Samstag, April 12, 2014

Asterix bei den Ukrainern

Ukrainisches

Freund Turchinov, der ukrainische Übergangspräsident, verkündet feierlich, daß für Anfang Mai, gleich nach den Wahlen, für Lwow eine gesamtukrainische Gay-Parade vorgesehen ist, die er persönlich anzuführen gedenkt.

Vielleicht werden, wie er hofft, sogar Gäste aus der EU und aus den USA teilnehmen; und selbstverständlich rechnet er damit, daß auch die Kollegen aus Svoboda, Udar und Batkivschina sich dazugesellen; wieauch man sich über die Teilnahme der einfachen Ukrainer freuen würde.

Die "einfachen Ukrainer" also, die wohl noch nicht alle zu den Höhen des europäischen Fortschrittes herangewachsen sind...

Und wir, die dem Fortschritt hinterherhinkenden unbedarfte Weltbürger, freuen uns denn an dem lustigen absurden Theater, das da vor unseren Augen abläuft.

♦♦♦

Erinnert mich irgendwie an eine Szene aus Asterix:

Ein penetrant romfreundlicher Gallierhäuptling (überall Aufschriften wie "Rome, sweet Rome") bei einem Rundgang mit seiner Suite:

"Und jetzt bauen wir ein Aquädukt.”

So Freund Turchinow (EU, sweet EU…):

"Und jetzt organisieren wir eine Gay-Parade"

Nachbemerkung:

Nach Verfassen und Veröffentlichen obiger Zeilen suchte ich auf der "Unian"-Seite nach diesem Artikel. Und wurde nicht fündig. Entweder er wurde entfernt, oder es hat ihn nie gegeben. Immerhin gibt es Photoshop und ähnliches.

Wie dem auch sei: Bis zu dem negativen Suchresultat hab ich all dem treuherzig geglaubt. Denn die Welt ist so angefüllt mit selbstverständlich hingenommener Idiotie, daß ich keinerlei Grund sehen konnte, dem nicht zu glauben (das sogenannte Postillon-Syndrom). Und zudem käme ein solcher Scherz – so es sich um einen solchen handelt – doch immerhin in die Nähe des Kernes der Sache.

Ob Fälschung oder nicht – so oder so betrachtete und betrachte ich diese Angelegenheit – gleich dem meisten Unsinn, dem man so Tag für Tag ausgesetzt ist – in erster Linie von der komischen Seite.

♦♦♦

Nach - Nachbemerkung

Ein Monat nach Verfassen obiger Nachbemerkung machte man mich darauf aufmerksam, daß obigere Mitteilung aus der ukrainischen Presse doch kein Fake ist und daß man Ähnliches auch in anderen ukrainischen Medien lesen konnte.

Iss aber egal. An der prinzipiellen Möglichkeit, daß ein solcher Unsinn heutzutage in der Presse veröffentlicht wird – daran kann ich aufgrund gemachter Erfahrungen nicht zweifeln. Und die Geistesart, die solche Veröffentlichungen möglich macht, ist unübersehbar vorhanden; ganz egal, auf welche Weise sie sich verkörpert.

2 Kommentare:

Ernst Tirckl-Wolff hat gesagt…

Der Verdacht wurde geäußert, daß du nicht nur von vornherein wußtest, daß jener ukrainische Bericht ein Fake ist, sondern daß du zu alledem das Fake selbst verfasset hast.

Bitte um Stellungnahme.

Raymond Zoller hat gesagt…

Richtig ist, daß ich weder von vornherein wußte, daß das ein Fake ist, noch daß ich das Fake selbst verfaßt habe.

Bei all dem realen Blödsinn, mit dem ich von Tag zu Tag bombardiert werde, ist mir inzwischen nichts mehr zu blöd, als daß ich es nicht glauben könnte; und was soll ich mir die Mühe machen, bei dieser Fülle an realem Quatsch noch zusätzlichen künstlichen Quatsch zu produzieren. Wenn jemand solche Mühe auf sich nimmt, so ist das sein Problem.

Ich aber wasche meine Hände in Unschuld und "lobe Gott, weil Gott die Welt so dumm als möglich schuf" (wie Freund Nietzsche das so sagt)