Es kann einen Fortschritt bedeuten – und meist bedeutet es einen Fortschritt – wenn man sich aufrafft und den Mut aufbringt, seinen Schmerz oder seinen Unmut in Worte zu fassen und mitzuteilen.
Ein Moment des Aufwachens ist das, bei dem einem dämmert: daß mit der gewohnten 'Normalität' wohl irgendwas nicht in Ordnung ist.
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Doch damit ein solcher Moment des Aufwachens in ein wirkliches Fortschreiten übergeht, kann solches nur ein sich mehr oder weniger lang – aber nicht allzulang – dahinziehender Übergang sein.
Macht man aus dem Schmerz- oder Unmutbekunden eine Religion, so mündet ein solcher Moment des Fortschritts in Stagnation und Rückschritt.
Dann trifft man sich etwa in 'Selbsthilfegruppen', wo man sich von früh bis spat gegenseitig die Wunden leckt und die 'normale Welt' bittet, 'einen doch bitte so zu nehmen, wie man ist' (hab ich mal hier näher unter die Lupe genommen)
Oder weiß nichts Besseres zu tun, als herumzudemonstrieren und alle aufzurufen, 'sich zu empören'.
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Zu den im berufsmäßigen Empörtsein, im Berufsdemonstrantentum oder Schlimmerem steckenbleibenden Aufwachmomenten sei gesagt:
Daß es weder die "Empörten" weiterbringt noch sonst zu irgendwas nütze ist.
Das reine "Dagegen" hilft schon seit langem nicht mehr; die Zerstörungskräfte sind stärker. Das langsam sich ausbreitende Berufsdemonstrantentum verhärtet nur die Fronten und beschleunigt das Herannahen der Katastrophen. Eine Zeitlang war wohldosiertes Demonstrieren sicher sinnvoll, da es weitere Kreise darauf aufmerksam machte: daß irgendwas nicht stimmt; bloß wurde es, wie nun mal alles in gedankenentleerten Zeiten, zu einer mechanisiert ablaufenden Institution:
Zwei Maschinerien im Kampf gegeneinander; ein Kampf, in dem sie sich letztendlich bloß gegenseitig stärken und gemeinsam normale lebendige Entwicklung verunmöglichen.
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Es fehlen Ideen; und selbst wo sie, die Ideen, mal entwickelt werden, verwandeln sie sich sofort in tote politische Programme: statt, daß man sie lebendig weiterentwickeln würde, um sie real in den immer spärlicher werdenden Möglichkeiten, und sei es in allerkleinsten Kreisen, hineinzuverkörpern.
Wir haben zu lange geschlafen und haben in unserem Tiefschlaf nicht gelernt, uns lebendig mit der lebendigen Realität auseinanderzusetzen. Und nun zappeln wir, wo wir aus dem Tiefschlaf heraus plötzlich aufmerken, bloß hektisch herum.
Und viele merken noch immer nicht, was los ist und was auf sie zu kommt. Manche verfügen nun mal über ausgeprägte Fähigkeiten, sich in ihrem Jetzt-Zustand zu verbarrikadieren und geflissentlich alles zu verdrängen, was dieses Jetzt in Frage stellen könnte.
Sich im Status der "Erfolgreichen" verbarrikadierende brave Bürger in Deutschland etwa verachten die dortigen Hartz4-Versager und sonstige "Asoziale" und verstehen gar nicht, daß ihr "Erfolgreichsein" an einem seidenen Faden hängt und daß sie sich in ein paar Monaten in genau der gleichen Lage wiederfinden können.
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Griffig kann man diese Jetzt-Hörigkeit der braven Bürgermentalität anhand der Endphase des zweiten Weltkriegs studieren. Die Amerikaner und die Sowjets standen vor der Tür; und die an die Unverrückbarkeit des Status quo gewohnten braven Bürgersleut' jagten und ermordeten unverdrossen abgeschossene amerikanische Flieger, Juden und Vaterlandsverräter, um kurze Zeit später, verhaftet und konfrontiert mit der Feststellung, daß das alles wohl nicht ganz richtig war, die Welt nicht mehr zu verstehen.
An dieser Mentalität hat sich eigentlich nicht viel geändert; bloß das es jetzt nicht ganz so spektakulär ist.
Die weitverbreitete geistige Unbeweglichkeit und das unhinterfragte Kleben am "Jetzt" ist eine der Wurzeln der immer wieder aufbrechenden Katastrophen. Für eine normale Entwicklung braucht es geistig bewegliche Menschen; und wo man schläft, entsteht beim Schlafwandeln nu mal allerlei Unheil; kann man nix machen…
Und auch das berufsmäßige 'Sichempören' ist, wie gesagt, ein Kleben am 'Jetzt'; ein Weiterschlafen nach kurzem Moment des Aufwachens; nur daß das Festkleben einen Schritt weiter geschah, als bei den braven Bürgersleuten.
So isses.