecher-5305

All die Weisheiten, die wir in den Büchern so finden, können – so es wirklich Weisheiten sind – sinnvollerweise nur helfen, die eigene Erfahrung zu verdauen.

Wohl gemerkt: zu verdauen, und nicht, sie kopfmäßig zu interpretieren.

In solchem Sinne sind sie eine Hilfe bei der Entwicklung der eigenen Weltsicht.

Anders werden sie nur zum störenden ideologischen – mitunter auch bloß rein verbalen – Ballast.

♣♣♣

So isses.

Donnerstag, Februar 20, 2014

Ukrainisches

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Als mir vom Ansatz her deutlich wurde, wo diese Aktionen in der Ukraine hinführen – weiß schon nicht mehr, wie lang das her ist; eine Woche, zwei Wochen, drei oder mehr Wochen – hörte ich auf, die Entwicklung in ihren Einzelheiten mitzuverfolgen und weiß auch jetzt nur, daß es kracht, mit Tendenz zu Ausweitung des Gekrache.

Ich weiß auch nicht, ob ich dadurch viel weniger weiß als all die Wessis, die auf ihre Weise sich über das Geschehen "informierten".

Iss sowieso egal.

Daß mit der ukrainischen Regierung einiges faul ist – wie, nebenbei gesagt, weltweit mit sehr vielen Regierungen – ist mir bekannt; ich habe selbst ein Jahr lang in der Ukraine gelebt und bekam einiges davon mit (bin, wie mir einfällt, noch immer Co-Moderator einer Xing-Gruppe 'Deutschland-Ukraine'). Und auch sonst, schon nicht mehr in der Ukraine lebend, hab ich mich in allgemeinen Umrissen informiert. Es ist einiges faul; aber eben: nicht viel fauler als in so manchen anderen als zivilisiert geltenden Ländern.

Es begann mit dem Euromaidan. Nun gut, der Euromaidan war nur das Symptom einer allgemeinen Unzufriedenheit. Aber doch typisch: in die EU wollten die. Ohne eine rechte Ahnung zu haben, was die EU für eine Sache ist und wohin die Entwicklungstendenzen weisen. Man hätte sich, zum Beispiel, in jenem zur EU gehörenden einstigen 'Volk der Dichter und Denker' bei Vertretern jener ständig wachsenden Volksschicht umsehen und umhören können, die von der gnadenlos wachsenden Welle des wachsenden materiellen und seelischen Elends überrollt werden. Aber davon, was das bedeutet, wissen fast nur die Betroffenen selbst (und von ihren Landsleuten, die nicht oder noch nicht von jener Elendswelle überrollt sind, werden sie zum Teil nicht als vollwertige Menschen betrachtet und somit als nicht der Erwähnung wert).

Man will sich nicht von Rußland vereinnahmen lassen… Nun gut (abgesehen davon, daß Abgrenzung oder Nichtabgrenzung gegen Rußland eh ein jahrhundertealter Konfliktherd ist): Rußland ist tatsächlich ein recht problematischer Machtblock (auf seine Weise problematisch; wie die USA und die EU es auf ihre Weise sind); sogar viel problematischer, als all die Wessis, die nur wissen, daß die Russen Homosexuelle verprügeln, die Pussyriots eingesperrt haben und insgesamt sehr böse sind, glauben möchten.

Daß diese Machtblöcke sich, aus was für Gründen auch immer, in die Belange einzelner blockfreier Staaten einmischen und versuchen, sie zu vereinnahmen, ist nun mal so.

Und ich vermute, daß in dem derzeitigen Hexenkessel auch jene Machblöcke ihre jeweiligen Süppchen kochen.

Statt den Teufel mit Beelzebub auszutreiben hätte man konzentriert versuchen können, die Probleme vor Ort zu lösen. Dazu braucht es Klarheit.

Daß man, wenn eine gewisse Klarheit herrscht, auch mal demonstriert, um etwas energischer als nur mit Worten auf die Probleme aufmerksam zu machen – scheint mir gerechtfertigt. Wenn aber das Demonstrieren zum Dauerzustand wird und auf reine Konfrontation hinausläuft – ist einiges faul.

Was man "ukrainische Opposition" nennt ist sowieso ein Wirrwarr der verschiedensten – sich gegenseitig nicht immer wohlgesonnenen – Gruppierungen. Nationalisten gibt es da, Ultranationalisten; und sogar die Sitch, die Saporosher Kosaken, scheinen sich bemerkbar zu machen. Bei Facebook sah ich in diesem Zusammenhang die Wedergabe jenes berühmten Bildes von Repin (siehe Titelbild dieses Eintrags); und derjenige, der das veröffentlichte, fand diese Kosakerei offenbar gut.

Ich glaube nicht, daß die Kosakerei zu jenen fernen Zeiten wirklich so lustig war, wie das heute aussehen mag; aber ganz sicher weiß ich, daß sie heute garantiert fehl am Platze ist.

Was am Platze wäre, wären Denkkosaken. Aber eben die fehlen.

Und so kracht es halt.

Kann man nix machen.

So isses (in allgemeinen Umrissen isses so; hab, wie gesagt, aufgehört, die Sache im Einzelnen mitzuverfolgen).

***

Eben.

Nachtrag 8. November 2014

Viele Monate später also, nachdem sehr vieles passiert ist.

Daß der Maidan in ein Großes Chaos ausufern wird hatte ich richtig vorausgesehen. Ja nu, wie sollte ich es nicht voraussehen; das war nu mal nicht zu übersehen; höchstens Blinde konnten das nicht bemerken.

Vorhin schickte mir jemand das Link zu einem älteren Interview in der Leipziger Internet-Zeitung: "Was gerade in der Ukraine stattfindet, ist ein Putschversuch"

Erschienen am 13. Dezember 2013: also zwei Monate vor diesem Blogeintrag.

Der Artikel machte mir schlagartig bewußt, wie naiv und blauäugig ich damals die Maidan-Ereignisse betrachtete. Beschämend. Ich sah praktisch nur die Unzufriedenen, die da herumdemonstrierten und in die EU wollten; ja nu, darüber hinaus noch dies und das; aber doch: naiv und blauäugig.

Kein Trost, daß diejenigen, mit denen ich mich damals schon in Sachen Maidan herumzustreiten hatte, die Sache noch viel naiver und blauäugiger sahen. Nicht einmal blauäugig, sondern blind. Meist Wessis, die ihre Weisheiten aus der etablierten westlichen Presse holten.

Würde die arrivierte westliche Presse – der ich inzwischen, durch massive Erfahrung klug worden, kein Wort mehr glaube – ihrem Informationsauftrag nachkommen, so hätte ein solches Interview nicht nur irgendwo halbversteckt in einem Lokalmedium erscheinen dürfen, sondern darüber hinaus auch in irgendwelchen Spiegeln und Fokussen. Doch eben hier wurden auch schon damals die ukrainischen Tatsachen verdreht und umlogen.

***

Eben.

Samstag, Februar 08, 2014

Warum ich Sotchi boykottiere

Дюковский парк

Ich boykottiere Sotchi, weil ich zwar mit größtem Vergnügen mich selbst bewege, dafür aber nicht die geringste Lust habe, zuzugucken, wie andere sich bewegen.

Was es sonst noch für Gründe geben könnte, Sotchi zu boykottieren, interessiert mich nicht.

Sport und Politik gehören genau so wenig zusammen wie Kirche und Politik; auch wenn das aus unerfindlichen Gründen dauernd vermischt wird. Wer zugucken möchte, wie irgendwelche Leute um die Wette rennen und es sich leisten kann – möge getrost nach Sotchi fahren.

Mich nervt dieses lärmige Politikastertum.

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Mir wurde vorgeworfen, daß mir alles egal ist und daß ich gleichgültig zusehe, wie die Russen Homosexuelle verprügeln und insgesamt sehr böse sind und Menschenrechte verletzen.

Doch mir ist längst nicht alles egal. Die Situation in Rußland, aber auch in Deutschland und sonstwo, mitsamt Menschenrechtsverletzungen, den offenliegenden wie den versteckteren, interessiert mich sogar sehr; aber ich weiß auch, daß das alles viel zu kompliziert ist und differenziert, als daß man durch politisierendes Sportplatzgeschrei und künstlichen Aufbauschen einzelner Vorkommnisse irgendwelche Probleme erkennen und lösen könnte.

Und was speziell das hochgespielte Verprügeln von Homosexuellen betrifft: Dauernd werden alle möglichen Leute weltweit auf allen möglichen Straßen verprügelt. Generell ist das ausgesprochen schlecht, und man sollte dem einen Riegel vorschieben; ist klar. – Und dann gibt es noch Fälle einzelner Verprügelungen, ob schwer oder leicht, die man aus dem allgemeinen Verprügelungsreservoir herausgreift, um sie lautstark politisch auszuschlachten.

Würden die Homosexuellen rein privat ihre Homosexualität ausleben, so hätte vermutlich auch in Rußland kaum jemand etwas dagegen einzuwenden. Da sie aber daraus – gestützt durch den europäischen Gendermainstreaming-Unfug – eine andern aufzudrängende Ideologie machen und mit ihren Paraden und sonstigen Unternehmungen gezielt provozieren – gehen sie den Leuten auf die Nerven und fordern dadurch gelegentliche Überreaktionen heraus. Ist schlecht, aber verständlich.

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Wenn mehr Leute Sport treiben würden, statt anderen beim Sportmachen zuzugucken und aus dem Zugucken eine Religion zu machen, so würde die Atmosphäre vielleicht etwas klarer. Manchmal hat man den Eindruck, daß das gesamte Weltgeschehen sich in einen Sportplatz verwandelt mit alles verdeckendem stumpfsinnigem Gegröle. Vor lauter Grölen verliert man die Fähigkeit zu unterscheiden, was Sache ist und was nicht und braucht sich nicht zu wundern, wenn das unbeachtete unverstandene übergrölte Weltgeschehen einen überrollt.

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So isses.