Mittwoch, Mai 14, 2014

Die Wurscht, Rußland und Europa

Wurscht

Übersetzung der Bildunterschrift:
"Europa ist nicht mehr das, was es war".

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Obiges Bildnis habe ich geklaut bei der russischen Nachrichtenagentur "Regnum". Die Frage wurde da behandelt, ob man der Wurscht in Rußland Auftritt- oder gar Einreiseverbot erteilen soll. Näheres weiter unten.

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Wenn ich Facebook überfliege auf der Suche nach lesenswerten Mitteilungen, erschlägt mich die Masse an Fotos von deutschen und russischen Männlein und Weiblein mit aufgemalten Bärten.

Und es stellt sich mir die Frage: ist denn diese Wurscht es wert, daß man ihm/ihr so massenweise Beachtung schenkt?

Selbst würde ich, nach kurzer Aufwallung von Überraschung, die Angelegenheit für mich als abgeschlossen betrachten, wenn das Fragen aufwerfende langhallende Echo nicht so allgegenwärtig wäre.

Schon merkwürdig, das Ganze. Weniger die Wurscht selbst denn vielmehr das Echo, das sie hervorruft.

Was die Reaktion in den russischsprachigen Medien sowie in meinem russischen Bekanntenkreis betrifft, so bemerkt man bei gebildeteren Russen ehrliche Verblüffung. Natürlich ist auch ihnen – denen das in der europäischen Kultur Veranlagte teilweise deutlicher sichtbar ist als den Europäern – klar, daß "Europa nicht mehr das ist, was es war"; aber die Wurscht hat trotzdem für Verblüffung gesorgt. Daß es so schlimm ist hätte man wohl nicht erwartet.

In diesem Kontext ist auch das exzessive Veröffentlichen bärtiger Frauenmänner, Männerfrauen in den russischen Medien verzeihlich.

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Für mich ist der Wurscht-Kult eine Art Kulturbarometer, das mir Dinge anzeigt, die mir eh nicht neu sind. Daß Europa futsch ist, weiß ich schon lange.

Allein schon die Tatsache: Daß da ein Wettbewerb veranstaltet wird, bei dem irgendeine Jury bestimmt, wer gut ist und wer weniger gut, und daß dann ganze Völkerscharen sich untertänig, aber lärmig dieser Jury anschließen – find ich so herrlich symptomatisch für unsere fortschrittlichen Zeiten; und besonders lustig auch, daß das dann noch mit dem Nationalitätsdenken verbunden wird; als habe man, nur weil man zu der betreffenden Nation gehört, selbst gesungen (wie in verwandten Fällen: als habe man selbst Fußball gespielt, sei selbst um die Wette gelaufen oder sonstiges, was in einer vernünftigen Zivilisation Privatsache wäre oder höchstens einen kleinen Kreis betreffen würde).

Und daß der Typ die grad moderne EU-Staatsideologie des Gendermainstreaming in sein Gemache mit einbaut (keine Ahnung, ob er tatsächlich transvestitische oder sonstige Neigungen hat, oder ob er das bloß ausgenutzt hat; iss auch egal) macht die Sache nur noch verrückter.

Viele lassen sich von dem Quatsch nicht einfangen; doch gibt es genügend Volks, das sich von den Massenmedien auch in Sachen Wurscht mitreißen läßt; das ist eine Wechselwirkung zwischen Herde und Hirt; und daß eine solche Presse und eine solche Wechselwirkung möglich wird ist eben eine Folge dessen, daß die mehr zu individueller Eigenständigkeit hintendierenden Anlagen der Europäischen Kultur niedergetrampelt wurden.

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Noch kurz zu oben angedeuteter Diskussion über ein mögliches russisches Auftrittsverbot für die Wurscht:

Es gibt da in Petersburg einen sehr rührigen Deputierten, Milonow mit Namen, der – meinem Eindruck nach – den (als verständliche Reaktion auf den westlichen Unfug) in Rußland aufgeflammten Widerwillen gegen die Genderei zur Karrieregestaltung nutzen will (nun, wie im Westen halt die Genderei selbst zur Karrieregestaltung genutzt wird) und sich dauernd mit irgendwelchen abstrusen Gesetzesvorschlägen bemerkbar macht. Eben er ist, es, der sich aktiv dafür einsetzt, daß man die Wurscht von Rußland fernhalten möge.

Aus was für Gründen auch immer.

Ich hab mich an anderem Orte in Russisch dazu geäußert und übersetz det nun einfach ins Deutsche.

Also:

Aber warum muß man auf eine solche Dummheit mit einer weiteren Dummheit reagieren? Wenn man offiziell ein Verbot ausspricht oder ein Verbot androht – so werden die westlichen Idioten das sogleich in dem Sinne interpretieren: daß diese Russen sie und ihre fortschrittliche Weisheit fürchten und von solchem Entsetzen gepackt wurden, daß ihnen außer Verboten schon nichts mehr einfällt. – Und daß sie selbst somit stärker sind als die Russen und auf dem einzigen rechten Weg in die lichte Zukunft. – Am besten, sich nicht einmischen und im Falle eines Falles sich einfach lustig machen. Ist viel überzeugender.

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So isses.

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