Dienstag, Januar 29, 2013

Zum Fall Brüderle

"Wenn dem Kleinkind der Schnuller aus dem Bette fällt, beginnt es reflexhaft zu weinen. Und der kindgebliebene Erwachsene, wenn er ein Schlagwort hört, wirft sich reflexhaft in Positur und beginnt zu plärren; wobei der Inhalt seines Geplärre davon abhängt, welcher Herde er sich zugehörig fühlt."

(Wilhelm von Dorten)

Womit die Mechanik dieses "Skandals" in aller Knappheit umrissen wäre. Auf das Inhaltliche braucht man nicht einzugehen; denn wo das Denken durch bedingte Reflexe und Etikettenkleben ersetzt wird – wird der Inhalt zur unwichtigen Nebensache.

Det iss dann einfach nur noch komisch.

So isses.

Samstag, Januar 26, 2013

Das von Dorten’sche Manifest

Aufgeblasene Klugscheißerei find ich nicht minder unerquicklich wie gedankenloses Gebrabbel.

In meinem Elemente fühl ich mich dort, wo man

  • mit gedanklicher Disziplin locker zur Sache kommt

oder

  • bewußt in aller Lockerheit den Blödsinn auf die Spitze treibt.

(Wilhelm von Dorten)

So isses

Mittwoch, Januar 23, 2013

Vom Tiefschlaf und von eingefrorenen Aufwachmomenten

Es kann einen Fortschritt bedeuten – und meist bedeutet es einen Fortschritt – wenn man sich aufrafft und den Mut aufbringt, seinen Schmerz oder seinen Unmut in Worte zu fassen und mitzuteilen.

Ein Moment des Aufwachens ist das, bei dem einem dämmert: daß mit der gewohnten 'Normalität' wohl irgendwas nicht in Ordnung ist.

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Doch damit ein solcher Moment des Aufwachens in ein wirkliches Fortschreiten übergeht, kann solches nur ein sich mehr oder weniger lang – aber nicht allzulang – dahinziehender Übergang sein.

Macht man aus dem Schmerz- oder Unmutbekunden eine Religion, so mündet ein solcher Moment des Fortschritts in Stagnation und Rückschritt.

Dann trifft man sich etwa in 'Selbsthilfegruppen', wo man sich von früh bis spat gegenseitig die Wunden leckt und die 'normale Welt' bittet, 'einen doch bitte so zu nehmen, wie man ist' (hab ich mal hier näher unter die Lupe genommen)

Oder weiß nichts Besseres zu tun, als herumzudemonstrieren und alle aufzurufen, 'sich zu empören'.

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Zu den im berufsmäßigen Empörtsein, im Berufsdemonstrantentum oder Schlimmerem steckenbleibenden Aufwachmomenten sei gesagt:

Daß es weder die "Empörten" weiterbringt noch sonst zu irgendwas nütze ist.

Das reine "Dagegen" hilft schon seit langem nicht mehr; die Zerstörungskräfte sind stärker. Das langsam sich ausbreitende Berufsdemonstrantentum verhärtet nur die Fronten und beschleunigt das Herannahen der Katastrophen. Eine Zeitlang war wohldosiertes Demonstrieren sicher sinnvoll, da es weitere Kreise darauf aufmerksam machte: daß irgendwas nicht stimmt; bloß wurde es, wie nun mal alles in gedankenentleerten Zeiten, zu einer mechanisiert ablaufenden Institution:

Zwei Maschinerien im Kampf gegeneinander; ein Kampf, in dem sie sich letztendlich bloß gegenseitig stärken und gemeinsam normale lebendige Entwicklung verunmöglichen.

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Es fehlen Ideen; und selbst wo sie, die Ideen, mal entwickelt werden, verwandeln sie sich sofort in tote politische Programme: statt, daß man sie lebendig weiterentwickeln würde, um sie real in den immer spärlicher werdenden Möglichkeiten, und sei es in allerkleinsten Kreisen, hineinzuverkörpern.

Wir haben zu lange geschlafen und haben in unserem Tiefschlaf nicht gelernt, uns lebendig mit der lebendigen Realität auseinanderzusetzen. Und nun zappeln wir, wo wir aus dem Tiefschlaf heraus plötzlich aufmerken, bloß hektisch herum.

Und viele merken noch immer nicht, was los ist und was auf sie zu kommt. Manche verfügen nun mal über ausgeprägte Fähigkeiten, sich in ihrem Jetzt-Zustand zu verbarrikadieren und geflissentlich alles zu verdrängen, was dieses Jetzt in Frage stellen könnte.

Sich im Status der "Erfolgreichen" verbarrikadierende brave Bürger in Deutschland etwa verachten die dortigen Hartz4-Versager und sonstige "Asoziale" und verstehen gar nicht, daß ihr "Erfolgreichsein" an einem seidenen Faden hängt und daß sie sich in ein paar Monaten in genau der gleichen Lage wiederfinden können.

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Griffig kann man diese Jetzt-Hörigkeit der braven Bürgermentalität anhand der Endphase des zweiten Weltkriegs studieren. Die Amerikaner und die Sowjets standen vor der Tür; und die an die Unverrückbarkeit des Status quo gewohnten braven Bürgersleut' jagten und ermordeten unverdrossen abgeschossene amerikanische Flieger, Juden und Vaterlandsverräter, um kurze Zeit später, verhaftet und konfrontiert mit der Feststellung, daß das alles wohl nicht ganz richtig war, die Welt nicht mehr zu verstehen.

An dieser Mentalität hat sich eigentlich nicht viel geändert; bloß das es jetzt nicht ganz so spektakulär ist.

Die weitverbreitete geistige Unbeweglichkeit und das unhinterfragte Kleben am "Jetzt" ist eine der Wurzeln der immer wieder aufbrechenden Katastrophen. Für eine normale Entwicklung braucht es geistig bewegliche Menschen; und wo man schläft, entsteht beim Schlafwandeln nu mal allerlei Unheil; kann man nix machen…

Und auch das berufsmäßige 'Sichempören' ist, wie gesagt, ein Kleben am 'Jetzt'; ein Weiterschlafen nach kurzem Moment des Aufwachens; nur daß das Festkleben einen Schritt weiter geschah, als bei den braven Bürgersleuten.

So isses.

Freitag, Januar 11, 2013

Von Kriminellen und von anständigen Bürgern

affe

'... Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage…"

(Goethe)

Der Begriff 'kriminell' bezieht sich auf Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung der Lebensführung mit den geschriebenen Gesetzen.

Die geschriebenen Gesetze ändern sich. Vor gut siebzig Jahren gab es, zum Beispiel, in verschiedenen europäischen Landstrichen Gesetze, die verboten, bestimmte Vorfahren zu haben, bzw. jenen, die den Fehler begangen hatten, verbotene Vorfahren zu haben, Schutz zu gewähren. Diese Gesetzte sind inzwischen nicht mehr gültig; aber nur als Beispiel, wie die Gesetze kommen und gehen.

Für den braven Durchschnittsbürger ist von jeher ein braver Durchschnittsbürger derjenige, der mit dem jeweils gültigen Gesetze in Einklang lebt; und sowieso kann er, der brave Durchschnittsbürger, sich zu einem gegebenen Momente gar nicht vorstellen, daß es andere Gesetze geben könnte. Und da gilt nun die Kunst, sich im Rahmen der geschriebenen Gesetze so zu bewegen, daß man ohne Konflikte für sich den größtmöglichen Vorteil herausschlägt; und wo das gelingt, ist man brav und erfolgreich; ganz egal, wieviel Elend man dabei für andere schafft.

Daneben gibt es dann noch – um einen Goetheschen Ausdruck zu benutzen 'das Recht, da mit uns geboren'. Doch von selbigem ist, wie Goethe gleichfalls richtig anmerkt, 'leider nie die Frage'. Oder höchstens ganz mal am Rande.

Im günstigen Fall widerspiegelt eine Verfassung das das 'Recht, das mit uns geboren'. Bei den meisten Verfassungen in den sogenannten zivilisierten Ländern scheint das trotz Allem auch weitgehend, mehr oder weniger, so zu sein.

Doch das nützt alles nix, wenn

  • das geschriebene Gesetz durch Personen oder Kreise, die hierzu über die entsprechende – politisch oder wirtschaftlich gestützte – Macht verfügen, stellenweise nach Belieben außer Kraft gesetzt wird. Im Allgemeinen macht der brave Bürger mit seinem gesetzesbasierten Moralverständnis bei den Mächtigen eine Ausnahme: da sie nämlich über unangefochtene Macht verfügen, gehören sie in seinen Augen zu den "hochgradig Erfolgreichen"; und hochgradig Erfolgreiche dürfen sich außerhalb des Gesetzes stellen, ohne kriminell zu sein.
  • Das Gesetz beamtenhaft-stumpfsinnig so ausgelegt wird, daß 'Vernunft zu Unsinn wird, Wohltat zur Plage'. Wer unverschuldet auf solchen Wegen mit dem Gesetz in Konflikt kommt, der gilt für das brave Bürgerverständnis als Krimineller oder zumindest als Versager.
  • Die Formulierungen des geschriebenen Gesetzes von braven Bürgern systematisch nach Schwachstellen abgesucht werden, um sie, sich selbst zum Gewinn, für andere Bürger zu Unsinn und Plage werden zu lassen (besonders griffig zu studieren anhand der zur Zeit in deutschen Landen wütenden Abmahnungsseuche)

Die Hauptsache aber besteht allemale darin, daß der brave Bürger über klare Kriterien verfügt, wer als braver und wer als nicht braver Bürger zu betrachten iss.

So isses.