Donnerstag, Februar 25, 2010

Gedanken zu Schreiben, Copyright, Texteklau und damit verbundenes

Raymond

Ausführlicher habe ich mich dazu in meinem „Aktualisierungsblog“ geäußert.

In knappem Überblick sei folgendes gesagt:

  • Essayistik und Belletristik aus meiner Feder bzw. Tastatur, die mir über die Grenzen der eigenen vier Wände hinaus interessant scheint, veröffentliche ich ohne jede finanzielle Erwägungen, damit es jedem, dem das interessant sein könnte, zugänglich ist, und stellenweise veröffentliche ich es in solcher Form, daß man es bequem an allfällige weitere Interessierte weitergeben kann.
  • Mit meiner schreiberischen Tätigkeit strebe ich weder einen Status als „Schriftsteller“ an noch irgendwelchen finanziellen Gewinn.
  • Der offizielle Kulturbetrieb mit seinen Schriftstellern, Preisträgern und Preisverteilern interessiert mich höchstens insofern, als er neben der ins Kraut schießenden belanglosen Spielerei auch noch Ernstzunehmendes bieten kann. Die Zielgruppe meiner Schreiberei beschränkt sich auf die Sphäre derjenigen, die etwas damit anfangen können; schriftstellerischen Ruhm im Sinne der heutigen Auffassung strebe ich nicht an, im Gegenteil würde ich ihn sogar als störend empfinden, da solcher Ruhm die Sphäre der ehrlich Interessierten aufsprengen würde in Richtung auf ein Publikum, das sich für nichts interessiert und nur mitreden möchte; wodurch alles verwässert würde.
  • Im Hinblick auf diesen Kreis der ehrlich Interessierten betrachte ich mich als berufsmäßigen Schreiber.
  • Mit der Veröffentlichung meiner Arbeiten verbinde ich, wie gesagt, keine finanziellen Interessen und finde es in Ordnung, wenn sie ohne mein Wissen, aber unter meinem Namen frei weiterverteilt werden. - Womit ich aber unter keinen Umständen einverstanden wäre: daß irgendwelche Ehrgeizlinge sich mit meinen Texten schmücken, sie als dir ihrigen ausgeben. Diese Texte sind Produkte oder Nebenprodukte eines nicht ganz einfachen Entwicklungsweges, abseits allen persönlichen Ehrgeizes; einen solchen Mißbrauch würde ich als Beleidigung empfinden, gegen die ich mich gegebenenfalls zur Wehr setzen würde. Ich sehe das Copyright mehr von der Seite des Persönlichkeitsschutzes, weniger von der Seite des Finanziellen (wobei es mich natürlich zusätzlich noch ärgern würde, wenn irgendwelche Texteklauer mit meinen Texten verdienen würden, während ich selbst sehen muß, wie ich über die Runden komme).
  • In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die alte Frage nach dem Verhältnis zwischen Arbeit und Einkommen. Bewußte Auseinandersetzung mit den verheerenden Folgen der Kopplung von Arbeit und Einkommen im Bereich der kulturellen Entwicklung kann man natürlich von den Vertretern des offiziellen Kulturbetriebs nicht erwarten; die sehen det alles in wirrer Vereinfachung und sind sowieso nicht gemeint. Gemeint sein könnten etwa die Vertreter des Postulats eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“, da hier eine solche Auseinandersetzung - wie aus den griffigen Konsequenzen ersichtlich - zumindest im Hintergrund stattfindet oder stattfand. Versuche, ins Gespräch zu kommen, brachten allerdings nix; und es ergab sich der fatale Eindruck, daß man da hauptsächlich in Programmen lebt und sich mit deren Modifizierungen oder Durchführungsmöglichkeiten herumschlägt; was als Konsequenz einer gedanklichen Durchdringung natürlich ganz nett wäre, aber angesichts des Bedarfs an weitergehender gedanklicher Durchdringung doch nicht ganz das Wahre und ohne lebendigen gedanklichen Hintergrund möglicherweise zur Unfruchtbarkeit verdammt. Ich selbst seh die Sache nun etwas weiter, hab den Eindruck, daß da auch noch sehr viel gedankliche Feinarbeit geleistet werden muß; natürlich Hand in Hand, so weit das möglich ist, mit Durchführung im äußeren Leben, und ließ, mangels Gesprächspartnern, diese Frage erst mal beiseite (obwohl ich sie nach wie vor als sehr real und sehr dringlich betrachte)

Es gibt viel zu tun. Packen wir es an.

Prost.

Doppelnas

Nachbemerkung

Obige Darstellung fand Eingang in mindestens zwei Textsammlungen, die im PDF-Format in einem Online-Ordner abgelegt sind; und zwar in:

Vom schriftlichen Sichherumschlagen mit der Sprache

und

Verstreutes und Vermischtes aus dem näheren und ferneren Umfeld des Themenbereichs „Bedingungsloses Grundeinkommen“

♦♦♦ 

DE_E_Schreiben_fuer_Seinesgleichen



    Mittwoch, Februar 10, 2010

    Von neuen Kulturprinzipien

    Neue_Kulturprinzipien
     
    Schimpanse "Das, was wir machen, ist eine Summierung aus den Dingen, die wir erleben, lesen, mitkriegen und träumen. (...) Originalität gibt's sowieso nicht, nur Echtheit."

    "Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir"

    "Ich bin nur Untermieterin in meinem eigenen Kopf."

    Zitate Helene Hegemann, (wie man sagt: von anderen abschreibende; ich weiß es nicht, hab es nicht überprüft) deutsche Erfolgsautorin.
    Schimpanse

    Das ist nun ganz außerordentlich interessant.

    Daß irgendwelcher originell klingende Stuß von einem arrivierten Verlag angenommen wird, ohne daß jemand merkt, daß das eine Collage ist aus Zusammengeklautem, wundert mich weiter nicht; auch nicht, daß dann dieser in einem renommierten Verlag herausgebrachte Stuß – nach dem Prinzip „des Kaisers neue Kleider“ – in Wechselwirkung mit dem nicht minder urteilsunfähigen Publikum eine Eigendynamik annimmt und zum Bestseller wird. Das ist alles ganz normal; bedauernswert nur das ratlose Opfer, das nun schon selbst nicht mehr weiß, ob es denn nu eine hochgeniale Schriftstellerin ist oder nicht; mit dem man nun entweder noch etwas herumspielen wird, indem man die Collage aus Geklautem als „genial“ hinstellt (der Verlag dürfte, um sein Gesicht zu wahren, an einer solcher Richtung interessiert sein), oder die man vom literarischen Olymp in die Niederungen des Alltags hinunterstößt.

    Bekannt sind mit Kulturkreise auf dieser unserer Welt, wo noch etwas Gespür übrig ist für Substanz und Aufrechte, und wo man noch versteht, daß Schreiben auch mit Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat.

    In Deutschland vergißt man solches offenbar immer mehr. Das Wenige, was ich aus dem Umfeld der Affäre mit der abschreibenden Erfolgsautorin mitbekam (hab das nur ganz am Rande mitverfolgt; gibt interessanteres, als in diesen Morästen herumzuplantschen) deutet darauf hin, daß man in einer Atmosphäre völliger Ratlosigkeit und Orientierungslosigkeit und im verzweifelten Drang, doch endlich mal was wirklich Neues, Originelles zu bringen, die Individualitätslosigkeit zum Kulturprinzip erhoben hat….

    Sollen sie erheben…

    „Die Narrenkappe werf ich tanzend in die Luft,

    denn ich entsprang….“

    Schimpanse

    Nachbemerkung:

    Damit sei ausdrücklich nichts gegen das bedauernswerte Opfer dieses Kulturmorastes gesagt. Ihre Aussage "Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir" (sofern nicht auch abgeschrieben) deutet darauf hin, daß sie selber merkt, daß irgendwas nicht stimmt.

    Sie ist noch sehr jung; wenn man ihr helfen würde, dieses Aufmerken: daß irgendwas nicht stimmt – deutlicher zu fassen und darüber nach und nach zu sich selbst, zu ihrer Aufrechten zu finden – könnte sie es in ein paar Jahren vielleicht zu einer richtigen Schriftstellerin bringen (die dann natürlich niemand drucken würde, bzw. die möglicherweise auch selbst keinen Wert mehr darauf legen würde, in den allgemeinen Druckerschwärzemorast einzutauchen).

    Doch wer soll ihr in diesem Wirrwarr helfen können? Die Verleger und Literaturkritiker ganz sicher nicht; die blicken selbst nicht durch.

    Wünschen wir ihr denn, daß sie es, allen Widrigkeiten zum Trotz, irgendwann schaffen wird, „selbst von sich zu sein“.

    Schimpanse

    Noch eine Nachbemerkung

    Diesen Text findet man auch in der Sammlung " Vom schriftlichen Sichherumschlagen mit der Sprache"; im PDF-Format abgelegt unter https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/Schreiben.pdf

    Марсьёнок