Freitag, August 20, 2010

Kulturelle Wurzeln und bedingungsloses Grundeinkommen

(Beitrag von mir in einem Forum zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“, in das ich mich mal eingeklinkt hatte und kurz darauf wieder ausklinkte; Eingehen auf einen Beitrag, darin die Forderung aufgeführt wurde, man müsse sich auf die „kulturellen Wurzeln“ besinnen. Wider Erwarten wurde mein Beitrag nicht verstanden (damals lebte ich noch in dem Vorurteil, klar Formuliertes könne auch klar verstanden werden; inzwischen habe ich solche Erwartungen über Bord geworfen und leb seitdem viel ruhiger)

Doppelnas

Wenn man unter „Kultur“ das versteht, was ursprünglich darunter verstanden wurde, ist es zweifellos so, daß wir ohne Wiedergewinnung unserer „kulturellen Wurzeln“ nichts erreichen können und weiter frischfrommfröhlichfrei dem Abgrund entgegenschlittern werden.

Wenn man aber unter „Kultur“ das versteht, was man heute gemeinhin mit solchem Worte meint, wird das Beschwören solcher „Wurzeln“ uns auch nicht weiterhelfen.

Kultur im ursprünglichen Sinne ist ja nicht das, was wir in Büchern lesen, im Theater auf der Bühne sehen oder im Museum uns angucken. Kultur im eigentlichen Sinne ist die Entwicklung unseres lebendigen Verstehens unser selbst und unserer Umgebung sowie das durch solches lebendige Verstehen getragene äußere Geschehen. Bei solcher Entwicklung können diese und jene Bücher – so man sie richtig liest – eine Hilfe sein; für sich genommen hat das Lesen von Büchern – und selbst von solchen, die im Rufe stehen, ganz besonders gescheite Bücher zu sein – nix zu tun mit eigentlicher Kultur.

Zum Beispiel scheint mir, daß mit der Problematik um das „bedingungslose Grundeinkommen“ eng verknüpft ist die Problematik der Motivation zum Tätigsein; und eben im Bereich der Motivation kommt es durch die gewohnte Koppelung von Arbeit und Einkommen bei mehr zum Aufwachen neigenden Zeitgenossen zu ganz fatalen Knoten und Wirrnissen; hier, zum Beispiel, gäbe es sehr viel zu tun; nicht vermittels Konstruieren gescheiter Theorien natürlich, sondern vermittels verstehenden Beobachtens und Aufdröselns. Ganz im Sinne übrigens der eigentlichen „kulturellen“ Wurzeln. Und vieles andere mehr; und ohne bewußte Auseinandersetzung mit der Bewußtseinsproblematik, mit der „kulturellen“ Problematik bleiben auch die Bestrebungen zum „bedingungslosen Grundeinkommen“ einfach bloß ein politisches Programm neben anderen politischen Programmen; zudem ohne große Chancen auf Realisierung; während bei stärkerer Berücksichtigung der zugrundeliegenden „kulturellen“ Komponenten selbst bei Nichterreichen des gesteckten Ziels ein „Scheitern“ gar nicht möglich wäre, da der Gewinn an geistiger Beweglichkeit, an „Bewußtsein“ in verschiedenster Weise und in verschiedensten Richtungen immer sozial fruchtbar wird: „Der Geist weht, wo er will.“

Das Abdriften der Kultur ins Nachahmen der Kultur, in dem wir heute – meist ohne es zu merken – mitten drin stecken, wurde als Tendenz ja schon recht früh bemerkt und geschildert; und mir scheint, daß es nötig wäre, diese Driftbewegung bis zu ihrem fatalen Endpunkt retrospektiv nachzuverfolgen, damit wir besser verstehen, wo wir jetzt sind.

In diesem Sinne: Unter http://klamurke.com/filistr.htm findet man einen in diesem Zusammenhang relevanten Zusammenschnitt bezeichnender Aussagen aus einer Arbeit von Nietzsche (ich meine damit nicht Nietzsche als im Panoptikum der „Gebildeten“ herumstehende Wachsfigur, sondern als unter jenem Abdriften leidenden und es beobachtenden lebendigen Menschen)

Und ein unter dem Titel „Phrase, Konvention, Routine“ veröffentlichter Auszug aus einem Vortrag zu diesem Thema, der irgendwann um 1920 gehalten wurde: http://klamurke.com/phrase.htm

So viel, möglichst kurz und doch zu lang, über kulturelle Wurzeln sowie deren Nachahmen im Hinblick auf deren Bedeutung für die Problematik des Bedingungslosen Grundeinkommens.

So isses

Samstag, August 14, 2010

Gemeinsames und nicht gemeinsames

Gemeinsames ergibt sich nicht so sehr aus ähnlichen Lebensumständen, sondern viel mehr aus der inneren Haltung, von der aus man mit diesen Lebensumständen operiert.

Wenn jemand die sozialen Möglichkeiten, welche in unseren diplomgläubigen Zeiten durch, eben, ein Diplom gegeben sind, dazu nutzt, um sich nach bestem Wissen und Gewissen nützlich zu machen und seinen eigenen Weg zu schlagen, so ist er dadurch stärker mit solchen verwandt, die ohne Diplom und sonstige Absicherungen in sozialer Verantwortung eigene Wege gehen, als mit solchen, die mit einem oder gar mehreren Diplomen versorgt sind und sich bloß darauf ausruhen, vielleicht auch gedankenlos irgendwelchen gutbezahlten, eventuell sogar sozial schädigenden Berufen nachgehen.

Wenn ich, durch innere Not und wirre Lebensumstände getrieben, heute in Odessa, morgen in Tiflis, übermorgen weiß der Teufel wo bin, und dabei bemüht bin, einiges zu kapieren und andere an diesem Kapieren teilhaben zu lassen sowie mich sonstwie sinnvoll sozial einzubringen – so bin ich in dieser Unstetigkeit stärker mit solchen verwandt, die in relativ stabilen Lebensumständen, aber unabhängig vom „Mainstream“ sich ernsthaft um sinnvolle eigene Wege bemühen, denn mit solchen, die, vielleicht mit gutem Finanzpolster versehen, heute hier, morgen dort sind, sich keine Sorgen machen und einfach bloß das Leben genießen.

In diesem Zusammenhang sei auch noch das „alternativen Spießertum“ erwähnt; eine Sackgasse, in welcher Menschen, ohne sich innerlich zu wandeln, aus „Wandlungsbemühen“ heraus entstandene Lebensformen nachahmen oder irgendwelche Jargons übernehmen; und diese alternativen Spießer sind mitunter überheblicher und dogmatischer als der in anerkannten Lebensformen sich verbarrikadiert haltenden „Ur-Spießer“. Der zur Eigenbewegung neigende läßt sich in den Anfängen seiner Bemühungen durch das Seelenverwandtschaft vorgaukelnde Vokabular leicht mal in solche Sackgassen hineinlocken, aus denen er sich dann, von hochklingenden leeren Worten betäubt und verwirrt, sich selbst und andern fremd, mühsam wieder herauswurschteln muß. Vorgegaukeltes Gemeinsames hat nämlich die heimtückische Eigenart an sich, daß es das Leben noch viel schlimmer verkompliziert als die Einsamkeit durch ehrliches Fehlen von Gemeinsamkeit.

So isses.

Freitag, August 13, 2010

Freitag der dreizehnte

Die 13 ist eine Zahl, die, wie man sagt, einen gewissen Abschluß, ein Ende von irgendwas bedeutet oder beinhaltet. Nun gibt es Volks, für welches nur das existiert und existieren kann, was sie gewohnt sind; und um dieses Gewohnte herum sehen sie nur gähnende Leere, ein beängstigendes Nichts.

Solches Volks hat nun, so es diese Zahlenmagie ernst nimmt, furchtbare Angst vor der das Gewohnte bedrohenden Zahl 13; und ganz besondere Angst hat es vor einem Freitag, dem 13, welcher, wie es heißt, die abschließende Wirkung der Zahl 13 noch verstärkt.

Wer aber über das Gewohnte hinauszusehen vermag, der versteht, daß ein jeglicher Abschluß der Übergang ist zu irgendetwas Neuem, ein Einsetzen neuer Entwicklungen, ein Aufbruch nach neuen Ufern; und entsprechend wird er, so er die Zahlenmagie ernst nimmt, die Zahl 13 als Glückszahl betrachten; und entsprechend wird ein Freitag der 13. seine ganz besondere Sympathie genießen.

So isses.