Mittwoch, März 11, 2009

Die Krise


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Die Krise ist da.
Für Journalisten ist das gut, da man endlich mal wieder wat hat, worüber man jeden Tag schreiben kann, um ehrlich seine Brötchen zu verdienen; und auch für das die Massenmedien konsumierende Publikum isses gut, da nach all dieser auswegslosen Sattheit endlich mal ein Grund besteht, sich ehrlich Sorgen zu machen.
Ich selbst mach mir weiter keine Sorgen; für unsereinen, die wir in keine Schubladen reinpassen, wird es vermutlich auch weiterhin mühsam sein, uns durchs Leben durchzuschlagen; aber da man det so gewohnt ist, wird sich für uns denn nicht viel ändern.
Dafür stimmt jene „Krise“ mich eher optimistisch:
Da nämlich nunmehr die Säulen des Gewohnten offenbar nicht mehr so recht tragen wollen, da immer mehr in behaglichem Wohlstandsschlummer vor sich hin vegetierende Zeitgenossen erleben müssen, wie ihnen der Teppich unter den Füßen weggezogen wird – besteht doch immerhin eine leise Chance, daß manche oder gar viele anfangen, all die Selbstverständlichkeiten, in welche sie bislang eingekerkert waren, zu hinterfragen? Daß sie beweglicher werden? Daß sie, statt gedankenlos nachzuplappern, plötzlich anfangen zu denken? Daß darüber alle möglichen Seifenblasen platzen, in glitzerndem Prunk daherstolzierende Könige plötzlich nackt dastehen? Daß die Sicht frei wird und der Wille aufkommt, in echter Gemeinsamkeit sinnvolle Fortsetzungen zu finden?
Könnte doch immerhin sein… Die Mehrzahl unserer „zivilisierten“ Zeitgenossen war offensichtlich nicht willens, die Wände ihres erbärmlichen Behagens zu hinterfragen; dafür schufen sie, befangen in ebenselbigem Behagen, Bedingungen, welche ebendiese Wände nun wohl zerschlagen werden. Det scheint so in der Natur der „Sache“ (die zu ihrem lebendigen Funktionieren, scheint's, auf denkendes und gemeinschaftsfähiges Volks angewiesen ist) zu liegen, daß der aus unselbständigen Menschen sich zusammensetzende soziale „Organismus“ als Leiche früher oder später zerfallen muß.
Wenn nun der Zerfall der gewohnten tragenden Wände und Krücken so weitergeht, werden wohl nicht alle zum Denken kommen; vermutlich werden immer mehr brave ehrliche Bürger, da sie auf „richtig ehrlichen“ Wegen nicht mehr weiterkommen, in ehrlicher Kriminalität weitermachen; andere werden ehrlich den Verstand verlieren; und was es noch alles so gibt.
Aber eine Chance für einen sinnvollen Neuanfang ist immerhin mal gegeben.
Sehen wir denn mal, wie det sich so weiterentwickelt.
Prost
Diesen Text findet man auch in einer Zusammenstellung, die den Titel trägt "Wegmarken auf dem Weg in die Katastrophe"" und die man unter
https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/KL_Wegmarken.pdf
anschauen und/oder herunterladen kann.
Aus dem Vorspann
"Bewußt bin ich mir, daß zu dem Zeitpunkt, da ich diese Vorbemerkung in den Computer tippe (Ende April 2013), viele Zeitgenossen nicht recht verstehen werden, von welcher Katastrophe hier die Rede sein könnte.
Und im Herbst 2008, als die erste der hier veröffentlichten Notizen zustandekam, waren es zweifellos noch viel mehr.
Doch die Zeiten ändern sich; immer mehr von jenen, die von keiner herannahenden Katastrophe etwas merkten oder merken wollten, werden von deren sich ausweitenden und sich Platz bahnenden Fluten erfaßt oder direkt damit konfrontiert, oder entdecken aus sonstwelchen Gründen, daß irgendwas nicht stimmt."

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