Montag, September 06, 2010

Überführen der Notwendigkeit in die Zufälligkeit

Ein Satz, der mir bei ernsthafter Lektüre aufstieß und sofort meine Phantasie in weniger ernsthafte Gefilde abschweifen ließ:

„So bringt der Geist die Notwendigkeit in die Zufälligkeit.“

Aus dem Kontext war zwar klar, was gemeint ist: daß nämlich der Geist in einem wirren Chaos zufälliger wahrnehmlicher Gegebenheit Zusammenhänge, Gesetzmäßigkeit, Notwendigkeit zur Erscheinung bringt.

Klar war aber auch, daß außerhalb des Kontextes und bei entsprechender Intonation (bei Verlegen der logischen Betonung auf „Zufälligkeit“) der Satz genau das Gegenteil des hier gemeinten ausdrücken kann: daß der Geist nämlich, umgekehrt, gewohnte Gesetzmäßigkeit in die Zufälligkeit, ins Chaos überführt.

Das kann er ja tatsächlich; und eben das macht ihn, den Geist, so lustig.

Prost.

2 Kommentare:

Raymond Zoller hat gesagt…

Ich meine damit:
Um wirklich geistreich und geistig zu werden, muss man erst mal sich aus gewohnten Sichtweisen und Vorurteilen herauswurschteln, um frei zu werden für aus dem Moment geschaffene neue Sichtweisen. Auch hierzu braucht es schon Geist; und sogar ist das Sichherauswurschteln aus bereits Vorgedachtem sehr viel anstrengender als das Schaffen neuer Ordnungen. Dafür kann es, aus dem Distanzierungsprozess, Auflösungsprozess heraus zu ganz lustigen Momenten führen.
Das war in dem Kontext, aus dem das angeführten Zitat herausgerissen wurde, nicht gemeint; da ging es, umgekehrt, um das Hereinbringen von Notwendigkeit in die Zufälligkeit.

So isses.

Raymond Zoller hat gesagt…

Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass jener Satz in einem Buch des österreichischen Denkers Rudolf Steiner zu finden ist; genauer in "Erkenntnistheorie der Goethe'schen Weltanschauung".
Jene Arbeit find ich, in zeitgemässem Deutsch ausgedrückt, "echt geil" und les recht gerne darin herum; wieauch ich sonstige Bücher jenes Denkers immer wieder - so griffbereit - gerne zur Hand nehme.
Trotz aller Probleme, die ich mit seiner - für meine Begriffe - allzu durchdogmatisierten Anhängerschaft habe (nun ja, inzwischen weniger, da kaum noch Kontakte vorhanden); aber dafür kann er ja nix, und seine Arbeiten sind trotzdem nicht schlecht.
So isses.