Montag, Mai 05, 2014

Deutscher Tiefschlaf vor und nach Odessa

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Screenshot von der Seite einer jungen Dame in einem sozialen Netzwerk (vermutlich "V Kontakte"):

Makabre Mischung aus Biederkeit und Schrecken. Von der Sorte gibt's viele.

In deutscher Übersetzung ihr Kommentar (im Original mit nicht ganz sauberer Interpunktion und merkwürdiger Getrenntschreibung) zu den Fotos der Ermordeten:

"Die geräucherte Hundertschaft. Ich fühle nicht das geringste Bedauern für diejenigen, die heute in Odessa verbrannt sind; nur leichten Unwillen: eigentlich hätte man sie aufhängen sollen"

Im deutschen Sprachraum macht sich immer mehr Volks bemerkbar, das den Politikern und den Massenmedien nicht mehr traut und verstehen will, was real in der Welt los ist.

Doch dann gibt es noch die schlafende Mehrheit…

Ob Odessa ein Weckruf sein könnte für diejenigen, die bislang schliefen?

Fänd schön, wenn es so wäre; dann wären die Leute in Odessa wenigstens nicht umsonst gestorben. Aufgrund gemachter Erfahrungen fürchte ich aber, daß das höchstens bei verstreuten Einzelnen der Fall sein wird.

Wer weiter schlafen will, dreht sich auf die andere Seite und schläft weiter. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier unter anderem dadurch, daß er Dinge, die er nicht sehen will, einfach nicht sieht oder zu irgendetwas umbenennt, das ihm besser in den Kram paßt.

Ich hatte ein paar unfreiwillige Diskussionen mit solchem Volks [einer davon Chefredakteur eines in manchen Kreisen vielgelesenen Blattes; eben der trieb es am schlimmsten. (Jenes sehr lehrreiche Gespräch hab ich in dem Blogeintrag „Von Photoshop, bösen Russen und sonstigen unsere Beachtung verdienenden Wesenheiten“ auszugsweise wiedergegeben)]; Information, die man ihnen vor die Nase stellt, wird unter irgendwelchen Schlagworten und Gemeinplätzen unbesehen beiseitegeschoben; Fakten, die sich aufteufelkommraus nicht mehr wegleugnen lassen, werden zurechtgebogen und in einen zusammenphantasierten neuen Kontext hineingezwängt.

Nicht, daß die Betreffenden bewußt lügen würden. Diejenigen, mit denen ich bis jetzt direkt zu tun hatte, sind einfach in solchem Maße in ihre Hirngespinste verliebt, daß sie nicht davon ablassen wollen.

Im deutschen Schlafraum scheint es nach den Odessa-Massaker etwas ruhiger; vielleicht überlegt man sich, wie man diese ungeheuerlichen Fakten zugunsten seiner Festgefahrenheit zurechtdeuten kann (einen solch offenen, alles vereinfachenden Zynismus nach Art der ukrainischen Faschisten können sie sich bei ihren Äußerungen in Deutschland zur Zeit ja noch nicht erlauben).

Vielleicht sind verstreute Einzelne an Odessa aufgewacht; die Masse dürfte weiterschlafen, bis die Realität auch sie am Kragen packt.

So isses

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